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Reinmar, ›Ich spriche iemer, swenne ich mac unde oͮch getar‹
C Reinm 95
IC Reinm 95 = MF 173,6
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 102rb
C Reinm 96
IIC Reinm 96 = MF 173,13
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 102rb
C Reinm 97
IIIC Reinm 97 = MF 173,20
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 102rb
C Reinm 98
IVC Reinm 98 = MF 173,27
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 102rb
C Reinm 99
VC Reinm 99 = MF 173,34
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 102va

Kommentar

Überlieferung: Das Lied ist im Reinmar-Korpus in C überliefert sowie, mit nur minimaler Varianz, als Teil des ursprünglich namenlosen Abschnitts der Reinmar-Sammlung in B (s. Korpuskommentar zu B). Burdach, S. 216, sieht die Str. III und IV als spätere Nachdichtungen und Auswechsel­stro­phen zu I und II. Dagegen wendet sich Vogt (MF/V, S. 421).

Form: 6a 4b / 6a 4b // 5c 4c 6c

Es liegen siebenversige Stollen­stro­phen vor. Die Alternation ist weitgehend regelmäßig. Überfüllt ist B IV,6. Ein Auftakt findet sich in BC IV,7. Der a-Reim von BC III wird im c-Reim der Folgestrophe aufgegriffen. Beide Strophen beginnen ferner mit den Worten Wart ie. Bei der in BC letzten Strophe reimt zudem der Abgesang an den Aufgesang an.

Inhalt: Minne- und Weltklage, in der der Sprecher über den unerfüllten Dienst klagt, gleichzeitig Fragen nach Lüge und Wahrheit aufwirft.

In der ersten Strophe beteuert das Ich seine Treue, auch wenn die Dame seine Bitte kaum wahrnimmt. Die Augen zeigen seine Aufrichtigkeit (zur Mehrdeutigkeit von V. 7 s. Apparateintrag).

Durch Lügen lässt sich die Dame nicht betrügen, und sollte sie ihn doch beim Lügen ertappen, möge sie ihn bestrafen – so die zweite Strophe. Die Aufrichtigkeitsbeteuerung wird dann doppeldeutig, wenn das Strafen (schupfen, vgl. II,4) mit erotischer Konnotation gelesen wird: Das Bitten und Klagen des Sprechers nimmt die Dame nicht wahr (vgl. Str. I), aber vielleicht reagiert sie auf seine Lügen?

Ein ähnliches Spiel mit Lüge und Wahrheit zeigt sich in der dritten Strophe: Erneut beteuert das Ich seine Beständigkeit, doch will er etwas heln (vgl. III,6) (zur Mehrdeutigkeit von V. 6 s. Apparateintrag). Das Versprechen, die Dame nicht umb ain/ein wort (III,7) anlügen zu wollen, greift die Wahrheitsbeteuerung durch die Augen in I,7 auf.

Wie am Ende der zweiten Strophe wird auch in der vierten Gott angerufen, hier als eine Instanz, die den (wahren) Willen des Ich kennt. Die letzte Strophe schließlich stilisiert die andauernden, durch die Dame verursachten Schmerzen als eine Gefahr für das Seelenheil. So steht die Aussicht auf Minnelohn parallel zur Hoffnung auf Erlösung, Minneklage wird zur Weltklage.

Sandra Hofert

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