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Reinmar, ›Des tages, do ich daz kru̍ze nam‹
C Reinm 125
IC Reinm 125 = MF 181,13
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 103rb
C Reinm 126
IIC Reinm 126 = MF 181,23
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 103rb
C Reinm 127
IIIC Reinm 127 = MF 181,33
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 103rb
C Reinm 128
IVC Reinm 128 = MF 182,4
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 103va

Kommentar

Überlieferung: Das Lied ist unikal im Reinmar-Korpus in C überliefert, wo es nach Hausmann, S. 267, zusammen mit dem vorangehenden Kreuzlied die Überlieferungsreihe y1 eröffnet (s. Korpuskommentar zu C). Die Zuschreibung an Reinmar wurde insbesondere von der älteren Forschung in Frage gestellt (eine Übersicht geben Moser und Tervooren [MF/MT] im Apparat). Maurer, S. 54–56, schreibt es Reinmar zu.

Lachmann und Haupt (MF/LH) trennen die letzte Strophe als Einzelstrophe des gleichen Tons ab.

Form: .4a .4b / .4a .4b // .5-c .6-c .8d .8d

Es liegen achtversige Stollen­stro­phen vor. Es gibt viele Füllungsfreiheiten; der letzte Vers des Lieds (IV,8) hat eine Hebung mehr. Moser und Tervooren (MF/MT) teilen die letzten beiden Verse je in zwei Verse auf, wodurch jedoch zwei Waisen entstehen. In der vorliegenden Edition orientieren sich die Versgrenzen am Reim, sodass die Darstellung mit Langversen gewählt wurde.

Inhalt: Kreuzlied, in dem der Sprecher das Verhältnis diesseitiger Minne und jenseitigem Heil verhandelt und das Gewinnen von Freude als Ziel formuliert.

Schon die erste Strophe entfaltet den Konflikt: Der äußerlichen Kreuznahme stehen personifizierte, sich nicht Gott verpflichtende Gedanken entgegen – ein Konflikt, an dem das Ich leidet, mit dem es jedoch nicht alleine ist.

Die zweite Strophe führt die Klage um die Wildheit der Gedanken weiter aus und verbindet sie mit der Angst vor dem Verlust der selde (II,5). Verzweifelt im Angesicht der sich auf (irdische) Freude richtenden Gedanken, ruft das Ich Maria um Hilfe an.

In der dritten Strophe werden den Gedanken zwar gewisse Zugeständnisse gemacht – sie haben ein eigenes Land, in das sie zeitweise gehen dürfen, solange sie rechtzeitig wieder umkehren, um die verursachten Sünden zu büßen. Doch steht am Ende die Angst vor der Übermacht ihrer Torheit.

So beklagt der Sprecher in der vierten Strophe, dass er zwar mal eine Nacht voller Freude erleben durfte (zum Tageliedbezug an dieser Stelle vgl. Wolf, S. 67f.), ihm nun der Weg zur Freude aber versperrt ist. Kasten versteht den letzten Vers als »Bestätigung der Ergebung in den Dienst Gottes« (S. 878); Kellner dagegen sieht in dem Ende den Ausdruck einer »unauflösbare[n] innere[n] Spannung« (S. 267): »Diesseitige Minnefreude und religiöses Heil erscheinen als Alternativen, zwischen denen der Kreuzfahrer schwankt« (ebd.).

Zu einem möglichen historischen Bezug vgl. Hausmann, S. 276f. Jackson, S. 151–158, sieht Parallelen zu C Hausen 25–28 et al.

Sandra Hofert

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