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Reinmar, ›Ich han hundert tusent herze erlost‹
C Reinm 145
I
IC Reinm 145 = MF 184,31
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 104ra
C Reinm 146
II
IIC Reinm 146 = MF 184,38
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 104ra
C Reinm 147
III
IIIC Reinm 147 = MF 185,6
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 104ra
C Reinm 148
IV
IVC Reinm 148 = MF 185,13
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 104ra
C Reinm 149
V
VC Reinm 149 = MF 185,20
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 104ra

Kommentar

Überlieferung: Das Lied ist im Reinmar-Korpus in C überliefert. Mit Ausnahme der ersten Strophe findet es sich zudem anonym in G1, wobei hier die Reihenfolge der Strophen vertauscht ist (C II–V entspricht G1 III, I, II, IV). Die Zuschreibung an Reinmar wurde von der Forschung bezweifelt; auch die Reihenfolge der Strophen sowie deren Zusammenhalt wurde diskutiert (eine Übersicht über die Forschungspositionen geben Moser und Tervooren [MF/MT] im Apparat). Maurer, S. 64–67, spricht das Lied Reinmar zu, setzt jedoch die in beiden Handschriften letzte Strophe an die dritte Stelle. Lachmann und Haupt (MF/LH) setzen jene Strophe als Einzelstrophe ab.

Form: 5a .4b / 5a .4b // .4c .4x .4c

Es liegen siebenversige Stollen­stro­phen vor. Die Waise in C IV greift den a-Reim von C I auf, jene aus C I reimt wiederum mit dem b-Reim der Folgestrophe. Überfüllt ist G1 III,4. Bei C III,5 / G1 I,5 mehrfacher Auftakt.

Inhalt: Minneklage, die mit Oppositionen wie Damals – Heute und Freude – Leid operiert, dabei den Sprecher in der Rolle des Freudenspenders für die Gesellschaft inszeniert, der sich und seine Rezipienten heilt.

Das Lied spielt mit dem Wechsel von Freude und Leid und eröffnet dabei verschiedene Zeitebenen: eine Zeit, in der das Ich fern der Dame Freude empfunden und anderen Trost gespendet hat (vgl. C I), sowie eine Zeit der Buße (vgl. C I,7), in der Trost für das Ich selbst und für die anderen unmöglich erschien (vgl. C II / G1 III) – beide werden als vergangen inszeniert. Die Zeit des Jetzt ist eine Zeit der Heilung: Das Ich will zu den Fröhlichen gehören (vgl. C II / G1 III, V. 1), um – wie einst – den senden (C III / G1 I, V. 2) Trost zu spenden. So inszeniert sich der Sprecher als Arzt und Patient zugleich und nennt fünf Heilmittel, die sowohl ihm selbst als auch anderen (Liebes-/Gemüts-)Kranken helfen sollen: minnevolle Worte (Dichtung), beste Absicht, Tanzen (G1: Lachen), Singen und Trost (vgl. C IV / G1 II).

Die in C letzte Strophe (in G1 fragmentarisch) stellt vergangene Freude und gegenwärtiges Leid einander gegenüber.

Cramer zählt alle Strophen mit Ausnahme der in C ersten zu den ›androgynen‹ Strophen: »Besetzt man einzelne oder alle androgynen Strophen mit weiblichen Sprecherrollen, so lassen sich die interessantesten Kombinationsspiele mit jeweils wechselnden Interpretationsperspektiven spielen« (S. 28).

Sandra Hofert

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