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Reinmar, ›Ungenade unde swas ie danne sorge was‹
C Reinm 155
IC Reinm 155 = MF 186,19
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 104rb
C Reinm 156 (157)
IIC Reinm 156 (157) = MF 186,29
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 104rb
C Reinm 157 (156)
IIIC Reinm 157 (156) = MF 187,1
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 104rb
C Reinm 158
IVC Reinm 158 = MF 187,11
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 104rb
C Reinm 159
VC Reinm 159 = MF 187,21
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 104rb

Kommentar

Überlieferung: Das Lied ist unikal im Reinmar-Korpus in C überliefert. Die Strophenreihenfolge ist mittels der Buchstaben a c b d am Rand vom Nachtragsschreiber ES korrigiert worden (die vorliegende Liedanlage folgt der Umsortierung). Auch die fünfte Strophe, für die der Hauptschreiber zunächst den notwendigen Platz ausgespart hatte, ist nachträglich hinzugefügt; ihre Initiale wurde nicht ausgeführt.

Form: 6a .3b 4-c / 6a .3b 4-c // 4x 3-d 4x 4-d

Es liegen zehnversige Stollen­stro­phen vor. Die Strophen II und V sind über einen Kornreim im neunten Vers miteinander verbunden (man : kan); Strophen III und IV über einen Kornreim im siebten Vers (niet : niht). Die Waise im neunten Vers in Strophe III reimt den b-Reim an (vermitte : sitte : bitte). Auftakt in II,10.

Inhalt: Frauenlied, in der die Sprecherin ihre Situation reflektiert und ihrem Werber gegenüber »zwischen Redeverbot und Redelizenz« (Kellner, S. 162) schwankt.

Die Dame sinnt über ihre abweisende Haltung dem Mann gegenüber: Im Herzen ist sie ihm zugetan, doch ihrer Ehre wegen muss sie ihn zurückweisen (vgl. Str. I). Seine Worte hat sie vernommen, doch auf seine Werbung eingelassen hat sie sich nie, vielmehr hatte sie ihm die Rede verboten (vgl. Str. II). Doch hatte der Mann nach dem Verfügen dieses Schweigegebots so jemerliche sitte (III,5), dass sie Mitleid mit ihm hatte. So ist ihr sein Bitten lieber als sein Schweigen (vgl. Str. III). Durch seine Worte erfährt sie Liebe und Leid zugleich, doch wird sie das ›Spiel‹ der Minne nie beginnen (vgl. Str. IV). Sie lobt seine Rede und bittet Gott, er möge sich seiner annehmen. Sie möchte seinen Sang hören. Was sollte das schaden, wo die Werbung doch keine Aussicht auf Erfüllung haben kann (vgl. Str. V)?

Das Lied wird von Ashcroft, S. 63, zu den ›dilemmatischen Frauenmonologen‹ gezählt. »Im Konflikt zwischen Minne und Ehre stellen die Worte und der Sang ein Drittes dar« (Kellner, S. 164): Das Dilemma zwischen êre und minne wird im Laufe des Liedes überwunden, der Sang so ermöglicht (vgl. S. 163f.).

Sandra Hofert

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