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Reinmar, ›Blatte unde krône wellent muͦtwillig sin‹
C Reinm 224
IC Reinm 224 = MF/MT Reinm LXIII
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 106vb
* * *
C Reinm 225
IIC Reinm 225 = MF 194,18
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 106vb
C Reinm 226
IIIC Reinm 226 = MF 194,26
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 107ra

Kommentar

Überlieferung und Lied­einheit: C überliefert unikal drei Strophen, die als Liedeinheit präsentiert werden (gleiche Initialfarbe und Nota-Zeichen neben der ersten Strophe). Die formale Ähnlichkeit der Strophen stützt deren Zusammenhang, wobei die Form der ersten Strophe weniger eindeutig ist als die der anderen. Inhaltlich findet ein Wechsel von einer sangspruchhaften ersten Strophe zu den beiden minneliedtypischen folgenden Strophen statt.

Autorschaft: Die Zuschreibung an Reinmar wurde insbesondere von der älteren Forschung angezweifelt (eine Übersicht über die Forschungspositionen gibt Tervooren, S. 95). Maurer, S. 78, schreibt die Strophen II und III Reinmar zu; für Str. I zweifelt er die Zuordnung zu Reinmar an (vgl. Maurer, S. 99), weshalb jene Strophe in MF/MT als Einzelstrophe unter ›Pseudo-Reinmar‹ geführt wird.

Form: .5a .5b / .5a .5b // .5-c .5d .5d .5-c

Es liegen achtversige Stollen­stro­phen vor, wobei die erste Strophe bei fünfhebig-alternierender Lesart von gemischten Daktylen durchbrochen wird und die Auftaktgebung vom Schema abweicht. Touber, S. 7, liest die Strophe vierhebig-daktylisch; Maurer, S. 99, alternierend mit Fünf- und Sechshebern. Im RSM V, S. 637, wird für die erste Strophe ein sechshebiger Aufgesang angenommen. Zu den verschiedenen Deutungen der Form dieser Strophe vgl. auch Tervooren, S. 97f.

Aarburg, S. 411f., sieht in den Str. II und III die wahrscheinliche Kontrafaktur eines Liedes von Gaucelm Faidit.

Inhalt: Lügenstrophe und Minneklage.

Alle Strophen sind von einer intensiven Bildlichkeit geprägt, wobei die Strophen II und III traditionelle Minnesang-Topoi aufgreifen (wie die Dame im Herzen und Minnekampf-Motivik), Strophe I dagegen beklagt sang­spruchartig das unrechte Verhalten der beiden herrscherlichen Gewalten blatte und krône und veranschaulicht dies als mundus inversus mit einer Adynata-Reihe.

»Lügen­stücke weisen auf eine paradoxe Welt [...]. Versteht man C 224 so, dann wiese die Strophe im Kontext mit C 225–226 auf die paradoxe Existenz des Minnesängers hin [...]. Minnedienst wird als wân, als Illusion begriffen, die wie eine Lüge vor der Erfahrung der Wirklichkeit zerplatzt« (Tervooren, S. 99). Auch das Motiv, dass die Dame durch die Augen in das Herz des Mannes eindringt und dort wohnt (vgl. Str. II, III), ließe sich hier als ein Adynaton verstehen (vgl. Tervooren, S. 100). Letztendlich bleibt jedoch der Strophenzusammenhang lose (vgl. auch Glauch/Kragl, S. 73).

Sandra Hofert

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