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Reinmar, ›Went ir hoͤren einen gemellichen strit‹
C Reinm 229
IC Reinm 229 = MF/MT Reinm LXIV,1
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 107rb
C Reinm 230
IIC Reinm 230 = MF/MT Reinm LXIV,2
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 107rb
C Reinm 231
IIIC Reinm 231 = MF/MT Reinm LXIV,3
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 107rb
C Reinm 232
IVC Reinm 232 = MF/MT Reinm LXIV,4
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 107rb

Kommentar

Überlieferung: Die Strophen sind unikal im Reinmar-Korpus in C überliefert. Von Maurer, S. 100f., wird das Lied Reinmar abgesprochen; Moser und Tervooren MF/MT führen es unter ›Pseudo-Reinmar‹. In MF/LH werden die Strophen im Anhang beigefügt, wobei die letzte Strophe als Einzelstrophe gesetzt ist. Bereits Birkhan, S. 201, und später Tervooren, S. 138f., hinterfragen die (formalen und inhaltlichen) Gründe, die zu den Zweifeln an der Zuschreibung an Reinmar geführt haben.

Form: 6a 5-b / 6a 5-b // 5-c 6x 5-c

Es liegen siebenversige Stollen­stro­phen vor. Der c-Reim in IV ist unrein; die Waise der gleichen Strophe greift das Reimwort des ersten Verses auf. Auftakt in I,3.5.7; II,2.4; III,7.

Inhalt: Wechsel mit narrativen und burlesken Elementen.

Die erste Strophe zeigt einen Mann und seine Frau im Ehestreit, bei dem der Mann nach einem Holzscheit greift, so die einleitende Erzählerstimme. Die Frau wirft ihm in der folgenden direkte Rede ein abenttu̍kelin (I,6) (vermutlich einen Seitensprung) vor. In der zweiten Strophe, in der sich die Frau nicht mehr direkt an den Mann richtet, gesteht sie ihre Liebe zu einem jüngeren Mann. In der dritten verwünscht sie ihren Ehemann, beklagt ihr Leid, das ihr von ihm widerfahren ist, und kündigt an, ihren Ehemann listenreich zu überwinden.

Die letzte Strophe schließlich ist aus der Perspektive des Mannes formuliert, der das Verhalten der Frau kritisiert. Wünscht sich die Frau in Str. III von Gott den Tod des Mannes, wünscht sich dieser jetzt, dass Gott die Frau retten möge, indem er sie aus dem Laster führe.

Während man die ersten drei Strophen als eine Parodie auf das Frauenlied verstehen könnte, eröffnet die vierte Strophe eine andere Lesart: »Hier spricht kaum der gehörnte Ehemann, sondern der Sänger« (Tervooren, S. 263), der »die Nutzanwendung und Moral der Erzählung vom Ehestreit« (ebd.) formuliert, sodass das Lied als »minnesängerische[] Ausprägung des bekannten Topos von der verkehrten Welt« (ebd.) lesbar wird.

Tervooren, S. 134–136, 138, versteht das Lied zudem als Rezeption der romanischen Gattung des chanson de mal mariée.

Sandra Hofert

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