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Reinmar, ›Ane swere ein froͮwe ich were‹
C Reinm 257
IC Reinm 257 = MF 199,25
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 108rb
C Reinm 258
IIC Reinm 258 = MF 199,36
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 108rb
C Reinm 259
IIIC Reinm 259 = MF 200,8
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 108rb
C Reinm 260
IVC Reinm 260 = MF 200,19
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 108rb
C Reinm 261
VC Reinm 261 = MF 200,30
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 108rb
C Reinm 262
VIC Reinm 262 = MF 201,1
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 108va

Kommentar

Überlieferung: Das Lied ist in CE im Reinmar-Korpus überliefert, wobei es in C das Korpus beschließt. Die Zuschreibung an Reinmar wurde insbesondere von der älteren Forschung angezweifelt (für eine Übersicht vgl. Tervooren, S. 49). Maurer, S. 87–89, schreibt es Reinmar zu.

Form: 2-a+(.)2-a 4b / 2-c+(.)2-c 4b // 2-d 3-d 3-e 3-e 5-e

Der e-Reim von Str. II greift den a-Reim von Str. I auf. Der c-Reim der ersten Strophe wird im c-Reim der letzten Strophe aufgegriffen, sowie als grammatischer Reim im c-Reim von Str. II und im d-Reim von Str. V.

C III,9 ist unterfüllt, Auftakt in III,2. In C IV,5 ist der Reim gestört.

Für V. 1 und 3 wurde Binnenreimdarstellung gewählt (vgl. Regel, S. 176f.), um sichtbar zu machen, dass hier teilweise zwischen Binnenreimwort und folgendem Wort durch Apokopierung Fugung erreicht werden kann (vor allem bei Hiat in I,1; IV,3). Der durch diesen Ausfall schwachtoniger Silben hervorgerufene Kadenz­wechseln im Reim (z. B. swer: were in I,1) begegnet in der Leichdichtung im Binnenreim z. B. bei C Bot 16 et al., C Wint 1 oder C Wint 2. In MF/V sowie MF/K werden zusätzlich V. 5f. als Vers mit Binnenreim zusammengefasst, vor allem um der Hebunszahl willen: durchgehende Vierhebigkeit im Aufgesang, symmetrische Hebungszahl der dann vier Verse des Abgesangs (5335). Eine Übersicht über die Deutungsvarianten der Form gibt Tervooren, S. 55.

Inhalt: Frauenlied.

Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, Reales und Imaginiertes gehen in diesem Frauenlied ineinander; »temporale und modale Kategorien« (Tervooren, S. 57) mischen sich.

Es spricht eine liebende Frau; ihr Geliebter wird als ein der Freude zugeneigter und Freude gewährender Mensch beschrieben (vgl. insbesondere Str. II) – doch bleibt die Vereinigung mit ihm eine von der weiblichen Sprecherin imaginierte; der Mann hat Abschied von ihr genommen (vgl. IVf.).

Zentrale Größe, die sowohl die Beziehung der beiden Liebenden prägt als auch ihre Relation zur Gesellschaft, ist die Ehre: Die Dame preist seine Tugenden und seine Ehre, welche gleichzeitig die ihren sind. Ihr Anblick bringt ihm Ehre (vgl. I,9) und Ehrgewinn geht mit Freude einher (vgl. III,3f.), doch ist das Wissen um seine große Ehre zugleich ihr hertzesere (VI,9). Sie will ihm Ehre erweisen, indem sie sich ihm fügt und auf ihn wartet (vgl. V,9). In seinem Dienst will sie den Hass schlechter Menschen aushalten (vgl. III,8f.).

Die Formulierung in Str. IV,5–9 stellt eine Verbindung her zu Walthers ›Lindenlied‹. Siehe auch Meyer, S. 121, der Stollenidentität von Reinmars Lied und C Wa 132–135 et al. annimmt; vgl. in diesem Zusammenhang ferner Mertens sowie Krohn. Zur Auseinandersetzung zwischen Walther und Reinmar siehe auch den Autorkommentar.

Ehlert, S. 51, hebt hervor, wie in dem Lied Motive, »die gewöhnlich der Männerrolle des konventionellen Mannesliedes eigen« seien, auf die Frau übetragen werden (wie Unterwefungsgesten, hyperbolische Lobpreisung des Partners, Treueversicherung, Segenswunsch des Partners). Den Gedanken Ehlerts aufgreifend, argumentiert Boll jedoch dafür, dass die Strophen keine »Umwertung aller Werte« (S. 441) zeigen: »im Mittelpunkt des Liedes [steht] der männliche Dienst um den Lohn der Dame« (ebd).

So kommen in dem Lied Frauenlied, Tage- und Abschiedslied, aber auch Werbelied zusammen.

Sandra Hofert / Simone Leidinger

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