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Reinmar, ›Mir ist ein not for allem mime leide‹
E Reinm 35 (247)
I
IE Reinm 35 (247) = MF 169,9
Überlieferung: München, UB, 2° Cod. ms. 731, fol. 182va
E Reinm 36 (248)
II
IIE Reinm 36 (248) = MF 169,21
Überlieferung: München, UB, 2° Cod. ms. 731, fol. 182vb
E Reinm 37 (249)
III
IIIE Reinm 37 (249) = MF 169,15
Überlieferung: München, UB, 2° Cod. ms. 731, fol. 182vb
E Reinm 38 (250)
IV
IVE Reinm 38 (250) = MF 169,27
Überlieferung: München, UB, 2° Cod. ms. 731, fol. 182vb
E Reinm 39 (251)
V
VE Reinm 39 (251) = MF 169,33
Überlieferung: München, UB, 2° Cod. ms. 731, fol. 182vb

Kommentar

Überlieferung: Unter Reinmar führt C ein vier­stro­phiges Lied, das in B namenlos tradiert, aber wohl Reinmar zuzuordnen ist (vgl. den Korpuskommentar); in E sind Str. II und III vertauscht, eine fünfte Strophe bildet den Schluss, auch im Detail unterscheidet sich diese Version von jener in BC (z. B. E II,3; III,1; IV,6). Die Abfolge der zwei Strophen, die A unter Niune tradiert, entspricht jener in E, auf Strophenebene liegt die A-Version mal näher an E (vgl. A I,2), mal näher an BC (vgl. A II,2f.).

Form: 5-a 4b / 5-a 4b // 4c 6c

Auftakt in E II,2/4. E IV,6 ist mit vier Hebungen unterfüllt.

Inhalt: Minne- und Gesellschaftsklage.

Mit einem Winter-Natureingang beginnen alle Liedversionen. Das Ich beteuert entweder, eine not verspüre es in diesem Winter nicht (so stark?), oder – AE I,2 kann auch kausal aufgefasst werden – seine not habe nicht der Winter verursacht. Jedenfalls hat es Besseres zu tun, als über Blumen zu klagen (I,6). Damit knüpft der Sprecher an die Tradition von Natureingängen an und setzt sich zugleich »in einer fast arroganten Geste« (Lieb, S. 195) der poetischen Reflexion davon ab. Um welche not es sich handelt, ist vorerst offen.

Der Beginn von Str. AE II / BC III klingt zunächst wie eine Minneklage: Das Ich findet keine tru̍we (BC III,1), obwohl es sie verdient hat. Im weiteren Verlauf klagt das Ich jedoch über die Gesellschaft, die es im Stich lässt: Niemand hilft dem Ich so, wie es selbst anderen hilt. Die A-Version endet hier und ist damit Gesellschaftsklage.

Auch in Str. E III / BC II fühlt sich das Ich von der Gesellschaft nicht unterstützt, zweites Thema ist der Liebesschmerz: Der Sprecher fragt, wann seine swere vorbei sein wird und wünscht sich den Rat wiser lu̍te (BC II,6). In E III,1 (Swie dicke ich gefrege guͦter mere) fragt das Ich nach guͦter mere, während es in BC II,1 (Swie vil ich gesage guͦter mere) selbst guͦter mere bringt und somit wie in Str. AE II / BC III die »fehlende Reziprozität [...] im kommunikativ-gesellschaftlichen Bereich« (Lieb, S. 194) beklagt.

In Str. BCE IV lobt das Ich seine Augen und sein Herz für die Wahl der Geliebten und beteuert seine Treue: Es wird wegen ihr weiterhin (sehr gerne, BC) kumber (IV,6) erleiden. Damit endet die BC-Version als Minneklage.

In E richtet sich eine fünfte Strophe wieder auf die Rolle des Ichs in der Gesellschaft: Sollte es dem Sprecher nicht möglich sein, einen Menschen mit stets boͤsem muͦte zum Lachen zu bringen, dann würde er ihn durch Lügen für sich gewinnen. Das würde das Ich selbst gutheißen. Die Strophe kann auch als Frauenstrophe aufgefasst werden (Schweikle, S. 359).

Simone Leidinger

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