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Johann von Brabant, ›Frowe, durh got, genade‹
C
C Brab 24
IC Brab 24 = HMS I 9 IX 1
C Brab 25
IIC Brab 25 = HMS I 9 IX 2

Kommentar

Überlieferung: Das Lied ist unikal in C überliefert und beschließt dort das Korpus Johanns von Brabant. Die rote Initiale von C Brab 25 suggeriert einen Zusammenhang mit der in der Handschrift vorhergehenden, formal aber völlig unterschiedlichen Einheit C Brab 21–23. Tatsächlich fehlt zu Beginn von C Brab 24 eine Kennzeichnung des Initialfarbwechsels, doch sind am Spaltenende nach C Brab 21–23 zwei Zeilen freigelassen.

Bemerkenswert ist auch, dass der Anfangsrefrain C Brab 24 mit einer schlichten Majuskel anstelle einer farbigen Schmuckinitiale beginnt. In Johanns Korpus dienen derartige Majuskeln typischerweise zur Kennzeichnung des Refrains, wenn dieser an einen strophischen Liedteil anschließt (wie z. B. in C Brab 25).

Boerma nimmt aus formalen und inhaltlichen Gründen an, dass die dem Korpus nachträglich hinzugefügte (vgl. Salowsky, S. 423) Strophe C Brab 16 ursprünglich Teil einer Einheit C Brab 16 24 25 war (vgl. S. 232f. sowie 238). C Brab 24 wäre somit nicht mehr unverhofft dramatischer Anfangs-, sondern als Höhepunkt vorbereiteter Endrefrain. In Zusammenschau mit dem handschriftlichen Befund legt Boermas These eine nachträgliche Hinzufügung der wohl im Verbund mit C Brab 16 aufgefundenen Strophen C Brab 24 25 innerhalb des Korpus nahe.

Die auf den ersten Blick nicht notwendig erscheinende Trennung der ursprünglichen Einheit könnte erfolgt sein, um Zwei­stro­phigkeit, nämlich im Fall von C Brab 16 24 25 eine Form »Strophe – Refrain – Strophe – Refrain«, zu vermeiden. Henkes-Zin weist nach, dass der auch für das Johann-von-Brabant-Korpus verantwortliche Schreiber AS (vgl. S. 27) zumindest in bestimmten Korpora von Drei- (Morungen) bzw. Fünf­stro­phigkeit (Neifen) als idealer Liedform ausging (vgl. S. 136).

Form: R 3-a .3b 3-a .3b // 3-c 3d / 3-c 3d // 3-e 3f .3-e 3f //R 3-a .3b 3-a .3b

Das Lied ist metrisch sehr regelmäßig. Auf einen Anfangsrefrain folgen im strophischen Teil zwei weitere Kreuzreime. Unterteilt man den Aufgesang in zwei Stollen, entspricht das Lied in etwa einem Virelai (vgl. den Autorkommentar), wenngleich Abgesang und Refrain keine gemeinsamen Reime aufweisen. Das Schema der vorliegenden Einheit verfügt außerdem über die höchste Anzahl an unterschiedlichen Reimendungen im Korpus. Auf die formale Übereinstimmung des strophischen Teils mit der Strophe C Brab 16 hat bereits Boerma (vgl. S. 232f. sowie 238) hingewiesen.

Inhalt: Im Anfangsrefrain fleht der Sänger um die Gnade seiner Herrin. Kommt ihr Trost zu spät, muss er sterben. Die rhetorischen Fragen an die Dame zu Beginn von Str. II zeigen an, dass der Sprecher ohne eigenes Zutun gefesselt und verwundet vor ihr steht. Wenn sie ihn nicht heilt, ist er verloren.

Agnes Amminger

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