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Gottfried von Neifen, ›Lob von mangen zungen‹
C
C Neif 88
IC Neif 88 = KLD 15 XXI 1
C Neif 89
IIC Neif 89 = KLD 15 XXI 2
C Neif 90
IIIC Neif 90 = KLD 15 XXI 3
C Neif 91
IVC Neif 91 = KLD 15 XXI 4

Kommentar

Überlieferung: unikal in C. Der C-Schreiber lässt keinen Raum für eine fünfte Strophe.

Form: 3-a 4-a 5b / 3-a 4-a 5b // 5c 4-d 4-d 5c

Hinsichtlich des Reims teilt sich das Lied in zwei Hälften: Str. I/II und Str. III/IV verwenden die gleichen Reimklänge. Auffällig ist die ansteigende Verszahl pro Stollen.

Inhalt: Gliederung ist offensichtlich in dieser Minneklage: Sie zeigt sich neben der Strophenform inhaltlich, sowohl auf Strophen- als auch auf Liedebene, z. B. in den Anreden an die Geliebte jeweils in V. 9 der Str. II–IV.

I ist ein Winternatureingang, der mit Kontrast und Analogie arbeitet: Dem Winter im Aufgesang korrespondiert die Liebessituation (Liebesschmerz) im Abgesang; die Sommernaturdetails im letzten Vers des ersten Stollens kontrastieren mit den Winternaturdetails im letzten Vers des zweiten (I,3: voglin, gruͤne[r] walt, I,6: rife, sne, winter kalt); das Herz des Ichs truret (I,8) analog zu allen anderen Herzen (vgl. I,7); der sehr rote Mund der Geliebten, der für das Ich anstelle des Sonnenscheins zu strahlen scheint (vgl. I,8–10), verweist zurück auf die anthropomorphisierte Natur im ersten Stollen, in dem die Vögel mit mangen zungen (I,1) singen. Str. II spielt mit den Möglichkeiten der pragmatischen und metapoetischen Sicht auf den Minnesang: Seinen erfolglosen Dienst begründet das Ich hier argumentativ geschickt mit der fehlenden (offenbar hinreichenden) Bedingung, dass die Dame seinen Gesang bisher nicht gehört habe. Es bleibt spielerisch offen, ob der Erfolg in der persönlichen Begegnung läge, oder – die passive Formulierung wêr min sank erklungen ir (II,4f.) deutet das an – ob die Kunst des Ichs zum Erfolg führte, gleich, durch wen sie vermittelt würde. (Von Kraus, S. 117, versteht die Stelle eindeutig: »wenn sie auf mein Singen gehört hätte«.) Jedenfalls: Das Ich ist bisher in Sorgen alt geworden, durch seinen Minnesang könnte es aber wieder jung werden. Im Abgesang von III wendet sich das Ich neben der Dame an die Minne, was mit einem thematischen Unterschied einher geht: Der Minne wirft das Ich seinen Liebesschmerz vor (vgl. III,7), an die Dame wendet es sich mit Lob und Hoffnung (vgl. III,8–10). Im Aufgesang von III thematisiert das Ich die Wunde seines Herzens, die ihm der Mund der Dame verursacht hat, der wie in I mittels Lichtmetaphorik (III,3: durlu̍htig rot) hervorgehoben wird. Str. IV baut auf dieses Motiv dadurch auf, dass das Ich sich einen Kuss als Heilmittel wünscht. Mit der Semantik vom under- und erwinden (vgl. IV,4f.) wird von der Dame ein dem beständigen Dienst des Ichs korrespondierendes Verhalten erwartet, das die Gegenseitigkeit der erhofften Liebesbeziehung betont. Die Anreden an die Dame in Str. II–IV und schließlich die an sie gerichtete Frage nu dur got, was han ich iu getan? (IV,10) halten die Behauptung des Ichs aus I präsent, die Geliebte habe seinen Gesang noch nie gehört. Die abschließende Frage betont somit noch einmal die Hoffnung des Ichs, dieses Mal werde sein Gesang ge- und damit erhört.

Simone Leidinger

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