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Friedrich von Hausen, ›Min herze unde min lip, die wellent schaiden‹
B B C
B Hausen 10
IB Hausen 10 = MF 47,9
B Hausen 24
IB Hausen 24 = MF 47,17
C Hausen 25
IC Hausen 25 = MF 47,9
B Hausen 11
IIB Hausen 11 = MF 47,25
B Hausen 25
IIB Hausen 25 = MF 47,33
C Hausen 26
IIC Hausen 26 = MF 47,25
C Hausen 27
IIIC Hausen 27 = MF 47,17
C Hausen 28
IVC Hausen 28 = MF 47,33

Kommentar

Überlieferung: Vier­stro­phig in B und C. Der Liedzusammenhang ist in B nach der zweiten Strophe durch einen Block an sechs Liedern unterbrochen, die in anderen Handschriften anderen Dichtern zugeschrieben sind und wohl durch ein Versehen des B-Schreibers falsch einsortiert wurden.

Form: Isometrische, durchgereimte Kanzonenform: .5-a .5b / .5-a .5b // .5b .5-a .5-a .5b

Reiner Reim in C I,2/4 (zit : lit) im Unterschied zu B Hausen 10, V. 2/4 (zit : wip). Keine durchgängige Alternation von betonten und unbetonten Silben in C II,4, aber in B Hausen 11, V. 4 (Ellipse von welle). II,6 hat zweisilbigen Auftakt. Gelegentlich kommt es zu Doppelsenkungen (z. B. mehrfach in B Hausen 11, V. 6 mit daktylischem Charakter: wie getorstest du aine an) oder beschwerten Hebungen (z. B. II,8: tru̍wen).

Inhalt: Kreuzlied. Zentrales Motiv ist die Trennung von Herz und Körper.

Dass Frauen- und Gottesdienst einander ausschließen, problematisiert gleich die erste Strophe als Zwiespalt im Ich, hauptsächlich als Trennung von herze und lip: Der Körper will gegen die Heiden kämpfen, das Herz bei der Geliebten bleiben; die Nähe zwischen Herz und Geliebter ist dabei in C I,4 (ie doch dem herzen ein wib so nahen lit) im Vergleich mit B Hausen 10, V. 4 (so hat iedoch das herze erwellet ain wip) gesteigert (vgl. oben zur Form). Hilfe erwartet das Ich von Gott (I,8). Str. II variiert den Konflikt und steigert ihn mit Klageruf und dreifacher Frage. Str. III kreist um die Hoffnung des Ichs, durch den Kreuzzug vom Liebesschmerz befreit zu werden. Die Verse III,3f. sind eventuell verderbt. Zotz, S. 115, folgt der Überlieferung und paraphrasiert: »Es wäre durchaus richtig gewesen, wenn es so verlaufen wäre (dass ich nämlich ohne swære auf Kreuzzug gegangen wäre), wenn mir nicht meine Beständigkeit (in der Liebe) einen Strich durch die Rechnung gemacht hätte«. MF/K ergänzt herze; ohne diese Konjektur wird das Herz indirekt ab III,6 mit dem Personalpronomen es unvermittelt zum Subjekt. Str. IV setzt sich deutlich von den vorhergehenden Strophen ab: Das Ich sagt sich von der Geliebten los, die Kreuzzugsthematik ist aufgegeben, die Dichotomie von Gottes- und Frauendienst ist ersetzt durch diejenige von vormaliger Liebe und gegenwärtigem Hass. Ungeklärt ist zudem die Bedeutung des Vergleichs mit dem sumer von triere (IV,6; zu den vielfachen Deutungsmöglichkeiten vgl. z. B. Fischer, überblickshaft Schweikle, S. 493–495, ausführlich Mowatt, S. 48–75).

Intertext: Möglicherweise liegt eine Kontrafaktur vor zu Ahi, Amours! com dure departie von Conon de Béthune, das 1188 zum dritten Kreuzzug aufruft (Zotz, S. 112f.). Sowohl formal als auch inhaltlich gibt es Parallelen zwischen beiden Liedern (vgl. ebd., S. 113–118, Räkel).

Simone Leidinger

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