Überlieferung: Das Lied ist (mit C Liecht 312–318) eines von zwei Liedern, die nur im C-Korpus Ulrichs überliefert sind, aus inhaltlichen Gründen jedoch zum ›Frauendienst‹ gerechnet werden (vgl. Bechstein II, S. 311, und von Kraus, S. 556).
Form: 4-a 5b / 4-a 5b // 5c 4-x 5c
Inhalt: Das Ich thematisiert Liebe sowohl in persönlicher Perspektive als auch in Ratgeberrolle als erotische Minnephantasie.
Das wünschen führt in Str. I zur Freude des Ichs, durch die es ofte wunnebernder froͤiden spil erlebt (I,7). Dieses froͤiden spil wird in Str. II–IV als Minnephantasie ausgeführt. So erzählt das Ich, wie es sich neulich nachts die Geliebte herbeigewünscht habe, worauf ein Wunder geschehen sei und es sie mit des herzen ougen (II,7) vor sich gesehen habe. Ihre Nähe habe das Ich erfreut und sein lip habe sich zahlreiche Freuden sus unde so mit ihr ausgedacht (III,3f.). Die personifizierte Minne wird in Str. IV zum Raum, der die beiden Geliebten eng umschließt und sie lehrt, Arme und Beine zu verflechten und ein lip zu werden (IV,7). Hyperbolisch bezeichnet das Ich die Liebeseinheit in Str. V als himelriche für Mann und Frau. Aus persönlicher Erfahrung, nämlich als minnewise[r] Ratgeber (VI,1), zieht es in Str. VI dieses säkulare Himmelsreich, in dem die Geliebten einander in die Augen sehen können, dem eigentlichen paradyse (VI,3) vor. Str. VII greift den gegenseitigen Blick in die Augen, der für Nähe steht, erneut auf, und zwar als Auslöser für guͤtlich tru̍ten unde ku̍ssen und die körperliche Liebe generell, die das Ich als Paralipse andeutet (VII,6f.).
Simone Leidinger