LDM -- Textsynopse

Niune, ›Junge unde alte, ir helfet alle froͤide meren‹

C Niune 4 (3)

C Niune 4 (3) = KLD 49 XVI 1

[ini #I|2|blau]#vnge #vn#d alte, ir helfet alle fr{o^ei|öu}de m#{e|ê}ren·,

d#c / d{u^i|iu} w#erlt no{h|ch} w#erde vr{o|ô}·.

niema#n kan v{u^i|ü}r tr{u|û}-/re#n be{#s#s|zz}ers niht gel{e|ê}re#n·;

d#c wei{s|z} ich v{u^i|ü}r w{a|â}r / al#s{o|ô}·:

volget, #swer {u^i|iu} t#vge#nde r{a|â}t·,

d{a|â} mit ir #s{o|ô} / gro^^{#s#s|z}e #vnfr{o^ei|öu}de m#vget v#erk{e|ê}re#n·,

d{a|â} d{u^i|iu} w#erlt / mit #vmbe g{a|â}t·. /

C Rotenb 43 (37)

C Rotenb 43 (37) = KLD 49 XVI 1

[ini J|3|rot]#vnge #vn#d alt, ir helfent alle fr{o^ei|öu}de m{e|ê}ren·, /

d#c d{u^i|iu} welt noch w#erde fr{o|ô}·.

niema#n kan f{u^i|ü}r / tr{u|û}ren be{#s#s|zz}er#s niht gel{e|ê}ren·;

d#c wei{s|z} ich / f{u^i|ü}r [del warheit wol del] w{a|â}r al#s{o|ô}·:

volget, #swer / i#v gebe den r{a|â}t·,

d{a|â} mit ir #s{o|ô} gro^^{#s#s|z}e [sup #vn sup]fr{o^ei|öu}de / m#vget v#erk{e|ê}ren·,

d{a|â} d{#v^i|iu} welt mi{tt|t}e #vmbe g{a|â}[ho t ho]·. /

A Niune 4 (3)

A Niune 4 (3) = KLD 49 XVI 1

[[1 Paragraphenzeichen am Rand (Liedbeginn)]][ini #I|1|blau]#vnge #vn#d alte, ir hel/fent alle vr{ei|öu}de m{e|ê}ren,

d#c d{#v^i|iu} welt noch werde vr{o|ô}·.

nieman kan v{u|ü}r tr{#v|û}/ren bezzers niht gel{e|ê}ren;

d#c weiz ich v{u|ü}r w{a|â}r al#s{o|ô}:

volget, #swer {#v|iu}{ch|} t{#v^i|u}gen/de r{a|â}t·,[[3 i¬{#v|iu}{ch|}~i$ Die Akk.-Form i¬iuch~i tritt zuerst im Md., ab dem 14. Jh. in fast allen Landschaftssprachen neben oder an die Stelle der alten Dat.-Form i¬iu~i, vgl. h¬25~hMhd. Gramm. § M 40; Gramm. d. Fnhd. VII, § 7.3.]]

d{a|â} mi{tt|t}e ir #s{o|ô} gr{o|ô}ze #vn<<vr{oi|öu}de m#vget verk{e|ê}re_t|n_·,

d{a|â} d{#v^i|iu} welt mit / #vmbe g{a|â}t·.

C Niune 5 (4)

C Niune 5 (4) = KLD 49 XVI 2

[ini W|2|blau]ir #s{i|î}n be{#s#s|zz}er fr{o|ô}, #s{o|ô} wir n{a|â}{h|ch} t#vge#nde#n rin-/ge#n·,

da#nne ein tr{u|û}re{k|c}l{i|î}che{#s|z} lebe#n·;

v{u^i|ü}r die / #sorge #s#vln wir tanze#n #vn#d #springe#n·;

di#se#n r{a|â}t / wil ich {u^i|iu} gebe#n·.

ich bin de#s gedi#nge#n fr{o|ô}·,

da{#s|z} / mir an d#er liebe#n #sol no{h|ch} wol gelinge#n·,

d{u^i|iu} mi{h|ch} / h{a|â}t betwunge#n #s{o|ô}·. /

C Rotenb 44 (38)

C Rotenb 44 (38) = KLD 49 XVI 2

[ini W|2|rot]ir #s{i|î}n be{#s#s|zz}er fr{o|ô}, #s{o|ô} wir n{a|â}ch t#vgen-/den ringe#n·,

da#nne #s{o|ô} wir tr{u|û}re{k|c}l{i|î}che#n / leben·;

f{u^i|ü}r die #sorge #s#vln wir tanze#n #vn#d / #singe#n·;

di#sen r{a|â}t wil ich i#v geben·.

%#Jch bin / des gedinge#n vr{o|ô}·,

d#c mir an der lieben #sol / gelingen#·,

d{u^i|iu} mich h{a|â}t betwunge#n #s{o|ô}·. /

A Niune 5 (4)

A Niune 5 (4) = KLD 49 XVI 2

[ini W|1|rot]ir #s{i|î}n bezzer vr{o|ô}, #s{o|ô} wir n{a|â}ch t#vgenden ringen,

danne ein / tr{#v|û}recl{i|î}che{s|z} leben·;

v{u|ü}r die #sorge #s#vlen wir tanzen #vn#d #singen·;

di#sen r{a|â}t // wil ich {#v|iu}{ch|}[[3 i¬{#v|iu}{ch|}~i$ Die Akk.-Form i¬iuch~i tritt zuerst im Md., ab dem 14. Jh. in fast allen Landschaftssprachen neben oder an die Stelle der alten Dat.-Form i¬iu~i, vgl. h¬25~hMhd. Gramm. § M 40; Gramm. d. Fnhd. VII, § 7.3.]] geben.

ich bin des gedingen vr{o|ô},

d#c mir an d#er lieben #sol noch wol gelin/gen,

d{#v^i|iu} mich h{a|â}t betwunge_|#n_ #s{o|ô}·.

C Niune 6 (5)

III

C Niune 6 (5) = KLD 49 XVI 3

[ini N|2|blau]iema#n kan mit #sw#{e|æ}rem m{#v^o|uo}te niht v#eren-/de#n·;

ich bin {#v|û}f gen{a|â}de fr{o|ô}·.

#s{e|æ}l{i|e}{g|c} w{i|î}{b|p}, ir / #s#vlt gen{a|â}de an mich wende#n·:

#s{o|ô} #st{e|ê}t mir d#c / h#erze h{o|ô}·.

ir #s{i|î}t wol dar z{#v^o|uo} ge#stalt·,

d#c ir m#vgt / i#n tr{u|û}r{i|e}{g|c} h#erze fr{o^ei|öu}de #sende#n·:

fr{o^ei|öu}de#n habt ir vil ge-/#Zwalt·. /

C Rotenb 45 (39)

III

C Rotenb 45 (39) = KLD 49 XVI 3

[ini N|2|rot]iema#n kan mit #sw{#e|æ}re_n|m_ m{#v^o|uo}te· niht v#eren-/den·;

ich bin {#v|û}f gen{a|â}de vr{o|ô}·.

#s{e|æ}l{i|e}{g|c} w{i|î}{b|p}, ir / #sult an mich gen{a|â}de wende#n·:

#s{o|ô} #st{e|ê}t mir da{#s|z} / h#erze h{o|ô}·.

ir #s{i|î}t wol dar z{#v^o|uo} ge#stalt·,

d#c ir m{#v^i|ü}-/get in>>tr{u|û}r{i|e}{g|c} h#erze fr{o^ei|öu}de #sende#n·:

vr{o^ei|öu}de#n vil ha-/bet ir gewalt·. /

A Niune 6 (5)

III

A Niune 6 (5) = KLD 49 XVI 3

[ini N|1|rot]ieman kan mit #sw{e|æ}re_n|m_[[1= mit KLD]] m{#v^o|uo}te niht v#erenden; /

ich bin {#v|û}f gn{a|â}de vr{o|ô}·.

#s{e|æ}l{i|e}c w{i|î}p, ir #s#vlt gn{a|â}de an mich wenden:

#s{o|ô} #st{e|ê}t mir daz / h#erze h{o|ô}·.

ir #s{i|î}t wol dar z{#v^o|uo} ge#stalt·,

d#c ir m#vg_|t_ in tr{#v|û}rec h#erze vr{oi|öu}de #senden:

vr{oi|öu}/den habt ir vil gewalt·.

C Niune 7 (6)

C Niune 7 (6) = KLD 49 XVI 4

[ini F|2|blau]r{ow|ouw}e, mir h{a|â}t {u^iw|iuw}#er #sch{o^e|œ}ne #vn#d / {u^iw|iuw}er g{#v^e|üe}te·

#s{#v^i|iu}fte#ns vil vo#n h#erze#n br{a|â}ht·.

#s{e|æ}-/l{i|e}{g|c} w{i|î}{b|p}, n#v tr{o^e|œ}#ste #schiere m{i|î}n gem{#v^e|üe}te·

alle / tage #vn#d alle naht· –[[3 kann nach oben und unten gezogen werden.]]

#s{o|ô} v#erg{i^^|i}{#s#s|zz}e ich {u^iw|iuw}er niht·. /

dar z{#v^o|uo} w{u^i|ü}n#sch ich, d#c d{u^i|iu} #s{e|æ}lde i#v{h|ch} wol be-/h{#v^e|üe}te·,

#swa{s|z} #s{o|ô} mir vo#n {u^i|iu} ge#schiht·. /

C Rotenb 46 (40)

C Rotenb 46 (40) = KLD 49 XVI 4

[ini #U|2|rot]r{ow|ouw}e, mir h{a|â}t i#vwer #sch{o^e|œ}ne #vnde / i#vwer g{u^e|üe}te

tr{#v|û}re#n vo#n dem h#erzen br{a|â}ht·. /

#s{e|æ}l{i|e}{g|c} w{i|î}{b|p}, n#v tr{o^e|œ}#ste #schiere m{i|î}n gem{#v^e|üe}te· /

alle tage #vn#d alle naht· –[[3 kann nach oben und unten gezogen werden.]]

#s{o|ô} v#ergi{#s#s|zz}e ich {u^iw|iuw}#er / niht·.

dar z{#v^o|uo} w{u^i|ü}n#sche ich, da{s|z} d{u^i|iu} #s{e|æ}lde {u^i|iu}ch / wol beh{#v^e|üe}te·,

#swie #io{h|ch} mir vo#n {u^i|iu} ge#schiht#·. /

A Niune 7 (6)

A Niune 7 (6) = KLD 49 XVI 4

[ini F|1|blau]r{ow|ouw}e, _|m_ir h{a|â}t {#vw|iuw}er #sch{o|œ}ne #vn#d {#vw|iuw}er g{#v^o|üe}te

#s{#v|iu}ftens[[1 i¬#s#vftens~i$ breitgezogenes Schluss-i¬s~i, um den Rand auszugleichen]] / vil vo#n h#erzen br{a|â}ht·.

#s{e|æ}l{i|e}c w{i|î}p, n#v tr{o|œ}#ste #schiere m{i|î}n gem{#v^o|üe}te

alle tage #vn#d alle / naht –[[3 kann nach oben und unten gezogen werden.]]

#s{o|ô} vergi{z|zz} ich {#vw|iuw}er niht.

dar z{#v^o|uo} w{u|ü}n#sche ich, d#c d{#v^i|iu} #s{e|æ}lde {#v|iu}ch wol beh{#v^o|üe}/te,

#swaz #s{o|ô} mir von {#v|iu}{ch|}[[3 i¬{#v|iu}{ch|}~i$ Die Akk.-Form i¬iuch~i tritt zuerst im Md., ab dem 14. Jh. in fast allen Landschaftssprachen neben oder an die Stelle der alten Dat.-Form i¬iu~i, vgl. h¬25~hMhd. Gramm. § M 40; Gramm. d. Fnhd. VII, § 7.3.]] ge#schiht·.

C Niune 8 (7)

C Niune 8 (7) = KLD 49 XVI 5

[ini M|2|blau]ich en<<wil d#er liebe#n g{#v^e|üe}te niht er<<la^^{#s#s|z}e#n·, /

ich betraht ir w#erde{k|ch}eit·.

#s{o|ô}ne k#vm ich // leid#er niend#er [del [exp #vf die exp] del] ir ze>>m{a|â}zen·:

#si i#st h{o|ô}he / #vn#d mir ze>>breit·.

doch ma{g|c} ich d#c niht / v#erl{a|â}n·,

#sin #s{i|î} iemer m{i|î}n gev#erte {#v|û}f allen / #str{a|â}{#s#s|z}en·,

d#c ir niht v#erge{#s#s|zz}en kan#·.[[1 Rest des Blattes freigelassen]][[3 Zu fehlendem pron. Subj. siehe h¬24~hMhd. Gramm. § 399.]] //

C Rotenb 47 (41)

C Rotenb 47 (41) = KLD 49 XVI 5

[ini M|2|rot]ich en<<wil der lieben g{u^e|üe}te niht· erl{a|â}{#s-/#s|z}en·,

ich betrahte ir werde{k|ch}eit#·.

#s{o|ô}n en/k#vme¦ich leider niend#er ir ze>>ma^^{#s#s|z}en·:[[3 Die dreifache Negation ist auffällig: i¬#s{o|ô}n k#vme~i?]]

#si i#st / mir ze>>h{o|ô}{h|ch}, ze>>breit·.

doch ma{g|c} ich des niht / v#erl{a|â}n·,

#si #s{i|î} iem#er m{i|î}n geverte {#v|û}f alle#n #str{a|â}{#s#s|z}e#n·,[[3 ›dass sie mich auf allen Wegen begleite‹. Es wäre im Mhd. Negation zu erwarten (h¬24~hMhd. Gramm. § 441), BMZ I, S. 951 führt die Stelle wie hier.]] /

d#c ich ir niht v#erge{#s#s|zz}en kan##·.[[1 Rest der Spalte (7 Zeilen) freigelassen]] //

A Niune 8 (7)

A Niune 8 (7) = KLD 49 XVI 5

[ini M|1|rot]ich enwil der lieben g{#v^o|üe}te niht erl{a|â}zen, /

ich betrahte ir werdecheit·.

#s{o|ô}ne k#vme ich leid#er niend#er ir ze>>m{a|â}zen:

#si i#st / h{o|ô}he #vn#d mir ze>>breit·.

doch mac ich des niht v#erl{a|â}n·,

#sin #s{i|î} iem#er m{i|î}n geverte / {#v|û}f allen #str{a|â}zen,

deich ir niht v#ergezzen kan·.

Kommentar

Überlieferung: parallel in C unter Rudolf von Rotenburg sowie in AC unter Niune. Die beiden Niune-Fassungen stehen einander textkritisch wesentlich näher (I,5; II,2; III,3; IV,2; V,4; V,6).

Form: Kanzone.

6-a 4b / 6-a 4b // 4c 6-a 4c

Auf- und Abgesang sind über Reimklang a verbunden. Überfüllt ist C Rotenb II,2, unterfüllt C Rotenb II,6. Die Form der Niune-Fassungen ist regelmäßiger, C Niune bietet fast durchgehend regelmäßige Alternation (mit Hiat in III,3; I,5. 6 sowie II,1 wären leicht zu bessern). Die Reimresponsion I,2. 4 zu II,5. 7 zu III,2 kann auch Armut des Reimklangs sein. Der Reim â : a in IV,2. 4 ist vermutlich dialektal bedingt.

Inhalt: Minneklage, die um das Problem der Freude bzw. Freudlosigkeit kreist. Str. I, II und V behandeln die Sache allgemein und vor aller Welt (›jung und alt‹, I,1); in Str. III und IV wendet sich das Ich direkt und bittend an seine Geliebte. Wie erotisch-dreist man sein Flehen deutet, ist eine Frage der Interpunktion (IV,4f.).

Florian Kragl