LDM -- Textsynopse

Walther von der Vogelweide, ›Her keiser, sit ir willekomen‹

A Wa 80

A Wa 80 = L 11,30; RSM ¹WaltV/3/3a

[ini _D|H_|1|rot]er kei#ser, #s{i|î}t ir willekomen! [[1 Paragraphenzeichen am Rand (Beginn des Spruchtons)]]

der k{#v^i|ü}nege / name i#st {#v|iu}{ch|} benomen·,

des #sch{i|î}net {#vw|iuw}er {c|k}r{o|ô}ne ob allen {c|k}r{o|ô}nen·.

{#vw|iuw}er / hant i#st {c|k}refte[rad · rad] #vn#d g{#v^o|uo}tes vol,

ir wellet {#v|ü}bel oder wol·,

#s{o|ô} mac #si[[3 i¬#si~i nimmt i¬hant~i (V. 4) wieder auf.]] beid{#v^i|iu} rechen / #vn#d l{o|ô}nen·.

darz{#v^o|uo} #sag ich {#v|iu}{ch|} m{e|æ}re:

die f{#v|ü}r#sten #sint {#v|iu}{ch|} #vndert{a|â}n;

#si ha/bent mit z{#v|ü}hten {#vw|iuw}er k#vnft erbeitet.[[3 i¬erbeiten~i swV. ›erwarten‹ (BMZ I, Sp. 175a)]]

#vn#d ie d#er %m{i|î}#s#sen{e|æ}re,

d#er i#st iem#er {#vw|iuw}er / {a|â}ne· w{a|â}n,

vo#n go{tt|t}e wurde ein engel e^^ ver<<leitet·.

B Wa 8

B Wa 8 = L 11,30; RSM ¹WaltV/3/3b

[ini H|1|rot]erre k{ai|ei}#ser, ir #sint willekomen·!

des k{#v^i|ü}n{i|e}ges na-/me i#st {#v^i|iu} benomen·,

des #sch{i|î}net {#v^iw|iuw}er kr{o|ô}ne ob allen / kr{o|ô}nen·.

{#v^iw|iuw}er hant i#st {c|k}reft{i|e}{g|c}, g{#v^o|uo}tes vol·,

ir _v{u^i|ü}|we_llent[[1=, Konjektur nach C]][[3 Die 2. Pl. Ind. Präs. wird im Alem. wie die 3. Pl. auf i¬-ent~i gebildet (vgl. h¬25~hMhd. Gramm. § M 70, Anm. 8).]] / {#v^i|ü}bel oder wol·,

#s{o|ô} m#vgent ir b{ai|ei}d{#v^i|iu} rechen #vn#d l{o|ô}nen. /

darz{#v^o|uo} #sage ich {#v^i|iu}{ch|} m{##e|æ}re·:

die f{#v^i|ü}r#sten #sint {#v^i|iu}{ch|} #vnd#er-/t{a|â}n·

#vn#d habent mit z{#v^i|ü}hten {#v^iw|iuw}er_ren|_[[1=, Konjektur nach AC]] k#vnft _are|er_-/b{ai|ei}tet[[1=, Konjektur nach AC]][[3 i¬erbeiten~i swV. ›erwarten‹ (BMZ I, Sp. 175a)]]

#vn#d ie der %m{i|î}#s#sen{##e|æ}re·,

der i#st iemer {#v^iw|iuw}er / {a|â}ne w{a|â}n·,

von go{tt|t}e wurde {ai|ei}n engel {e|ê} verl{ai|ei}tet·. /

C Wa 12 (11 [11])

C Wa 12 (11 [11]) = L 11,30; RSM ¹WaltV/3/3c

[ini H|2|blau]erre kei#ser, ir #s{i|î}t willekome#n·!

de#s k{u^i|ü}-/n{i|e}ges name i#st {u^i|iu} benome#n·,

des #sch{i|î}-/net {u^iw|iuw}er kr{o|ô}ne ob allen kr{o|ô}nen·.

{u^iw|iuw}er / hant i#st kreft{i|e}c, g{#v^o|uo}tes vol·,

ir wellent[[3 Die 2. Pl. Ind. Präs. wird im Alem. wie die 3. Pl. auf i¬-ent~i gebildet (vgl. h¬25~hMhd. Gramm. § M 70, Anm. 8).]] / {u^i|ü}bel oder wol·,

#s{o|ô} m#vget ir beid{u^i|iu} rehten[[2 i¬rehten~i$ i¬rechen~i Wa/Bei nach AB]][[3 i¬rehten~i swV. ›Gerechtigkeit handhaben‹, ›wieder auf das Rechte bringen‹ (BMZ II/1, Sp. 615b). Zu erwarten wäre mit Blick auf V. 5 eher ein Gegensatz zu i¬lônen~i.]] / #vn#d l{o|ô}ne#n·.

dar z{#v^o|uo} #sage ich i#v m{e|æ}re·:

die f{u^i|ü}r-/#sten #sint i#v #vndert{a|â}n·

#vn#d habent mit / z{u^i|ü}hten {u^iw|iuw}er k#vnft erbeitet#·.[[3 i¬erbeiten~i swV. ›erwarten‹ (BMZ I, Sp. 175a)]]

#vn#d ie der / %mi^^#s#sen{e|æ}re·,

der i#st iemer i#vwer {a|â}ne w{a|â}#n·, /

vo#n go{tt|t}e wurde ein engel e^^· verleitet·. /

Kommentar

Überlieferung: Die Spruchstrophe ist in A, B und C überliefert, wobei A gegenüber BC einige Varianten aufweist. Auch die Reihenfolge der Strophen macht wahrscheinlich, dass die beiden Hss. hier auf eine gemeinsame Vorlage *BC zurückgehen (vgl. zu *BC im Detail Wilmanns, S. 20–27).

Form: .4a .4a .5-b / .4c .4c .5-b // .3-d .4e .5-f / .3-d .4e .5-f (Walther von der Vogelweide, Ottenton [Feiner Ton]), siehe Tonkommentar.

Inhalt: Begrüßung des zum Kaiser gekrönten Königs, dessen Hand bestraft oder belohnt. Unter den huldigenden Fürsten hebt der Sprecher den ›Meißner‹ hervor: Eher würde ein Engel von Gott abfallen, als dieser vom Herrscher (V. 12). Die Stelle ist in Hinblick auf den Engelssturz ambivalent: Lob oder Schelte?

Sarah Hutterer