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Reinmar, ›Ich solt beliben sin‹
E
E Reinm 27 (239)
IE Reinm 27 (239) = MF 201,12
E Reinm 28 (240)
IIE Reinm 28 (240) = MF 201,19
E Reinm 29 (241)
IIIE Reinm 29 (241) = MF 201,26

Kommentar

Überlieferung: Das Lied ist unikal in E unter her reymar überliefert. Die Zuschreibung an Reinmar wurde insbesondere von der älteren Forschung angezweifelt (eine Übersicht über die Forschungspositionen geben Moser und Tervooren [MF/MT] im Apparat); Maurer, S. 90f., schreibt es Reinmar zu.

Form: Siebenversige Stollen­stro­phe: 4a .4b / 4a 4b // 5c 4c 6c

Die Hebungszahl des letzten Verses ist in jeder Strophe unterschiedlich: I,7 hat sechs Hebungen, III,7 sieben und II,7 vier (hier legt dabei auch der Inhalt eine Störung nahe). I,5 ist unterfüllt, Auftakt in I,4; III,6.

Inhalt: Minneklage. Das Lied konturiert die gegenwärtige Situation des Ichs im Kontrast zu einer vorherigen Beziehung. Durch uneindeutige Raum-Zeit-Angaben bleibt unklar, wie die beiden Beziehungen gewertet werden und ob »es sich um eine Liebesklage aus der Ferne (Fernliebe) oder um ein Klagelied vor dem Hintergrund einer früheren glücklichen Liebe« (Tervooren, S. 142) handelt. Die teilweise gestörte Überlieferung erschwert die Interpretation.

In Str. I beklagt das Ich, dass es dort hätte beliben (I,1) sollen, wo man es taugenlichen (I,2) darum bat. Die Überlieferung des Stropheneinstiegs ist gestört (vgl. das Reimwort und eventuell auch die Metrik: Hebungsprall am Strophenbeginn). Die selbstgewählte gegenwärige Situation an ein[er] ander[n] stat (I,4) ist mit Liebesschmerz verbunden, das Ich klagt in seiner Doppelrolle als Sänger und Liebender paradox darüber, den Schmerz niemandem klagen zu können.

In Str. II steht die gegenwärtige, von Gott gegebene swere (II,5) des Ichs in Opposition zu seiner (vormaligen?) grozze[n] liebe (II,2). Das Strophenende ist vermutlich verderbt (s. Apparateintrag). Womöglich distanziert sich das Ich mit II,7 vom Lob der vergangenen Beziehung.

Str. III treibt den Gedanken der Dienstaufgabe aus Str. I weiter: Wenn jemals ein anderer Mann Lohn von seiner jetzigen Geliebten empfängt, so stellt das Ich in Aussicht, wird es niemals mehr mit der Hoffnung auf Liebe einer Frau dienen. Die paradoxe Klage aus Str. I, den Liebesschmerz niemandem mitteilen zu können, ist nun als Auseinandersetzung mit Konkurrenten variiert: Nur andere können seine Dame sehen und zu ihr sprechen (III,1–3).

Sandra Hofert / Simone Leidinger

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