Überlieferung/Rezeption: Der Goldene Ton ist der am breitesten überlieferte Spruchton des Kanzlers: Sechs der elf in C tradierten Strophen sind bereits in der ›Basler Rolle‹ (B3) erhalten, drei von ihnen – das Schöpferlob und die beiden astronomischen Sprüche – kombiniert die Basler Liederhandschrift b im Rahmen einer jüngeren Barbildung. Parallelüberlieferung ohne Autorzuschreibung findet sich, allerdings in Form von nur einer Strophe, außerdem auch in N. Die Tonbezeichnung geht auf die Meistersinger zurück – der Goldene Ton ist im Übrigen der einzige Spruchton des Kanzlers, der von ihnen aufgegriffen wird (vgl. Brunner, S. 83).
Form: Kanzonenstrophe mit repetiertem Steg und drittem Stollen: .3-a .4b .3-a .4c .3d / .3-e .4b .3-e .4c .3d // .4f .3-g / .4f .3-g / .3-h .4i .3-h .4i .3i.
Melodie: In der Kolmarer Liederhandschrift sind gleich zwei Melodien zum Goldenen Ton tradiert, die eine charakterisiert als herlich hoch vnd swer, die andere als senfter vnd sußer zu singen (nach Brunner, S. 272). Da keine von beiden den dritten Stollen realisiert (vgl. die Melodiestrukturen in Brunner, S. 82), ist es »unwahrscheinlich, daß in den Melodiefassungen [...] die ursprüngliche Konzeption der Melodie bewahrt ist, sie scheint [...] gestört zu sein« (ebd., S. 83).
Stephanie Seidl