Überlieferung: Am umfangreichsten, nämlich in Form von 20 Spruchstrophen, ist der Hofton I des Kanzlers im Autor-Korpus von C überliefert; zwei dieser C-Strophen finden sich bereits in der ›Basler Rolle‹ (B3), die somit der älteste Überlieferungszeuge des Spruchtons ist. Ob auf die beiden im Rotulus tradierten Sprüche noch weitere des selben Tons folgten, ist aufgrund des fragmentarischen Zustandes der Handschrift nicht mehr zu erschließen. Eine zusätzliche Strophe ist anonym in N erhalten, die Autorschaft des Kanzlers ist jedoch nicht gesichert (als echt stuft sie Krieger, S. 11 ein, deutliche Einwände dagegen formuliert etwa von Kraus, S. 262f.)
Form: Kanzonenstrophe mit gedoppeltem Abgesang (AA // BB, vgl. dazu Brunner, S. 16, 82, 123): .4a .4b .4c .3d / .4a .4b .4c .3d // .4e .5-f .4e .5-f / .4g .5-h .4g .5-h. Die Stollen des Aufgesangs sind durch verschränkten Reim aufeinander bezogen, der Abgesang hebt sich durch seine abweichende Versfüllung und Reimstruktur deutlich von ihnen ab.
Tonbezeichnung: Der Ton firmiert in der Forschung sowohl unter ›Ton XVI‹ als auch unter ›Hofton I‹. Letztere Bezeichnung geht auf Heinrichs von Mügeln ›Ungarnchronik‹ zurück, die den Ton als nota curie mensurata Cancellarii rhetoris benennt (vgl. Zapf, Sp. 507). Die römische Ziffer dient der Unterscheidung von ›Hofton II‹, der in k fälschlicherweise dem Kanzler zugesprochen wird, höchstwahrscheinlich jedoch Sighart gehört (vgl. dazu Brunner, S. 123, Anm. 151; Rettelbach, S. 281).
Stephanie Seidl