Überlieferung: Die 24 Strophen des einzigen Spruchtons des Wilden Alexander sind fast ausschließlich im J-Korpus erhalten, wo sie nach dem dreistrophigen Weihnachtslied an zweiter Stelle stehen. Dazu tritt Parallelüberlieferung von J 4–6 (also den ersten drei Strophen des Tons) im C-Korpus (C 12–14), J 14 ist namenlos auch in N bewahrt.
Form: Die Strophe setzt sich aus gleich gebauten Hälften zusammen, die wiederum symmetrisch in zwei metrisch identische, schweifgereimte Teile à drei Verse zerfallen. In J 4, 5, 10, 11 und 12 sind alle Verse vierhebig und haben ausnahmslos männliche Kadenz; in den übrigen Strophen dominieren ebenfalls männliche Vierheber, doch kadenzieren V. 3 und 6 (dreihebig) weiblich bzw. – aufgrund der Hebungsgleichheit wahrscheinlicher – (vierhebig) klingend:
(.)4a (.)4a (.)4/(.)3-b / (.)4c (.)4c (.)4/(.)3-b // (.)4d (.)4d (.)4e / (.)4f (.)4f (.)4e
Auftakt ist häufig, aber nicht die Regel.
Musik: J überliefert zur ersten Strophe eine dorische Melodie, die zur Melismatik neigt. Der Aufbau variiert jenen der Textstrophe geringfügig:
αβγ / αβγ // δα1γ1 / δα1γ1
Inhalt und Binnengliederung: Die Sprüche behandeln sehr verschiedene Gegenstände (Religion, Minne, Sorgen des Fahrenden etc.), insgesamt überwiegt die religiöse Thematik. Auffällig – und im Kontext der Spruchdichtung des 13. Jahrhunderts bemerkenswert – ist, dass die größere Anzahl der Strophen nicht für sich steht, sondern Bindungen mit benachbarten Strophen eingeht. Die Kombinationen sind überwiegend inhaltlicher Natur (Thema, Motivik, Argumentationsgang), gelegentlich werden sie auch von Reimresponsionen (in den Strophen J 15f., 17f., 20–24; Details bei von Kraus, S. 3f.) gefestigt, was dazu führt, dass die Kombinationen von Fall zu Fall von unterschiedlicher Verbindlichkeit sind. Sie sind aber durchaus zu markant, als dass man sie ernsthaft infrage stellen möchte. Eine je verschiedene Aktualisierung dieser Bindungen im Vortrag ist nicht auszuschließen, etwa im Bereich der vier huote-Strophen (J 13f., 25f.) sowie generell in all jenen Fällen, bei denen der Zusammenhang der Strophen nur im Thema, nicht im Argumentationsgang gründet.
Florian Kragl