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Reinmar, ›Was hilfet mich, das ich ze vroͤmden vroͤden var‹ (B 28 29 30) Lied zurückDruckerTEI Icon

Kommentar

Überlieferung: Die offenkundig zu­sammengehörigen Minne­stro­phen BCD I–III stehen in B im Korpus Reinmars (Nachtrag z6 nach Hausmann, S. 65), in C dagegen im Korpus Walthers von Mezze. D wiederum überliefert – wie fast immer – keine Autorzuschrei­bung. In D folgt darauf eine vierte Strophe im selben Ton, die – als Weltabsage – thematisch abweicht (D 229). Dieselbe Strophe ist in C am Ende des Mezze-Korpus (C 31) ohne Rückverweis auf C 19–C 21 eingetragen. A wiederum kennt nur diese einzelne Strophe; sie steht hier, wie in C, unter dem Namen Walthers von Mezze.

Die Überlieferung gibt damit nicht klar zu erkennen, ob eher mit der Handschrift D ein ursprünglich vier­stro­phiges Lied anzusetzen wäre, das wegen seiner thematischen Bruchlinie sekundär die Lied­ein­heit verlor, oder ob doch den Handschriften ABC darin zu folgen wäre, dass entweder das drei­stro­phige Minnelied oder die einzelne Weltabsage-Strophe zunächst für sich stand. Schweikle neigt (nach Tervooren, S. 183) zu einer Verfasserschaft Reinmars: »Walther von Mezze habe einen Text Reinmars übernommen, eine Strophe hinzugedichtet und mit einer neuen Melodie versehen.«

Form: Die formale Konfiguration ist nicht ganz streng geregelt. Es liegt eine längere Kanzonenstrophe vor, deren Reimstruktur (mit einer Ausnahme: II,2 : 5 in BC) und Kadenzierung stabil ist; Hebungen und Auftakt variieren leicht, vor allem im Abgesang, auch innerhalb der Überlieferungszeugen von Strophe zu Strophe (vor allem in D, weniger stark in BC). Ein Näherungswert für ACD wäre:

.6a .4-b .4c / .6a .4-b .4c // .4-d .7e .4-d .5e .5-d .4e

In B ist V. 8 um eine Hebung reduziert, in D ist V. 11 vierhebig. Das Reimproblem in II,2 : 5 ließe sich so erkären, dass sowohl B als auch D auf eine C-ähnliche Vorlage je verschieden reagiert hätten.

Inhalt: Der Inhalt der drei Minne­stro­phen ist über weite Strecken topisch: Str. I verhandelt das Paradoxon, dass ér den Leute Freude spenden möge, wiewohl síe ihm diese vorenthält, Str. II kreist um die Entscheidung zwischen Reden und Schweigen, Str. III adressiert die gestörte Reziprozität zwischen dem Ich und der Geliebten, abschließend wird doch die Hoffnung auf ihren Gruß formuliert – in BC deutlich optimistischer als in D. BCD unterscheiden sich nur in Details, vor allem D geht im Wortlaut – wie auch schon formal – gegenüber BC eigene Wege.

Ähnliches gilt für die geradezu topische Weltabsage: Das Ich will der Welt entrinnen, klagt ihre Wandelbarkeit, Undankbarkeit, Ungerechtigkeit an, die Fassungen variieren wiederum nur in einem engen semantischen Rahmen, originell ist jedoch die Idee (ist es einfach ein Fehler?) in D, wo nicht die Welt dem Ich (so AC), sondern dieses der Welt urloup geben möchte.

Sonja Glauch / Florian Kragl

Kommentar veröffentlicht am 01.01.2016; zuletzt geändert am 04.03.2020.
Gehört zur Anthologie: Minne- bzw. Werbelied
 B Reinm 28 = KLD 62 VI 1Zitieren
Digitalisat
Weingartner Liederhandschrift (Stuttgart, LB, HB XIII 1), pag. 67
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 B Reinm 29 = KLD 62 VI 2Zitieren
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Weingartner Liederhandschrift (Stuttgart, LB, HB XIII 1), pag. 67
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 II
 
 B Reinm 30 = KLD 62 VI 3Zitieren
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Weingartner Liederhandschrift (Stuttgart, LB, HB XIII 1), pag. 67
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 III
 
 
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