LDM -- Strophensynopse

Frauenlob (Heinrich von Meißen), ›Von hoher abentewer ein susse wirdigkeit‹

f *Frl/81r 36

f *Frl/81r 36 = KLD 65 I 1

Überlieferung: Weimar, Herzogin Anna Amalia Bibl., Cod. Quart 564 , fol. 87r

[rub Ein a{nn|n}der w{ey|î}{ß|s} rub]/

_[ini [om . om]|1|]|V_%On h{o|ô}her {a|â}{b|v}ent{ew|iu}{r#r|re} ein #s{u|üe}{#s#s|z}e w{i|e}r=/d{i|e}{g|c}{k|h}eit [[3 i¬Von h{o|ô}her {a|â}{b|v}ent{ew|iu}{r#r|re}~i$ vgl. in C: i¬{u|û}{s|z} h{o|ô}her {a|â}#uent{u^i|iu}re~i ›durch hohe Fügung‹ (LsM, S. 361).]]

h{a|â}t %m{y|i}nne an mir z{u|e}>>l{i|ie}{ch|h}te {p|b}r{a|â}{ch|h}t –

ich / #s{eu|iu}f{tz|t}e {au|û}{ß|z} her{tz|z}e_m|_<<liebe, {w|sw}enn %#Jch den_n<<b|k_e>>dar: /

%D{o|ô} #sie mir ga{b|p} z{u|e} m{y|i}#nn{i|e}{g|c}l{i|î}cher arbeit, [[3 i¬zu myniglicher arbeit~i ›zur Bewährung in der Liebe‹ (LsM, S. 361).]]

als ich in / wun#sch {ee|ê} het ged{a|â}{ch|h}t·,

#s{o|ô} zart ein w{ey|î}p·, des %#Jch mich / {y|i}mer_#r|_ r{u^i|üe}men {th|t}ar /

%#Vnd doch al#s{o|ô}, da{s|z} _|e{s|z}_ %#Jr i{ch|h}t z{u|e} v{a|â}re>>#st{e|ê}·. [[3 ›und dabei auf solche Art und Weise, dass es ihr nicht unaufrichtig vorkomme‹ (vgl. zu i¬ze vâre~i Le III, Sp. 21).]]

#sie ga{b|p} in / gr{o|ô}{#s#s|z}er liebe mir ein r{ei|î}che{s|z} w{ee|ê};·

da{s|z} m{u|uo}{ß|z} ich // tragen {y|i}mer>>m_#er|{e|ê}_·, [[1=, Konjekturen nach C und (teils) f(65v)]]

enr{u|uo}ch, wem e{s|z} z{u|e} her{tz|z}en g{ee|ê}. /

f *Frl/81r 37

f *Frl/81r 37 = KLD 65 I 2

Überlieferung: Weimar, Herzogin Anna Amalia Bibl., Cod. Quart 564 , fol. 87v

Mich {p|b}at m{ei|î}n m{u|uo}t, da{s|z} ich der lieben kunde nam.

#s{o|ô} / wol #vnd wol mich {y|i}mer>>m{e|ê}_r|_!

m{ei|î}n #uoll{e|iu} gir, m{ei|î}n / {eu|öu}gel<<w{ey|ei}de· #vnd a{ll|l} m{ei|î}n h{ay|ei}l – /

%D{o|ô} #sie mir durch m{ei|î}n {au|ou}gen in m{ei|î}n her{tz|z}e kam, /

d{o|ô} m{u^:|uo}#st ich werben {p|b}a{ß|z} denn {ee|ê}

gegn#n der #uil / {c|k}l{a|â}ren l{o|ô}#sen al#s{o|ô} lange ein t{ai|ei}l. / [[3 i¬lôs~i Adj. ›anmutig‹ (Le I, Sp. 1956).]]

%Her{tz|z} #vnd #s{y|i}nne {p|b}{o|ô}t ich %#Jr z{u|uo} d{i|ie}ne#st hin,

a{ll|l} / m{ei|î}n#er fr{eu|öu}den #vr#sprin{ck|c} #vnd ein anbeg{y|i}{nn|n}.

#sie / ga{b|p} mir, des ich {y|i}m#mer {p|b}in

fr{o|ô}· – #vnd i#st doch m{ei|î}n / #vngewin. /

f *Frl/81r 38

III

f *Frl/81r 38 = KLD 65 I 3

Überlieferung: Weimar, Herzogin Anna Amalia Bibl., Cod. Quart 564 , fol. 87v

Re{ch|h}t als ein r{o|ô}#se, d{ie|iu} #sich {au|û}{ß|z} %#Jr cl{o|ô}#sen l{a|â}t·, [[1 i¬als~i$ i¬s~i gebessert?]]

{w|sw}e#nn / #sie des #s{u^i|üe}{#s#s|z}en t{aw|ouw}es gert·,

#s{o|ô} {p|b}{o|ô}t #sie mir %#Jr zucker/#s{u^i|üe}{#s#s|z}en r{o|ô}ten munt. /

%{W|Sw}a{s|z} {y|i}e kein man z{u|e}r welte wunne enpfangn#n / h{a|â}t,

da{s|z} i#st ein>>_|n_i_g|ht_·: [[1=, Konjektur nach C]] ich was gewert

#s{o|ô} h{i|e}l{ff|f}e<<{p|b}erndes / tr{o|ô}#stes i_ch|n_ [[1=, Konjektur nach f(65v)]] der lieben #stunt! /

%Kein m{u|uo}t e{s|z} n{y|i}m#er m{e|ê}r durch<<den{ck|k}et noch wol / #saget,

wa{s|z} lebendes tr{o|ô}#stes mir was an %#Jr gun#st / betaget. [[3 i¬betagen~i swV. (im Passiv, mit Dat. der Pers.) ›in Erscheinung treten, vor Augen geführt werden‹ (MWB I, Sp. 698).]]

mit l{ey|ei}de liebe wart ge#iaget·:

da{s|z} l{ai|ei}t / was fr{o|ô}, die liebe {c|k}laget. /

f *Frl/81r 39

f *Frl/81r 39 = KLD 65 I 4

Überlieferung: Weimar, Herzogin Anna Amalia Bibl., Cod. Quart 564 , fol. 87v

D{ie|iu} %m{y|i}nne ma{g|c} #str{a|â}{ff|f}en r{u|uo}mes – zw{a|â}r· #sie en=/dar{ff|f}.

{w|sw}ie gar ich #v{m|mb}efangen he{tt|t}

_vo|ir_n {c|k}l{a|â}ren, / zarten, #s{u^i|üe}{#s#s|z}en, l{o|ô}#sen, [[3 i¬lôs~i Adj. ›anmutig‹ (Le I, Sp. 1956).]] liebe_s|n_ l_ie|{ei|î}_p, [[1=, Konjekturen nach C und f(65v)]]/

%_H|n_ie #stun{dt|t} m{ei|î}n wille g{e|ê}n %#Jr k{eu^i|iu}#sche_n|_ [[1=, Konjekturen nach C und f(65v)]] #sich e{n|nt}=/war{ff|f}·, [[3 i¬sich entwerfen~i stV. ›sich formen, Gestalt annehmen‹ (MWB I, Sp. 1749).]]

w{e|a}{nn|n} da{s|z} #sich in m{ei|î}n her{tz|z}e tet

mit / gan{tz|z}er liebe· da{s|z} #uil m{y|i}{n|nn}{i|e}{g|c}l{i|î}che w{ey|î}p. /

%M{ei|î}n wille was dem her{tz|z}en #vnd {au|ou}gen l{ey|ei}t, /

dem l{ei|î}be zorn#n, da{s|z} ich #s_ie|{o|ô}_ [[1=, nach C]] tr{eu^:|û}ten we{ch|h}#sel m{ai|ei}t. /

d{ie|iu} g_et|an_<<z_u|e_ liebe da{s|z} be{#sch|s}_m|n_{ai|ei}t [[1=, Konjekturen nach C und f(65v)]] [[3 i¬besnîden~i stV., hier im Sinne von ›verhindern‹ (vgl. MWB I, Sp. 666): ›Die wahre Liebe und der hohe Wert ihrer Keuschheit haben das verhindert‹.]]

#vnd {au|ou}ch %#Jr k{eu|iu}#sche / w{i|e}rd{i|e}{g|c}{k|h}eit. /

f *Frl/81r 40

f *Frl/81r 40 = KLD 65 I 5

Überlieferung: Weimar, Herzogin Anna Amalia Bibl., Cod. Quart 564 , fol. 88r

Nu{n|} hab er dan{ck|c}, der #s{ei|î}n#er fr{aw|ouw}n#n al#s{o|ô} pfleg /

als _|ich_ [[1=, ergänzt nach C]] der #se{nn|n}ften, #s{u|üe}{#s#s|z}en fru{ch|h}t.

%#Jch {p|b}rach der r{o|ô}#sn#n / ni{ch|h}t· #vnd he{tt|t} %#Jr doch gewalt. /

%Sie pfla{g|c} m{ei|î}nes her{tz|z}en #vnd pfliget noch alle / wege·.

#vnd {w|sw}enn ich {p|b}ilde mir %#Jr zu{ch|h}t·, [[3 i¬sich bilden~i swV. ›sich etw. vorstellen‹ (MWB I, Sp. 802).]]

#s{o|ô} wirt / m{ei|î}n m{u|uo}t an fr{eu|öu}den al#s{o|ô} man{i|e}{g|c}falt, /

%Da{s|z} _|ich_ [[1=, ergänzt nach C]] von lieber liebe ni{ch|h}t ge#sprechen ma{g|c}.

a{ll|l} / m{ei|î}nes tr{o|ô}#stes wun#sch· #vnd m{ei|î}n#er fr{eu|öu}den ta{g|c} – /

n{y|ie}man{t|} #s{o|ô} werde n{y|i}e gela{g|c}· [[3 i¬werde~i Adv. ›herrlich‹ (Le III, Sp. 774).]]

als _#s|_ich, [[1=, nach C]] d{o|ô} m{ei|î}n / d{ie|iu} liebe pfla{g|c}. /

Kommentar

Überlieferung: im Autorkorpus Wenzels von Böhmen in C sowie zweimal – davon das erste Mal mit lediglich vier Strophen – in f (vgl. den Kommentar zur Überlieferung).

Form: .6a .4b .6c / .6a .4b .6c // .6d .6d .4d .4d.

C III,1 lies Reht als ein rose (vgl. die Parallelüberlieferung).

Inhalt: Lied der Hohen Minne, das die paradoxe Grundstruktur des Konzepts zum Motiv der enthaltsamen Liebesnacht (dazu Wachinger, S. 141) zuspitzt: Erst im Verzicht auf den Vollzug der Liebesvereinigung (IV,2–6; V,3) zeige sich die ganze liebe (C IV,9) in ihrer elementaren »Einheit von Lust und Leid« (Wachinger, S. 817, vgl. I,8; II,9f.; III,9f.). Eine solche »Glorifizierung des Tatverzichts als Leistung« (Behr, S. 242) bestimmt auch die Frauenpreis-Elemente des Liedes: Im Lob der Minnepartnerin (I,6; II,3; III,1–3; IV,3) reflektiert das Ich zugleich die Risiken seines ruͤmens (I,6f.; IV,1, dazu ebd. S. 242f.) und rechtfertigt das Ende des Sangs vor lieber liebe (C V,7).

Intertext: Deutliche Übereinstimmungen in den Formulierungen finden sich in einer Strophe Wizlavs von Rügen (dazu von Kraus, S. 634); den Ton des Liedes übernimmt Albertus Munsterbergen in einer lateinischen ›cantio‹ in melodia auz hoher aventewer (Wachinger, Sp. 866).

Stephanie Seidl