LDM -- Strophensynopse

Albrecht von Johannsdorf, ›Min erste liebe, der ich ie began‹

A Johd 1

I	A Johd 1 = MF 86,1

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 357, fol. 36r

[ini M|2|blau]{i|î}n {e|ê}r#ste liebe, / der ich ie began,

die #selbe_n|_[[1=, Konjektur nach BC]] m{#v^o|uo}z an mir die b{oe|œ}#ste[[2 i¬beste~i$ i¬leste~i MF]] #s{i|î}n·.

an vr{oi|öu}den ich des[[3 i¬des~i Adv. ›deshalb‹.]] dic/ke #schaden h{a|â}n.

ie<<doch #s{o|ô} r{a|â}tet mir d#c h#erze m{i|î}n:

#sold ich minnen m{e|ê}re danne / eine,

d#c enw{e|æ}r mir niht g{#v^o|uo}t.

#s{o|ô}ne minnet ich deheine.

#seht, wie meneger ez / doch t{#v^o|uo}t·!

B Johd 1

I	B Johd 1 = MF 86,1

Überlieferung: Stuttgart, LB, HB XIII 1, pag. 41

[ini D|2|rot]{#v^i|iu} {e|ê}r#ste liebe, der ich ie began·,

d{#v^i|iu} #selbe m{#v^o|uo}{s|z} {o^v|ou}ch mir d{#v^i|iu} / liebe#ste #s{i|î}n·.

an vr{o^e|öu}den ich des[[3 i¬des~i Adv. ›deshalb‹.]] di{kk|ck}e #schaden h{a|â}n·.

iedoch / #s{o|ô} r{a|â}tet mir da{s|z} h#erze m{i|î}n·:

#solte ich minnen m{e|ê} danne {ai|ei}ne·, /

da{s|z} w{##e|æ}re mir niht g{#v^o|uo}t·.

#s{o|ô} minnet ich dek{ai|ei}ne·.

{o|ô}w{e|ê}, wie / man{i|e}g#er e{s|z} doch t{#v^o|uo}t·. /

B Johd 2

II	B Johd 2 = MF 86,9

Überlieferung: Stuttgart, LB, HB XIII 1, pag. 41

[ini I|1|blau]ch wil ir r{a|â}ten, b{i|î} der #s{e|ê}le m{i|î}n·,

d#vrch deh{ai|ei}ne liebe niht / wan d#vrch da{s|z} reht·:

was moht ir an ir t#vgenden be{#s#s|zz}er / #s{i|î}n·,

danne obe #si ir #vmberede[[3 i¬umberede~i stF. ›umständliche, weitläufige Rede‹ (Le II, Sp. 1736).]] lie{#s#s|z}e #sleht·?

t{##e|æ}t an mir {ai|ei}n-/valtecl{i|î}che·,[[3 i¬einvalteclîche~i Adv. ›einfach (nicht mehrfach)‹ (BMZ III, S. 233).]]

als ich ir {ai|ei}nvalt{i|e}{g|c} bin·.

an vr{o^e|öu}den werde ich / niem#er r{i|î}che·,

e{s|z} enw{##e|æ}re ir der be#ste #sin·. /

A Johd 2

II	A Johd 2 = MF 86,17

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 357, fol. 36r

[ini I|1|rot]ch w{a|â}nde, d#c m{i|î}n k{#v|û}me w{e|æ}re erbi{tt|t}en.

dar {#v|û}f h{a|â}t ich gedingen[[3 i¬gedinge~i swM. ›Zuversicht, Hoffnung‹ (Le I, Sp. 771).]] / menege z{i|î}t·.

n#v h{a|â}t mich gar ir vr{u|iu}ndes gr{#v^o|uo}z v#ermi{tt|t}en.

m{i|î}n be#ster tr{o|ô}#st, / d#er w{e|æ}{nn|n}e d{a|â} nid#er gel{i|î}t.

ich m{#v^o|uo}z al#se w{i|î}len vl{e|ê}hen

#vn_|d_ noch harte, h#vlf ez iht.

h#erre, / wan[[3 i¬wan~i = i¬wannen~i pron. Adv. ›woher‹ (Le III, Sp. 682).]] _|ist_[[1=, ergänzt nach BC]] d#c m{i|î}n l_eb|{e|ê}h_en,[[1=, Konjektur nach BC zur Herstellung des Reims]][[??? Reimkonjektur]] [[???Reim und Parallelüberlieferung, aber Sinnproblem wie bei B, oder?]]

d#c mir niem#er leit ge#schiht·?

B Johd 3

III

III	B Johd 3 = MF 86,17

Überlieferung: Stuttgart, LB, HB XIII 1, pag. 41

[ini I|1|rot]ch w{a|â}nde, da{s|z} m{i|î}n k#vmber w{##e|æ}r erli{tt|t}en·.[[3 i¬erliten sîn~i hier ›(vollständig) ausgehalten‹, also ›ein Ende haben‹ (vgl. Le I, Sp. 651).]]

dar {#v|û}f het / ich gedingen[[3 i¬gedinge~i swM. ›Zuversicht, Hoffnung‹ (Le I, Sp. 771).]] man{i|e}ge z{i|î}t·.

noch h{a|â}t mich gar ir fr{#v^i|iu}ndes / gr{#v^o|uo}{s|z}· vermi{tt|t}en·.

m{i|î}n gr{o|ô}{s|z} gedinge, ich w{##e|æ}ne, dar nid#er / l{i|î}t·.

ich m{#v^o|uo}{s|z} als {e|ê} w{i|î}lent vl{e|ê}hen·

#vn#d {o^v|ou}ch m{e|ê}·, #vn#d h#vlf e{s|z} / iht·.

h#erre, von weme i#st da{s|z} m{i|î}n l{e|ê}hen·,[[???kriegt man da irgendeinen Sinn rein?]]

da{s|z} mir niem#er l{ai|ei}t / #Zbe#schiht·? /

A Johd 3

III

III	A Johd 3 = MF 86,25

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 357, fol. 36r

[ini I|1|blau]ch h{a|â}n d#vr got d#c {c|k}r{#v|iu}{c|z}e an / mich genom#en

#vn#d var d{a|â} hin d#vrch m{i|î}ne mi#s#set{a|â}t·.

n#v helfe er mir, obe ich her / wid#er kom·:

ein w{i|î}p, d{#v^i|iu} gr{o|ô}zen k#vmb#er vo#n mir h{a|â}t,

d#c ich #si vinde an ir {e|ê}ren,

#s{o|ô}#· / wert er mich d#er be{tt|t}e gar.

#s{#v|ü}le ab#er #si ir leben verk{e|ê}ren,

#s{o|ô} gebe got, d#c ich vervar·.[[3 i¬vervarn~i stV. ›sterben‹ (Le III, Sp. 285).]] /

Kommentar

Überlieferung: A und B überliefern das Lied jeweils dreistrophig mit einem Bestand von zwei gemeinsamen und jeweils einer zusätzlichen Strophe. C überliefert das Lied zunächst mit demselben Strophenbestand und in derselben Strophenfolge wie B, trägt aber die Zusatzstrophe von A als erste Strophe nach, so dass sich ein vierstrophiges Lied ergibt.

Form: .5a .5b / .5a .5b // (.)4-c (.)4d (.)4-c (.)4d

A I,6f. und B I,6f. sowie C II,6f. sind unterfüllt. B II,4 ist überfüllt. C III,2 ist ohne Auftakt zu lesen.

Inhalt: Gemeinsam ist allen drei Fassungen die Versicherung der absoluten Exklusivität der eigenen Liebe (A I, B I, C II) und die Klage über das abweisende Verhalten der Dame (A II, B III, C IV). Hinzu kommen in B und C die Forderung nach Gegenliebe (B II, C III) sowie in A und C die Kreuzzugsthematik, die mit zwei Bitten des männlichen Ichs an Gott einhergeht: Die in ihrem Kummer zurückgelassene Dame möge gleichwohl ihre Ehre bewahren, andernfalls möge dem Ich der Kreuzfahrertod beschieden sein (A III, C I [Nachtrag]).

Justin Vollmann