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Rubin, ›Ich wil urlop von fru̍nden nemen‹
B Rubin 10
IB Rubin 10 = KLD 47 XXII 1
Überlieferung: Stuttgart, LB, HB XIII 1, pag. 134

Kommentar

Überlieferung: B überliefert nur die erste Strophe eines Liedes, das in A und C aus drei bzw. fünf Strophen besteht. Der Wortlaut der B-Strophe ist mit C fast identisch, bis hin zum gleichlautend korrumpierten zweiten Vers. B und C müssen hier auf eine gemeinsame Quelle zurückgehen. Wie in ihrem gesamten Rubin-Korpus rechnete B auch bei diesem Lied mit drei Strophen und ließ den nötigen Platz für zwei weitere Strophen frei. Erklärungs­bedürftig ist allerdings, warum C das Lied aus dem Block der anderen *BC-Lieder (C 40–50) ausschied und es ganz an den Schluss des Korpus stellte. Auch die Liedeinheit ist in C nicht zweifelsfrei, weil nach III (im Liedinneren!) Raum für eine weitere Strophe freigehalten wurde. Laut Hofmeister, S. 83f., kommt dies im Codex Manesse kein zweites Mal vor. Schubert, S. 131 hält die Strophen nach der Lücke (IV und V) für nachgetragen.

Form: Die sehr regelmäßig gebaute, aber im Abgesang sehr divers überlieferte bzw. sehr frei gefüllte Stollenstrophe hat das Schema .4a .4b / .4a .4b // .6c .6c .6d (.)6d. Abweichungen davon in den Hand­schriften: zusätzliche Hebung BC I,5, C IV,5; fehlende Hebung C II,8, V,5.6, A II,6; deutlich zu kurzer Vers C V,7 = A II,7.

Inhalt: Das von der einheitlich ersten Strophe angeschlagene Thema des Abschieds von den vru̍nden wird in A von zwei lehrhaft reflektierenden Strophen weitergeführt, die vom jemerlichen Zustand (A II,3) und dem ungelichen leben (A III,8) der Welt handeln und die richtige Entscheidung zwischen Gott und Welt anmahnen (A II) sowie den Sprecher eine schult bekennen lassen. Demgegenüber hat die C-Fassung eine andere Faktur; hier stehen zwischen Abschied (C I) und Gott/Welt-Didaxe (C IV–V) zwei Strophen mit Minne-Thematik, deren erste (C II) die bevorstehende Abreise im Gedanken an die Dame reflektiert. Darauf antwortet in einer Frauenstrophe die Dame (C III); ihr herze und sin werden ihn auf den Kreuz­zug begleiten, und statt sie leibhaf­tig vor Augen zu haben, möge er sie mit dem Herzen sehen. Dies nimmt einen Gedan­ken der ersten Strophe (urlop [...] deme libe unde aber dem herzen niht, A I,1f.) wieder auf.

Sonja Glauch

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