LDM -- Strophensynopse

Konrad von Würzburg, ›Frowe aller froͤide, ich lobe an dir, daz du den got gebere‹

k KonrW/HofT 9

I	k KonrW/HofT 9 = RSM ¹KonrW/7/502a

Überlieferung: München, BSB, Cgm 4997, fol. 532rb

[rub %driu vo#n #vn#s#er fr{aw|ouw}#en rub] /

[ini M|2|rot]%Aria, / m{u|uo}t#er #vnde m{ey|ei}t, der en/gel k{ey|ei}#ser{y|i}#nne, #/

du te#mpel der / dr{i|î}falt{i|e}{k|c}{|h}eit, ein #sl{o|ô}{#s#s|z} der w{a|â}-/re#n m{y|i}#nne, #/

me#n{t#sch|sch}lich gedan{g|c} / noch #s{y|i}#nne#binnenr #/ dich n{y|i}#mmer vollen / loben kan.

#P %Anhebu#ng aller / #s{e|æ}l{i|e}{k|ch}eit #vnd aller {e|ê}rn d{ie|iu} be#s/te, #/

du reine k{u|iu}#sche, wandels / fr{y|î}, #/ de{z|s} h{y|i}{#mm|m}els ein gru#ntfe#ste, #/ /

du w{e|æ}re doch ie d{ie|iu} be#ste#binnenr #/ /[mut #v mut][ins o ins]b aller cr{e|ê}at{u|û}re#n #sch{o|ô}n. #// / [[1 i¬ob~i$ i¬o~i aus i¬v~i gebessert]]

#P [ini %D|1|rub]er #s{u|ü}nd#er tr{o|ô}#st[del e del], du l{ey|ei}{d|t}e<<#st#erre / [del #vnd #vff del] in der welt #vnd {#v|û}{ff|f} / dem mer #/

dem arme#n w{y|î}#sel{o|ô}/#sen her,#binnenr #/ %maria, go{tt|t}es k{o|ü}nne: #/ / [[3 i¬künne~i (md. i¬kunne~i oder i¬konne~i) stN. hier ›Verwandte‹ oder auch ›Kind‹ (Le I, Sp. 1777).]]

hil{ff|f} mir, daz ich m{y|î}#n #s{u|ü}_##nn|nd_ ge/b{u^e|üe}{#s#s|z}, fr{aw|ouw}, aller tugend bru#n/ne. #/

daz ich dich {e|ê}w{i|e}cl{i|î}chen / #seh #jn {y|i}#mmer wernd#er w{o|u}nne, #/ /

daz bit ich durch die #sp{o|u}nne,#binnenr #/ / [[3 i¬spunne~i, i¬spünne~i stF. ›Muttermilch‹ (Le II, Sp. 1123).]]d{ie|iu} %cri#sto {#v|û}{ß|z} d{i|î}m h#er{cz|z}e#n ran. #/ /

C KonrW 97

C KonrW 97 = Schr XXXII 4; RSM ¹KonrW/7/4a

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 389va

[ini F|2|rot]r{ow|ouw}e aller fr{o^ei|öu}de, ich lobe an dir, d#c d#v / de#n got geb{e|æ}re·,

des tohter #vn#d des m{#v^o|uo}t#er / d#v mit ganzer k{#v^i|iu}#sche w{e|æ}re·,

#s{o|ô} d#c dir / niht #sw{e|æ}re·#binnenr w►#c|as◄ aller b{#v|ü}rde_|n_ h{o^v|ou}bet<<la#st·. [[2 i¬bürden~i Schr (nach J)]][[3 Das handschriftliche i¬burde~i ist eine md. Nebenform zu i¬bürde~i (Le I, Sp. 394).]]

de#n / dort der himel niht begreif no{h|ch} hie da{#s|z} / ert<<[exp [del geg del] exp]<<ger{u^i|ü}#ste·, [[3 i¬ertgerüste~i stN. ›Erdgebäude, Erde‹ (Le I, Sp. 683).]]

der wolte d{i|î}n gevange#n / #s{i|î}n mit vr{i|î}er m{#v^o|uo}t<<gel{u^i|ü}#ste·. [[3 i¬muotgelust~i stM.F. (hier stF.) ›Verlangen‹ (Le I, Sp. 2246).]]

wol der engen / br{u^i|ü}#ste·,#binnenr dar {i|î}n #sich barc der h{o|ô}he ga#st·,

de#s / almeht{i|e}{k|ch}eit i#st allen #starken ri#sen {#v|ü}ber-/gr{o|ô}{s|z}·.

in d{i|î}n h#erze er #sich be**#sl{o|ô}{s|z}·#binnenr me#n#schl{i|î}-/che#n hie be#s#vnder·,

#vn#d w►#c|as◄ ze>>himel #same#nt-/haft #s{i|î}n gotheit ie dar #vnder·.

#s{i|î}n wort // b{i|î} dir ze flei#sche wart dur{h|ch} #s{i|î}nes gei-/#stes z#vnder·.

fr{ow|ouw}e, dur{h|ch} di{s|z} wunder· /#binnenr nie r{i|î}ches lobes dir gebra#st·! /

J KonrW 5

J KonrW 5 = Schr XXXII 4; RSM ¹KonrW/7/4b

Überlieferung: Jena, ThULB, Ms. El. f. 101, fol. 102rb

[ini #U|2|blau]rouwe aller vr{eu|öu}de, ich lobe an / dir, daz du den got geb{e|æ}re·,

%Des / to{ch|h}ter #vnde des m{#v^o|uo}ter du b{y|î} gan{tz|z}er / ki#v#sche w{e|æ}re·,

%Al#s{o|ô} daz dir ni{ch|h}t #sw{e|æ}re·#binnenr /was aller b{u^o|ü}rden houbet<<la#st.

%[ini D|1|rot]en / dort der h{y|i}mel n{y|i}e begreif noch hie daz / ert<<ger{u|ü}#ste·, [[3 i¬ertgerüste~i stN. ›Erdgebäude, Erde‹ (Le I, Sp. 683).]]

%Der wolte ouch d{i|î}n gevan/gen #s{y|î}n durch vr{y|î}e_r|_ m{#v^o|uo}t<<gel{u|ü}#ste·. [[3 i¬muotgelust~i stM.F. ›Verlangen‹ (Le I, Sp. 2246).]]

%S{o|ô} / wol der engen br{#v|ü}#ste, ·#binnenr%D{a|â} in #sich bar{ch|c} / der h{o|ô}{|h}e ga#st,

%[ini D|1|blau]es alme{ch|h}t{i|e}cheit i#st / allen #starken r{y|i}#sen {#v|ü}ber<<gr{o|ô}z·.

%In d{i|î}n / her{tz|z}e [del her del] #sich be**#sl{o|ô}z·#binnenr %S{i|î}n men#scheit / d{a|â} be#s#vnder·,

#vnde was {tz|z}{#v^o|uo} h{y|i}mele / #samenthaft #s{i|î}n goteheit d{a|â} #vnder·. /

%S{i|î}n wort von dir {tz|z}{#v^o|uo} vlei#sche wart / durch d{y|î}nes gei#stes {tz|z}#vnder·.

%Vrouwe, / durch daz wunder·#binnenr %Nie h{o|ô}hes lobes / dir gebra#st·! /

M₂ Namenl 1

M₂ Namenl 1 = Schr XXXII 4; RSM ¹KonrW/7/4e

Überlieferung: München, BSB, Clm 27329, fol. 75r

Vr{ow|ouw}e all#er vr{ou|öu}de, ich lo{#u|b}e an dir, daz {t|d}#vns de_|n_ got geb{#e|æ}re·, [[3 i¬{t|d}#vns~i$ wohl Kontraktion von i¬{t|d}u~i und i¬uns~i.]]

%De#s {d|t}o{ch|h}t#er #vn#d m{o|uo}{d|t}#er du m►[ho t ho]|it◄ ganzer k{u|iu}#sche w{e|æ}re·,

al#s{o|ô} / daz dir ni{ch|h}t #s{#u|w}{e|æ}re #binnenr was all#er b{u|ü}rden {e|ei}n hou{e|be}t<<la#st·.

%Den d{u|o}rt d#er h{e|i}mel [rad hi rad] n{i|ie}ne begr{e|ei}f noch h{i|ie}r da{t|z} ert/ger{u^o|ü}#ste, [[3 i¬ertgerüste~i stN. ›Erdgebäude, Erde‹ (Le I, Sp. 683).]]

d#er wolt i#n dir ge<<vangen #s{ii|î}n dur{h|ch} vr{i|î}e m{o|uo}t<<gel{u|ü}#ste·. [[3 i¬muotgelust~i stM.F. ›Verlangen‹ (Le I, Sp. 2246).]]

wol d#er edele_|n_ br{u|ü}#ste,#binnenr dar {i|î}n #sich bar{g|c} d#er h{o|ô}{g|h}_#er|e_ ga#st, /

%Des alme{ch|h}t{i|e}cheit is{|t} allen #starken r{e|i}#sen {o|ü}{#u|b}#er<<gr{o|ô}z·. [[3 i¬is~i$ mnd. Nebenform zu i¬ist~i (Mnd. Gramm. § 449).]]

%In d{i|î}n h#erze er #sich b{i|e}**#sl{o|ô}z#binnenr me#n{#sc|sch}{e|}l{i|î}{c|ch} ie be#su#nd#er·,

#vn#d was / z{o|uo} himele #same#nthaft #s{i|î}n gotheit {e|ê} dar u#nd#er·.

b{i|î} di{|r} #s{i|î}n wort z{o|uo} vl{e|ei}#sche wart· dur{h|ch} #s{i|î}nes ge_|i_#stes zu#nd#er. / [[3 i¬di~i$ zu dieser mnd. Form des Pron. vgl. Mnd. Gramm. § 403.]]

v#r{ow|ouw}e, dur{h|ch} daz ##wnd#er#binnenr nie r{i|î}ches lo{#u|b}es dir gebra#st·!¦¦

k KonrW/HofT 10

II	k KonrW/HofT 10 = RSM ¹KonrW/7/502a

Überlieferung: München, BSB, Cgm 4997, fol. 532rb

[ini I|1|rot]ch lob dich, fr{aw|ouw} aller fr{au/w|ouw}e#n, daz du den got geb{e|æ}re, #/ /

des to{ch|h}t#er #vnde m{u|uo}ter du / in re{ch|h}t#er k{u|iu}#sche w{e|æ}re, #/

dar=/#vmb i#st dir ni{|h}t #sw#{e|æ}re,#binnenr fr{aw|ouw}, / aller b{o^:|ü}rden h{eu|ou}bet<<la#st.

#P [ini %D|1|rub]en / dort der h{y|i}{#mm|m}el nie begrei{ff|f} / noch hie daz er{d|t}geru^:#ste, [[3 i¬ertgerüste~i stN. ›Erdgebäude, Erde‹ (Le I, Sp. 683).]]

der / wolte d{i|î}n gefange#n #s{i|î}n mit / fr{y|î}er m{u|uo}t<<gel{u|ü}#ste. [[3 i¬muotgelust~i stM.F. (hier stF.) ›Verlangen‹ (Le I, Sp. 2246).]]

#s{o|ô} wol der / engel**br{u|ü}#ste,#binnenr dar {i|î}n #sich bar{g|c} d#er / h{o|ô}he ga#st,

#P [ini %D|1|rub]e{z|s} fr{o|ô}ne h{o|ô}ch / alme{ch|h}t{i|e}{k|ch}eit i#st alle#n r{ie|i}#sen {u|ü}b#er/gr{o|ô}{ß|z}.

der in d{i|î}n h#er{cz|z}e #sich be**#sl{o|ô}{ß|z}#binnenr / me#n{tsch|sch}l{i|î}che#n hie be#sunder,

z{u|uo} / h{y|i}{#mm|m}el i#st er #sa{mm|m}e#ntha{ff|f}t, #s{i|î}n / gotheit ob #vnd #vnder.

#s{i|î}n wort / b{y|î} dir z{u|uo} me#n{tsch|sch}e wart¦von / #s{i|î}nes gei#stes zunder.

#sich, fr{aw|ouw}, / al durch daz wu#nd#er#binnenr dir h{o|ô}hes lo-/bes nie gebra#st. /

k KonrW/HofT 11

III

III	k KonrW/HofT 11 = RSM ¹KonrW/7/502a

Überlieferung: München, BSB, Cgm 4997, fol. 532va

[ini V|1|rot]il rein{e|iu} m{u|uo}t#er #vnde magt, / du l{a|â}{ß|z} mich dich {h|}erbarmen. /

%S{i|î}t du bi#st a{l|ll}{r|er} gen{a|â}de#n vol, / #s{o|ô} #schirme mich vil armen, #/

#s{o|ô} / daz ich i{ch|h}t {h|}er**warme#n#binnenr m{u|uo}{ß|z} / in der tie{ff|f}en helle#n gru#nt.

#P [ini %D|1|rub]az / hil{ff|f} mir bitte#n, %barbara #vnd / edel %kather{y|i}n[mut e mut][ins a ins]: [[1 i¬katheryna~i$ letztes i¬a~i aus i¬e~i gebessert]]

#s{i|î}t {u|iu}w#er r{u|uo}{ff|f} / vor got i#st wer{d|t}, #s{o|ô} l{o^:|œ}#sent mich / von p{i|î}ne. [[3 i¬ruof~i stM. ›Leumund‹ (Le II, Sp. 546).]]

#jr #sint ie go{tt|t}{z|s} #schr{y|î}=/ne,#binnenr [[3 i¬#jr sint~i$ i¬sint~i ist als Nebenform zu i¬sît~i belegt (h¬25~hMhd. Gramm. § M 107).]]von #s{i|î}ner heil{i|e}{k|ch}eit enzu#nt. /

#P [ini A|1|rub]nna, h{o|ô}her tugend #vr#spri#n{g|c}, / hil{ff|f} mir, wa{#nn|n}[[5 i¬wa#nn~i$ Nebenform von i¬wan~i (hier kausal) durch Verwechslung mit i¬wande~i (Le III, Sp. 667).]] got, der t{u|uo}t / durch dich.

Maria Jacob{y|i}#nne / r{i|î}ch,#binnenr %#salme #vnd %magdalen[mut e mut][ins a ins], / [[1 i¬#vnd~i$ i¬d~i gebessert?]][[1 i¬magdalena~i$ letztes i¬a~i aus i¬e~i gebessert]]

%eli{z|s}abeth, bit {au|ou}ch f{u^:|ü}r mich, / Luc{y|ie} #vnd {au|ou}ch %helena, [[1 %i¬helena~i$ letztes i¬a~i aus i¬e~i gebessert?]]

den / got, de#n man hie vor na#nte %►jhs|jesus◄ [[??? Abkürzung?]] / von %nazaren[mut e mut][ins a ins]. [[1 i¬nazarena~i$ letztes i¬a~i aus i¬e~i gebessert]]

er h{a|â}t dr{y|î} // nam, ni{|h}t zw{e|ê}ne,#binnenr der durch #vns / wart gar #s{e|ê}r v#erwunt. /

Kommentar

Überlieferung: Die Sangspruchstrophe ist (mit B3 KonrW 1 et al.) die am breitesten und am frühesten tradierte des Hoftons Konrads: Sie findet sich in der Basler Rolle (B₃) vom Ende des 13. Jahrhunderts, in K (um 1300) und, als anonymer Marginaleintrag, in M₂ (13./14. Jahrhundert). In C ist sie die letzte religiöse Strophe des Ton-Korpus, in J steht sie zwischen der Trinitäts- und der Eucharistiestrophe. Eingang gefunden hat die Strophe außerdem in zwei jüngere Barbildungen in k, wo sie sowohl Teil eines Dreier- als auch eines Fünferbars ist. Im Ersteren (k KonrW/HofT 9 10 11) ist sie gerahmt von zwei weiteren Marienpreisstrophen, im Letzteren (k KonrW/HofT 19 20 21 22 23), das alle geistlichen Hofton-Sprüche Konrads in der Reihenfolge von C aufgreift und diese um eine jüngere Eingangsstrophe ergänzt, bildet sie die Schlussstrophe.

Form: .7-a .7-a (.)3-a+.4b / .7-c .7-c (.)3-c+.4b // (.)8*7d (.)4d+.3-e / .7-e .7-e (.)3-e+.4b (Konrad von Würzburg, Hofton),
Tonkommentar.

Inhalt: Marienpreis, der die mariologischen Dogmen der Gottesmutterschaft und der Jungfrauengeburt nur recht kurz im ersten Stollen streift, um dann insbesondere auf die Menschwerdung Gottes durch Maria einzugehen – somit sind hier »Marien- und Gotteslob miteinander vermischt« (Miedema, S. 65). Die Inkarnation wird dabei anhand mehrerer traditioneller Paradoxe verhandelt (dazu Miedema, S. 153f.): Gott ist nicht greifbar und trotzdem freiwillig ›eingefangen‹ in Maria; er ist in seiner Allmacht ubergros (C 7) und doch verborgen in ihren engen bru̍ste[n] (C 6); er wird in Maria menschlich und bleibt doch Gott (C 9); er ist schließlich Wort und Fleisch (C 10) zugleich.

Stephanie Seidl