LDM -- Strophensynopse

Konrad von Würzburg, ›Zwelf schacher zeines tu̍rsen hus in einem walde kamen‹

C KonrW 102

C KonrW 102 = Schr XXXII 9; RSM ¹KonrW/7/9

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 390ra

[ini Z|2|rot]welf #sch{a|â}cher zeines t{u^i|ü}r#s_t|_en h{u|û}s i#n / einem walde k{a|â}me#n·. [[2 i¬türsen~i Schr]] [[3 i¬türse~i swM. ›Riese‹ (Le II, Sp. 1587).]]

der fra^^{s|z} er ein-/lif #s#vnder wer, die #schiere ein ende n{a|â}me#n·. / [[3 i¬fra^^{s|z}~i$ der Langvokal kommt im Sg. Prät. Ind. von i¬vrezzen~i häufig vor (h¬25~hMhd. Gramm. § M 80, Anm. 3).]]

#s{i|î}t beg#vnder ra^^me#n·,#binnenr [[3 i¬râmen~i swV. ›nach etw. trachten, streben‹ (Le II, Sp. 337).]]da{#s|z}_| _#s_e|i_ alle w{u|ü}rde#n gar / v#erzert·. [[2 i¬daz se~i Schr]] [[3 Das handschriftliche i¬wurde#n~i ist 3. Pl. Konj. Prät. Die Bezeichnung des Umlauts im Konj. Prät. fehlt häufig (h¬25~hMhd. Gramm. § L 36).]] [[??? se (Schr) geht eigentlich nur als enklitische Form]]

d{o|ô} w#erte #sich d#er zwelfte #vn#d wolte / al#sam ein helt geb{a|â}ren·.

d{o|ô} #sprach d#er t{u^i|ü}r#s_t|_e: / ›d#v en<<maht n#v keiner wer gev{a|â}re#n·. [[2 i¬türse~i Schr]]

d{o|ô} / d{i|î}n zwelfe w{a|â}re#n, ·#binnenr d{o|ô} #solte#st d#v dich h{a|â}n / gewert·!‹

d_ir|em_ gel{i|î}chet ein ge#slehte, d#c ein / h#erre #st{o^e|œ}ren wil·;[[2 i¬diu gelîch ist~i Schr]]

d#c en<<l{a|â}{#s#s|z}e #sich niht vil· /#binnenr be#s#vnder #vnder<<z{#v|ü}{k|ck}en·: [[3 i¬underzücken~i swV. ›unterdrücken‹ (Le II, Sp. 1814). Der Umlaut wird, so auch hier in der handschriftlichen Form i¬#vnder<<z#vken~i, vor -i¬ck~i im Obd. des Öfteren verhindert (h¬25~hMhd. Gramm. § L 36).]]

e{s|z} wer #sich mit / ein<<ander #s{i|î}n, #swe#nne er{s|z} begi#nne dr{#v|ü}{k|ck}en·. /

wil e{s|z} #sich einzelinge#n #vnd#er #s{i|î}ne f{u^e|üe}{#s#s|z}e [del [exp s exp] del]/ #sm{#v|ü}{k|ck}en·, [[3 i¬einzelingen~i Adv. ›einzeln‹ (BMZ I, S. 425).]]

[exp w exp] #s{o|ô} wirt e{s|z} in #st{#v|ü}{k|ck}en·#binnenr ze>>#i#vn-/ge#st gar vo#n im v#erhert#·. / [[3 i¬verhern~i swV. ›besiegen, verwüsten‹ (Le III, Sp. 129).]]

Kommentar

Überlieferung: Die Sangspruchstrophe ist unikal in C überliefert.

Form: .7-a .7-a (.)3-a+.4b / .7-c .7-c (.)3-c+.4b // (.)8*7d (.)4d+.3-e / .7-e .7-e (.)3-e+.4b (Konrad von Würzburg, Hofton),
Tonkommentar.

V. 3 ist überfüllt.

Inhalt: Zeitkritische Strophe, die im Aufgesang eine Kurzversion des bîspels vom tu̍rsen (V. 1) enthält: Elf von zwölf Räubern werden im Wald von einem Riesen gefressen, der zwölfte versucht, sich durch Gegenwehr zu retten; diese wäre jedoch, so der ironische letzte Ratschlag des Riesen, nur dann von Erfolg gekrönt gewesen, wenn sich alle zwölf Räuber gemeinsam gewehrt hätten. Der Abgesang liefert die generalisierende Ausdeutung: Er fordert alle Mitglieder eines unterdrückten Adelsgeschlechts dazu auf, sich im Widerstand gegen einen übermächtigen Herrscher zu vereinen.

Intertext: Das Exempel vom Riesen und den zwölf Räubern/Männern findet sich auch beim Stricker (s. Moelleken, Bd. V., S. 219–223); Konrads Strophe weist teils wörtliche Übereinstimmungen mit dieser Version auf (vgl. Sparmberg, S. 42f.; Teschner, S. 184f.)

Stephanie Seidl