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Ulrich von Winterstetten, ›Minne twinget mich mit al ir kraft, daz ich‹ (C Wint 5 = KLD 59 Leich V)
C Wint 5
C Wint 5= KLD 59 Leich V
Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 87va
A
A
A1
A1
B
B
A
A
C
C1
D
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C
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E
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C1
C
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G
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I
I

Kommentar

Überlieferung: unikal in C.

Form: Vgl. Leichschema. Der Aufbau des Leichs ist übersichtlich. Nach einem Exordialblock (V. 1–36), der von einem hohen Maß an Wiederholung geprägt ist (A-Teile), beginnt ein – sehr frei gehandhabter – dreifacher Cursus (V. 37–60), dessen Kern die Wiederholung der C-Teile ist, denen D- und E-Doppelversikel untermischt sind. Ihm ist zu eigen, dass Versikel stets paarig begegnen. Der dritte Block verzichtet auf makrostrukturelle Wiederholungen; er ist geprägt von vierfach auftretenden Versikeln, die zuerst (V. 61–68; F, G) – die Versikel-Schemata der vorhergehenden Teile zitierend – in Form binnengereimter Langverse, dann aber (V. 69–76; H) in Form von Kurzversgruppen in Erscheinung treten. Die Schlussgruppe (V. 77–88; I) übernimmt die Kurzversstruktur, baut daraus aber eine längere Einheit, die nur paarig begegnet. Diese grobe Verlaufsform ist schon in der Handschrift mit Paragraphenzeichen angezeigt. Sie markieren den Beginn des dreifachen Cursus (V. 37) sowie die wechselnden Versikelstrukturen im Schlussteil (V. 61, 65, 69), der damit als eine gleichsam offene Reihung verschiedener Versikelgruppen verstanden wird. Dass die letzte Gruppe (V. 77) ohne Markierung bleibt, könnte auch ein Versehen sein.

Die dichten Reimstrukturen machen die Entscheidung, was Binnen-, was aber Endreim sei, vielfach unmöglich. Im Detail ist der Bau der Versikel und Verse nicht pedantisch. Regelmäßige Alternation ist häufig aufgegeben, und inwieweit kleinere formale Variation (z. B. im E-Typus) kalkuliert installiert oder fehlerhaft eingetragen ist, steht dahin. Darum sind die nicht seltenen kleineren Besserungen aus KLD, wo die Gestalt des Leichs auf dieser Mikroebene wesentlich geglättet ist, nicht im Apparat aufgeführt.

Kuhn, S. 99f. registriert mehrfach (innerhalb der A-, D- und E-Teile) »Endendifferenzierung« (analog frz. vert und clos) durch Schlusskürzung der zweiten Versikelhälfte um ein bzw. zwei Takte, was den Leich dem Estampie-Typus annähere. Kuhns formanalytische Darstellung der triadischen Makrostruktur des Leichs (ebd., S. 100f.) wirkt hingegen gezwungen. Beides lasse den Leich als verwandt mit Leich I und IV erscheinen.

Inhalt: Minneleich. Ohne erkennbare Systematik breitet das Ich sein Minneleid aus sowie seine Hoffnung, dass er doch nach Kummer und Sorge schließlich Freude finde. Der Text ist dicht durchsetzt mit Appellen an die Minne und an die Geliebte, ihm Linderung zu verschaffen, zugleich preist das Ich immer wieder die Macht der Minne. Der Leich pflegt einen optimistischen Ton, insofern die Artikulation der Hoffnung auf ein freudiges Ende thematisch dominant ist, wenngleich den Schluss der Prospekt auf ein dauerhaft gebrochenes Herz macht.

Florian Kragl

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