LDM -- Strophensynopse

Gösli von Ehenhein, ›Sit der winter hinter ist verdrungen‹

C Gösli 1

I	C Gösli 1 = KLD 14 I 1

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 198ra

[ini S|3|rot]{i|î}t der wint#er·#binnenr hint#er·#binnenr i#st v#erdrungen·, /

#s{o|ô} wirt wu#nne{n|}{k|c}l{i|î}ch be#sungen·

wal{d|t}, / heid, #/ ang#er, #/ bl{u^e|üe}nde #/ {o^vw|ouw}e¦{#v|ü}b#er<<al·.

g{e|ê}n / dem morgen·#binnenr #sorgen·#binnenr l{a|â}n{d|t}, ir jungen·,

#s{i|î}t / vril{i|î}chen #st{e|ê}t ent#spru#ngen·

v{i|î}ol, #/ lil#ien, #/ %R{o|ô}/#sen, #/ bl{u^o|uo}m#en #/ alle wal·. [[3 i¬wal~i stF. ›das Ausgewählteste, das Beste‹ (BMZ III, S. 464).]]

#singent vogell{i|î}n·, #s{o|ô} / #sing ich der #s{u^e|üe}{#sz|z}en·;

m{i|î}ner vr{o^vw|ouw}en·#binnenr #sch{o^v/w|ouw}en·#binnenr #vn#d ir gr{u^e|üe}{#sz|z}en·

ma{g|c} mir #send{u^i|iu} leit / #vn#d tr{u|û}ren b{u^e|üe}{#sz|z}en·. /

C Gösli 2

II	C Gösli 2 = KLD 14 I 2

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 198ra

[ini W|3|rot]erd{u^i|iu} %mi#nne·,#binnenr #sinne·#binnenr h{a|â}n ich kleine·:

bit / die wol<<get{a|â}nen reine·,

da{s|z} #si en{t|}z{i|î}t / bedenke m{i|î}ne #sende n{o|ô}t·,

#s{i|î}t m{i|î}n {o^v|ou}/gen·#binnenr t{o^v|ou}gen·#binnenr #si a{ll|l}eine·

mi#nne#nt h#er von kin/des beine·:

da{s|z} in #st{e|æ}t#er lieb{i|e} mir ze h#er{tz|z}en / g{a|â}t·. [[2 i¬dazs~i KLD]]

wan ir lachen kan mir tr{u|û}ren / #swenden·,

der vil kl{a|â}ren·#binnenr v{a|â}ren·#binnenr ma{g|c} / mich pfenden·;

{o^v|ou}ch ma{g|c} #si mir #sende #sor/ge wende#n·. /

C Gösli 3

III

III	C Gösli 3 = KLD 14 I 3

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 198ra

[ini #J|2|rot]%N[[??? Hier war I statt J transkribiert. SiLa]] den #sinnen·#binnenr bri#nnen·#binnenr ich #uo#n grunde·, [[3 i¬brinnen~i$ Die Endung -i¬en~i für die 1. Sg. ist dialektal möglich (vgl. h¬25~hMhd. Gramm. § M 70, Anm. 3), hier aber wohl v. a. reimbedingt.]]

d#c / ich gegen munde· [[2 i¬daz ich gegen ir mit munde~i KLD]]

nie getor#ste klagen / m{i|î}nen #senden p{i|î}n·.

wolt #si{s|z} merken·,#binnenr #st#er/ken·#binnenr #si mich kunde·.

w{u|ü}n#schent n{a|â}ch de#m / funde·

mir ze tr{o|ô}#ste· h{o|ô}{h|ch}gelo{b|p}te_n|_ vr{o^vw|ouw}e#n / f{i|î}n·. [[2 i¬mir ze trôst der hôchgelopten frouwen sin~i KLD (i¬sin~i ist allerdings verlesen)]]

wan ich mi#nne[[??? wir lesen "ni#mme". Pfaff hat auch "ni#mme". Simone wünscht sich vielleicht noch eine Erläuterung zu diesem Vers :) SiLa]] m{u^o|uo}ten, da_#nn|z_ ze kneh/te· [[2 i¬daz ze knehte~i KLD]]

#si mich n{e|æ}me·;#binnenr k{e|æ}m'#binnenr [[??? Metrik]] ich ir #vnre{ch|h}te·, / [[2 i¬kæme~i KLD]]

da{#s|z} mir #vrl{o|ou}{b|p} g{e|æ}be d{u^i|iu} %R{o^e|œ}#sele{ch|h}te·. / [[3 i¬rœseleht~i Adj. ›rosenfarbig, rosig‹ (Le II, Sp. 492).]]

Kommentar

Überlieferung: unikal in C.

Form: 2-a+1-a+2-b 4-b 6c / 2-d+1-d+2-b 4-b 6c // 5-e 2-f+1-f+2-e 5-e.

III,2 und III,5 sind unterfüllt.

Inhalt: Minnelied, das an einen sommerlichen Natureingang die an die personifizierte Minne (II,1) gerichtete Bitte um Liebesglück anschließt und sich dafür topischer Elemente des Hohen Sangs bedient: Die Werbung vollzieht sich im Singen (I,7) und ist dem Dienstgedanken verpflichtet (III,7–9), die Anerkennung und Erhörung des Werbenden durch die Minnedame ließe Leid und Kummer in Freude umschlagen (I,8f., II,7–9, III,4).

Stephanie Seidl