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Überlieferung: C und L überliefern die sieben Strophen parallel.
Form: 4a 5b / 4a 5b // 4x 4c 5c
V,5 (4-x) weicht vom Schema ab. C VII,5 ist mit Auftakt.
Inhalt: Die didaktische Kanzone stellt den Begriff der tugent in den Mittelpunkt, der im spezifischen Frauenpreis VI und VII näher definiert wird.
Das Lied beginnt mit der selbstbewussten Behauptung des Ichs, es könne guͦten wiben (C I,2) in das Herz sehen: Gleich, welche Kleider Frauen tragen, es zählt ir herzen schrin, in dem das Ich alle ir tugende und jegliche ihrer missetat erkennt (C I,3–7). Diese Fähigkeit, mit der es seine Ratgeberrolle und sein Singen (vgl. II.5f.) rechtfertigt, zieht es nicht etwa aus Erfahrung, vielmehr hat es umgekehrt den Damen dreißig Jahre gedient, weil es offenbar schon immer um ir tugende gar / unde ir guͤte volleklich wusste (C III,1f.). Es räumt ein, möglicherweise bereits gegen den guͦten falsch gehandelt zu haben, wofür es ze buͦsse bereit sei (C III,6f.). In C ist die buͦsse durch das Personalpronomen in dezidiert auf die Damen bezogen, was als Wiedergutmachung umso deutlicher die Perpetuierung des Sangs andeutet. Das Ich richtet sich in Str. IV erneut an die Rezipienten, um zu verraten, auf welche Weise es in den Herzen der Damen alle ir tugende sunder mu̍ge sehen (C IV,2): Es liest ihre inneren Qualitäten von ihrem Benehmen ab (vgl. C IV,5), was es vergleicht mit dem Verhältnis von Blume und Wurzel (vgl. V). Wie oft bei Ulrich ist wiplich zentrales Attribut vorbildlicher Frauen, dem hier getru̍we beigeordnet ist (C V,5–7). Dies wird wiederaufgegriffen im spezifischen Frauenpreis. So macht das Ich die hohe tugende (C VI,4) der eigenen Geliebten in Str. VI daran fest, dass die Dame wandels vri ist (C VI,2). Das Lied gipfelt mit VII in einem Tugendkatalog: Die Geliebte besitzt zuht und wiplich scham, außerdem ist sie ku̍sche, stete, guͦt, schoͤne, hohgeborn und wiplich gemuͦt (C VII,3–7).
Simone Leidinger