LDM -- Strophensynopse

›Ich han dry kempen so gedüret und gewegen‹

s₁ Namenl 11

I	s₁ Namenl 11 = RSM ¹Regb/1/532b

Überlieferung: Straßburg, National- und Universitätsbibl., ms. 1995, fol. 86r

[rub Von dem prie#ster·, %Ritter· #vnd b{u|û}man rub] /

[ini I|1|rub]ch h{a|â}n dr{y|î} kem{p|pf}en #s{o|ô} ge{d|t}{u^:|iu}ret #vnd gewegen, /[[1 Strophennummer (i¬j~i) am rechten Rand]] [[3 i¬ge{d|t}{u^:|iu}ret #vnd gewegen~i sind lesbar als nachgestellte Attribute von i¬kempen~i oder als Teile des Prädikats (i¬%Ich h{a|â}n ... ge{d|t}{u^:|iu}ret #vnd gewegen~i). i¬gewegen~i Part. Adj. ›auserwählt, gewichtig‹ (Le I, Sp. 980) oder Part. von i¬wegen~i stV. ›an Gewicht, an Wert anschlagen, schätzen‹.]]

waz wirde #vnd h{o|ôh}er {e|ê}ren i#st an {y|i}n gelegen! /

%Der {%E|ê}r#ste kem{p|pf}e {ey|ei}n prie#ster i#st mit go{d|t}es / #segen; #/

%Der ander kem{p|pf}e {ey|ei}n %Ritter i#st; / %Der b{w|û}man #s{ij|î} der dritte. #/

%Als #sich der / prie#ster gerwet #/ in #s{y|î}nes kem{p|pf}en w{a|â}t, / [[3 i¬gerwen~i swV. ›kleiden, bereiten‹ (Le I, Sp. 892f.).]]

der go{d|t}es kem{p|pf}e, der be#st{a|â}t, #/ [[3-10 Von der Briefweise abweichendes Versschema (wohl verderbt).]] [[3-8 Der Nebensatz (i¬wann alle...~i) ist doppelt auf den vorhergehenden (i¬der bestat~i) und nachfolgenden Satz (i¬so stet~i) beziehbar (Konstruktion Apokoinu).]]

%Wa##nn alle / go{d|t}es fr{u|iu}nt fliehen, #s{o|ô} #st{e|ê}t der edel prie#st#er / [[3 i¬fr{u|iu}nt~i kann eine verkürzte Pluralform sein (Le III, Sp. 526).]]

#vnd ver#s{u^:|üe}net die arme#n {c|k}ri#ste#nheit mit go{d|t}e. #/ /

%Der ander kem{p|pf}e der fro{mm|m}e %Ritter i#st, /

wa##nn er mit #s{y|î}ner kra{ff|f}t #vnd li#st #/

be-/#schirmet witwen #vnd w{ey|ei}#sen, #/

%Wa##nn er // den #schilt n{y|i}{#mm|m}et neben #sich #vnd {au|ou}ch / #s{i|î}n #swert #/

#vnd wi{dd|d}er daz #vnre{ch|h}t / fi{ch|h}tet, #/ %W{o|â} ma#n #s{i|î}n begert. #// ►c·|et cetera◄. [[1 i¬et cetera~i-Zeichen zur Markierung des Melodieschlusses? (vgl. die übliche Strophenlänge des Tons)]]

%N{o|u} / #sehent, wie der g{u|uo}{d|t}e b{w|û}man #st{e|ê}t·, als / er d{ie|iu} {ph|pf}ert [[3 i¬%N{o|u}~i$ i¬nu~i (zur md. Senkung von /u/ > /o/ s. h¬25~hMhd. Gramm. §§ L 35, E 43, E 40, E 43).]]

in den {p|pf}l{u^:|uo}{g|c} ge#spa#nne#n h{a|â}t / #vnd vert {#v|û}{ß|z} vor hungers fr{ey|ei}#sen. / [[3 i¬vor~i md. für i¬vür~i ›gegen‹ (Le III, Sp. 583f.)]]

s₁ Namenl 12

II	s₁ Namenl 12 = RSM ¹Regb/1/532b

Überlieferung: Straßburg, National- und Universitätsbibl., ms. 1995, fol. 86v

[ini E|1|rub]{ß|z} w{e|a}{ch|h}#set {#v|û}{ff|f} dr{y|î}n #stemmen dr{y|î}er-/hande fri{dd|d}en, #/ [[1 Strophennummer (i¬ij~i) am linken Rand]]

dem ich mit m{y|î}ner / zungen #s{o|ô} r{y|î}che{s|z} lop #sm{y|i}{dd|d}en. #/ [[3 i¬#sm{y|i}{dd|d}en~i$ Wmd. Endung für die 1. Sg. Ind. Präs. ist -i¬en~i (h¬25~hMhd. Gramm. § E 35).]]

%E{ß|z} / mi#s#se#st{u^:|üe}nde mir, ob ich {y|i}re#n lop v#erm{y|i}{dd|d}e·, /

%Des werden %Prie#sters #vnd des e{dd|d}{i|e}ln / %Ritters {d|t}{o|u}gentr{i|î}che. #/

%Der werde prie#st#er / fr{y|î}{h|g}et #vns vor der helle [del w del][sup b sup]irt, #/ [[3 i¬birt~i$ i¬wirt~i.]]

w{#ern|erl}tl{i|î}che / fr{y|î}heit #vns von dem %Ritter wirt, #/ [[3 i¬w{#ern|erl}tl{i|î}che~i$ i¬wernt~i Nebenform zu i¬werlt~i (Le III, Sp. 782, 790).]]

#vnd / den der b{u|û}man rodet, hacket #vnd [mut v mut][ins {y|i} ins]rt, / [[1 i¬{y|i}rt~i$ i¬y~i aus i¬v~i gebessert?]] [[3 i¬{y|i}rt~i$ i¬ern, eren~i an. v. ›ackern, pflügen‹ (Le I, Sp. 657).]]

#vnd dem werden prie#ster #vnd dem %Ritter / e{dd|d}{i|e}l gl{y|î}che, #//

wa#nn er #vns nert vor des / hungers fr{ey|ei}#sen #/

%Mit #s{y|î}me #sw{ey|ei}{ß|z}e, / der getr{uw|iuw}e arb{ey|ei}{d|t}er g{u^:|uo}t, #/

al#sam der w#erde / prie#ster vor der helle gl{u^:|uo}t #/

mit #s{y|î}me / gew{ey|ei}de. #san #/ der e{dd|d}el {d|t}{u^:|uo}t [[3 i¬geweide~i stn. ›Speise‹ (Le I, Sp. 981).]][[3 Zu erwarten wäre i¬der e{dd|d}el %Ritter~i.]]

mit #s{y|î}me / #swerte: #/ der be#schirmet witwen #vnd / #Zw{ey|ei}#sen. /

s₁ Namenl 13

III

III	s₁ Namenl 13 = RSM ¹Regb/1/532b; HMS II 126.1

Überlieferung: Straßburg, National- und Universitätsbibl., ms. 1995, fol. 86v

[ini {Y|I}|1|rot]r prie#ster #vnd {y|i}r %Rittere, / {d|t}r{y|î}bent den b{u|û}man von {u|iu}ch n{y|i}{|h}t! #/ [[1 Paragraphenzeichen am Strophenbeginn]][[1 Strophennummer (i¬iij~i) am linken Rand]]

%Man // pr{u^i|üe}fet anders gr{o|ô}{ß|z}er #vngn{a|â}den z{ij|î}{th|t}·.

{y|i}r #solle#nt / vil re{ch|h}te wi{ß|zz}en, wie e{ß|z} #vmb {u|iu}ch l{ij|î}{th|t}·:

%E{y|i}n / prie#ster, {ey|ei}n %Ritter, {ey|ei}n b{u|û}man, die dr{y|î} #solle#nt / #s{i|î}n ge#sellen. #/

%E{y|i}n b{u|û}man #sal den prie#ster / #vnd den %Ritter {e|ê}ren; #/

%S{o|ô} #sal der werde prie#ster / den %Ritter #vnd den b{u|û}man neren

vor helle; #/ %S{o|ô} / #sal {au|ou}ch der e{dd|d}{i|e}l %Ritter wern, #/

%Wer dem werde#n / prie#ster #vnd dem b{u|û}man {th|t}{u^i|uo}n i{ch|h}t w{o^:|e}llen·. /[[3 i¬%Wer ... w{o^:|e}llen~i$ Inkongruenz beim Numerus von Subjekt und Prädikat ist eine häufige Erscheinung (h¬25~hMhd. Gramm. § S 42).]]

%N{o|u} dar, {y|i}r herre#n, {y|i}r werden dr{y|î} ge#sellen: /[[3 i¬%N{o|u} dar~i$ Mit dem handschriftlichen i¬No~i für i¬nu~i liegt offenbar eine md. Senkung von /u/ > /o/ vor (s. h¬25~hMhd. Gramm. § L 35, E 43, E 40, E 43).]]

%St{o|ô}len #vnd #swert, da{s|z} hillet mit {ey|ei}nander / wol. #/ [[3 i¬stôle~i stswf. ›Priestergewand‹ (Le II, Sp. 1209).]][[3 i¬hellen~i stv. ›hallen, klingen‹ (Le I, Sp. 1235).]]

%S{o|ô} wirt die {c|k}ri#stenheit von {u|iu}ch gn{a|â}de#n / vol; #/

%Gr{i|î}{ff|f}et z{u|uo} #schilt #vnd z{u|uo} #swert #/– der / {p|pf}l{u|uo}{g|c} {d|t}{u|uo}t alle{s|z}, daz er #sal· –

#vnd nert {u|iu}ch mit / {ey|ei}n<<ander hin! {#v|iu}ch kan n{y|ie}ma{nt|n} gefellen·.#/ /

C Reg 1

C Reg 1 = HMS II 126 1; RSM ¹Regb/1/1a

Überlieferung: Heidelberg, UB, cpg 848, fol. 381va

[ini I|5|blau]%R pfaffen #vn#d ir ritter, tr{i|î}bent vo#n {#v^i|iu}_ch|_ / nît·!

ir pr{u^e|üe}fent anders gr{o^e|œ}{#s#s|z}er #vnge/n{a|â}de z{i|î}t·.

ir #s#vnt gedenken re{ch|h}te, wie{#s|z} / #vmb {#v^i|iu}ch l{i|î}t·: [[3 i¬#s#vnt~i$ Pl.-Formen von i¬suln~i ohne i¬l~i sind dem Alemannischen eigen (h¬25~hMhd. Gramm. § M 98; Le II, Sp. 1053 f.).]]

der pfaff, ritter, b{u|û}ma#n, / die dr{i|î}e·, die #s{o^e|o}lt{i|e}n #s{i|î}n ge#sellen·.

d#er b{u|û}/man #sol dem pfaffen #vnd dem ritter / ern·; [[3 i¬ern~i swV. od. redupl. V. ›ackern, pflügen‹ (Le I, Sp. 657).]]

#s{o|ô} #sol der pfaffe den b{u|û}man #vn#d den / ritter n{e^^|e}rn·

vor der h{e^^|e}lle, #sol der werde / ritter w{e^^|e}rn

dem pfaffen #vn#d dem b{u|û}ma#n, / die in t{#v^o|uo}n i{ch|h}t wellen·.

n#v dar, ir edelen, / werden dr{i|î}e ge#sellen·:

%St{o|ô}l #vn#d #swert, / wênt ir ein and#er helfen wol·, [[3 i¬stôle~i stswf. ›Priestergewand‹ (Le II, Sp. 1209).]]

#s{o|ô} wirt d{#v^i|iu} / kri#stenheit vo#n {#v^i|iu}_ch|_ gen{a|â}den vol·;

%St{o|ô}l / #vn#d #swert, der pfl{u^o|uo}{g|c} t{u^o|uo}t alle{s|z}, da{s|z} er #sol·, /

#sint ir mit tr{u^i|iu} ein<<ander b{i|î}·, {#v^i|iu}ch kan nie/man gev{e^^|e}llen. / [[1 i¬#sint~i$ evtl. auch i¬#stat~i]] [[3 i¬<#sint ir> mit tr{u^i|iu} ein ander b{i|î}~i$ Der Konditionalsatz lässt sich auf den vorhergehenden und den folgenden Hauptsatz beziehen.]]

Kommentar

Überlieferung: Die Einzelstrophe, die in C die Regenbogen-Sammlung eröffnet, rückt in k und in s₁ an die letzte Stelle eines jeweils anonym überlieferten Dreierbars, dessen erste beide Strophen jeweils die Position tauschen.

Form: Tonkommentar

In C Reg 1 fehlt in V. 7 der Auftakt, in s₁ Namenl 11 ist der Strophenbau ab V. 6 tief gehend gestört, in der Folgestrophe fehlt in V. 8, 9 und 12 jeweils der Auftakt, in der Schlussstrophe sind V. 1, 6 und 9 überfüllt.

Inhalt: Die ständedidaktische Strophe C 1 ruft Kleriker und Ritter zur Eintracht auf und begründet das über das Denkschema der ›drei Ordnungen‹. Diesem zufolge hat jeder Stand eine spezifische Aufgabe zu erfüllen: Die Bauern sorgen für die Nahrung, die Kleriker für das Seelenheil und die Ritter für die Sicherheit. Wenn jeder Stand das Seine tut, ist für das Gesamt der Gesellschaft gesorgt.

Die zwei Zusatzstrophen in k und s₁variieren dieses Denkmuster zur Begründung sozialer Ungleichheit.

Manuel Braun