Überlieferung: C überliefert unikal zwei Spruchstrophen und ein dreistrophiges Bar unter Walther von der Vogelweide. Die Strophen sind – vermutlich aufgrund der Ähnlichkeit der Töne – in eine Reihe von Strophen im Unmutston eingeschoben. Die ältere Forschung hat die Echtheit der Strophen wie die der übrigen in die Unmutston-Reihe eingeschobenen aus verschiedenen Gründen in Zweifel gezogen (vgl. z. B. Bartsch, S. 201f.); Carl von Kraus bezeichnet ihre »Unechtheit« als »von den meisten Forschern anerkannt« (von Kraus, S. 127).
Form: 6-a 7-a / 6-b 7-b // 6-c 5-c 7d / 6d 5d 7-c
Kanzonenstrophe mit doppeltem Abgesang und freiem Auftakt. Die Stollen des Aufgesangs sind metrisch identisch, da es sich um Paarreime handelt, jedoch nicht auch über den Reim aufeinander bezogen. Bei der Wiederholung des Abgesangs sind die Kadenzen getauscht, allerdings werden die Reime – wie bei allen gedoppelten Abgesängen in Walthers Sangsprüchen (vgl. Brunner, S. 31) – wiederaufgenommen.
Die Form ist eng verwandt mit und möglicherweise abgeleitet von derjenigen von Ton XII (vgl. Brunner, S. 28) und steht wie dieser in engem Zusammenhang mit dem Unmutston. Von Ton XI, den Bein als ›Ton 12b‹ dem Fürstenspiegelton (Bein: ›Ton 12‹) nachfolgen lässt, unterscheidet ihn bloß die abweichende Kadenzierung des Aufgesangs: Im Fürstenspiegelton sind die Kadenzen weiblich, in Ton XI sind sie männlich. Schweikle führt den Fürstenspiegelton gemeinsam mit Ton XI und Ton XII als »Unmutston-Varianten« (vgl. Schweikle, S. 443).
Sarah Hutterer