Überlieferung: B und C überliefern eine Spruchstrophe unter Walther von der Vogelweide. Die Strophe steht in B und C – vermutlich aufgrund der Ähnlichkeit der Töne – in eine Reihe von Strophen im Unmutston. Die ältere Forschung hat ihre Echtheit wie die der übrigen in die Unmutston-Reihe eingeschobenen aus verschiedenen Gründen (z. B. weil sie »eine Häufung banaler Lehren« enthalte; von Kraus, S. 128) in Zweifel gezogen.
Form: 6a 7a / 6b 7b // 6-c 5-c 7d / 6d 5d 7-c
Kanzonenstrophe mit doppeltem Abgesang und freiem Auftakt. Die Stollen des Aufgesangs sind metrisch identisch, da es sich um Paarreime handelt, jedoch nicht auch über den Reim aufeinander bezogen. Bei der Wiederholung des Abgesangs sind die Kadenzen getauscht, allerdings werden die Reime – wie bei allen gedoppelten Abgesängen in Walthers Sangsprüchen (vgl. Brunner, S. 31) – wiederaufgenommen.
Die Form ist eng verwandt mit und möglicherweise abgeleitet von derjenigen von Ton XII (vgl. Brunner, S. 28) und steht damit wie dieser in engem Zusammenhang mit dem Unmutston. Vom Fürstenspiegelton (Bein: ›Ton 12‹), dem Bein unseren Ton XI als ›Ton 12b‹ nachfolgen lässt, unterscheidet ihn bloß die abweichende Kadenzierung des Aufgesangs: In Ton XI sind die Kadenzen männlich, im Fürstenspiegelton sind sie weiblich. Schweikle führt den Fürstenspiegelton gemeinsam mit Ton XI und Ton XII als »Unmutston-Varianten« (Schweikle, S. 433).
Sarah Hutterer