Überlieferung: Konrads Morgenweise ist mit sieben Strophen in C überliefert; drei dieser altüberlieferten Strophen finden sich innerhalb jüngerer Barbildungen auch in k. Bereits um 1300 wird der Ton, mit leichten Veränderungen in Reim und Rhythmus, in einem Marienlied, das Hs. D tradiert, rezipiert (dazu Rettelbach, S. 141).
Form: (.)5-a+(.)3-a (.)3b (.)3-c+(.)3-c (.)5-d / (.) 5-e+(.)3-e (.)3b (.)3-f+(.)3-f (.)5-d // .8*7g / (.)5-h+(.)3-h (.)3g (.)3-i+(.)3-i (.)5-d
Kanzone mit drittem Stollen, der an den g-Reim des Stegs anreimt. Mit Ausnahme des Stegs sind die Verse der älteren Form mehrheitlich auftaktlos. Im jüngeren Tonschema von k dagegen überwiegen die Verse mit Auftakt, der Steg ist zu einem Siebenheber verkürzt (dazu Brunner, S. 290).
Aus strophensymmetrischen und rhythmischen Gründen plädiert Brunner, S. 75, dafür, die V. 1 und 3 der Stollen als binnengereimte Acht- bzw. Sechsheber anzusetzen. Dies wird durch den handschriftlichen Überlieferungsbefund gestützt: In C stehen, wenn auch nur vereinzelt, nachträglich gesetzte Reimpunkte, die für das zeitgenössische Verständnis des Verses als binnengereimte lange Einheit sprechen (vgl. etwa C Konr W 87, V. 7); in k sind die formalen Gliederungszeichen in diesem Ton vergleichsweise unsystematisch, auch hier finden sich jedoch Markierungen der Versgrenzen, die Brunners Vorschlag plausibel erscheinen lassen (s. z. B. k KonrW/MorgenW 89, V. 3, 7, 12).
Melodie: Die Melodie ist ausschließlich in k überliefert und folgendermaßen aufgebaut (nach Brunner, S. 79f.):
αβα.β1γ.αβ2. / αβα.β1γ.αβ2 .// δ / αβα.β1γ.αβ2.
Die dreigeteilte Melodiestruktur deckt sich nicht mit der formalen Gliederung der Strophen, deren Stollen in vier Segmente geteilt sind. Zu vermuten ist diesbezüglich, »daß die Abweichung zwischen der Tonstruktur des Textes und der Melodie in den Stollen auf nachträglicher Umorganisation und Vereinfachung beruht. Das reizvolle Nebeneinander von langen Zeilen und Kurzzeilen wurde dabei zugunsten von langen Zeilen aufgegeben« (Brunner, S. 80, dort auch ausführlicher zur Melodiegestaltung des Tones).
Stephanie Seidl