Überlieferung: A überliefert fünf, B acht (davon unikal: B Wa 29), C 14 (davon unikal: C Wa 313, C Wa 315, C Wa 316, C Wa 318, C Wa 320) und Z zehn (davon unikal: Z Wa 21, Z Wa 26) Strophen unter Walther von der Vogelweide. Darüber hinaus gibt es in wenigen Fällen auch Zuschreibungsdivergenzen: Zwei Str. sind neben Walther auch unter Ulrich von Singenberg überliefert (C Singenb 64 = B Wa 31; A Singenb 109 = C Wa 324) und A Singenb 110 ist (mit A Singenb 109 zu einem Bar verbunden) unikal im Ulrich-Korpus überliefert. Hinzu kommen die namenlos überlieferten Str. in W2 (W2 Namenl 2; W2 Namenl 3; W2 Namenl 4) sowie zwei Strophenbare in k (k Wa/GespaltW 1 2 3; k Wa/GespaltW 4 5 6), von denen das erste das Tonkorpus eröffnet.
Die Tonreihe in A ist durch eine tonfremde Str. im Unmutston (A Wa 77) unterbrochen, in B ebenfalls durch Unmutston-Str. (B Wa 32 und B Wa 33). Die Reihe in C ist bruchlos, allerdings sind die Str. C 312–324 (fol. 138vb–139va) durch ein Verweiszeichen C, angebracht bei Str. C Wa 312, mit der später eingetragenen tongleichen Str. C Wa 363 (fol. 141vb) verbunden. Auch in Z bildet der Ton eine durchgehende Reihe. Ansätze zu Korpusprofilierungen aus Perspektive der ›Gespaltenen Weise‹ bietet Ley. Zu Athetesen und Versuchen der älteren Forschung, die als ›echt‹ erachteten Str. des Tons als Lied/Zyklus aufzufassen, vgl. zusammenfassend – die Überlieferung selbst gegen solche Konzeptionen ins Feld führend – Edwards.
Form: .6-a .6-a .7-a // .6-b .7c .6c .7-b // .6d .6d .7d
Eine besondere symmetrische Form der Kanzonenstrophe, bei der die beiden reihengereimten Stollen, die allerdings unterschiedlich kadenziert sind, den in der Mitte stehenden Abgesang umarmen. Der Mittelteil nimmt den metrischen Bau beider Stollen auf und ist umarmend gereimt, aber überkreuz metrisiert. Wapnewski hat den Bau des Tons als »Triptychon« bezeichnet und dabei u. a. versucht nachzuweisen, dass der formalen Gliederung auch eine analoge Strukturierung auf Inhaltsebene (eine »innere Syntax dieses Tons« (Wapnewski, S. 393)) entspreche. Das geht für Teile der Str. gut auf, für andere hingegen weniger, wie Wapnewski selbst einräumt, z. B. für C Wa 319 et al.: »Die […] Strophe weist keine zwingende Dreier-Struktur auf« (Wapnewski, S. 397). Dass die fehlende Dreigliederung dann vorsichtig als Argument für die Athetese von C Wa 319 et al. vorgeschlagen wird (unter der Voraussetzung: »Wenn die Dreier-Figur ein Prüfstein wäre«; Wapnewski, S. 398), versucht die Triptychon-These zu stärken, die jedoch schlichtweg nicht zu allen Str. des Tons passt: auch und vor allem nicht zu den als »unecht« bezeichneten Stücken (vgl. Wapnewski, S. 401f.), die wiederum in Ermangelung der Dreierstruktur in ihrer Unechtheit bestätigt seien – ein Zirkelschluss (vgl. dazu auch Edwards, bes. S. 146).
Bezeichnung: Die Tonbezeichnung ›Gespaltene Weise‹ ist historisch und findet sich am Beginn des Tonkorpus in k: her Walthers von der Vogelweyde gespalten wys (fol. 732ra). Daneben verwendet die Forschung aufgrund einiger an Friedrich II. gerichteter Str. die von der Überlieferung nicht gedeckte Bezeichnung ›König Friedrichs-Ton‹.
Melodie: k überliefert, obwohl die erste Str. des korpuseröffnenden Bars k Wa/GespaltW 1 2 3 unter Notenzeilen aufgeschrieben ist, anders als sonst keine Melodie. Wenngleich mehrere Melodien im hinteren Teil der Hs. nicht eingetragen wurden (das Korpus beginnt erst auf fol. 732ra), ist ihr Fehlen hier möglicherweise auch in Zusammenhang damit zu sehen, dass der Schreiber »mit der ungewöhnlichen Form dieses Tons […] nicht zurecht [kam]« (Brunner, S. 162, Anm. 319). Er hat den Text nämlich wie auch sonst bei stollig gebauten Kanzonenformen eingetragen: Das führt bei der ›Gespaltenen Weise‹ dazu, dass metrisch ungleiche Teile demselben Melodieteil zugeordnet werden hätten müssen.
Fragmentarisch ist eine Melodie zu diesem Ton in Z (an der Str. Z Wa 17) überliefert, und zwar zu den letzten drei Versen 8–10, also dem zweiten Stollen des Tons. Seibicke bietet neben einer neutralen Transkription der Melodie (S. 96) auch eine auf Grundlage seiner metrischen Untersuchungen zur ›Gespaltenen Weise‹ erarbeitete taktierte Übertragung (S. 108) der in Z überlieferten Melodie. Eine Transkription der Melodie, in der sie auf beide Stollen übertragen ist, bietet unter Aussparung des fehlenden Mittelteils Brunner, S. 59. Schon Gennrich, S. 215f., hatte für die, wenn auch unsichere, musikalische Gleichheit der beiden Stollen einerseits und des Mittelteils andererseits die Bezeichnung gespalten wys aus k ins Feld geführt. Auf dieser Grundlage gibt er den Bau des Tons – mit »leise[m] Zweifel« (ebd., S. 216) – an (nachfolgend auf die Melodie reduziert):
α β γ | δ ε | δ ε | α β γ
Sarah Hutterer