Autor
Brunwart von Augheim wird von Bärmann identifiziert mit Johannes Brunwart von Auggen, dessen Familie dem Landadel zuzurechnen ist. Dieser Johannes Brunwart war ab 1272 Schultheiß von Neuenburg, der Beginn seiner Amtszeit fällt damit ins Interregnum (zu einem Konflikt der Stadt Neuenburg mit Graf Heinrich von Freiburg, in dem Schultheiß, Rat und Bürgerschaft der Stadt den Schutz des Bischofs von Basel suchten, vgl. ebd., S. 42–44). Bis 1283 ist er in diesem Amt bezeugt, danach blieb er offenbar Bürger der Stadt (vgl. ebd., S. 51). Gestorben ist er vermutlich um die Jahrhundertwende (vgl. ebd., S. 54).
Überlieferung
Brunwart von Augheim ist unikal in der Manessischen Liederhandschrift überliefert, und zwar auf Lage XXIII, die zum sogenannten Grundstock-Segment B gehört (vgl. Henkes-Zin, S. 44). Seine Miniatur zeigt ein stehend einen Herrn und eine Dame, die einander anschauen und sich bei den Händen halten, wobei sich die Dame die linke Bildhälfte mit Rosenranken teilt und kleiner gehalten ist als der Herr. Das Wappen, ein mit drei Rosen belegter Pfahl, entspricht dem Johannes Brunwarts von Auggen in einer Urkunde von 1279 (vgl. Bärmann, S. 47).
Werk
Alle fünf Lieder Brunwarts von Augheim haben einen Natureingang; auffällig ist die wiederholte Freudeausrichtung und gesellschaftliche Perspektive der Lieder.
In C Augh 1–3 wird die Klagehaltung durch den auf Freude ausgerichteten Sommernatureingang und den erwünschten Kuss in Str. III relativiert. C Augh 10–12 und C Augh 13–15 stellen einen stärkeren Kontrast zwischen Sommernatureingang und Klagesituation des Ichs her; dagegen ist C Augh 7–9, ebenfalls mit Sommernatureingang, eine Freudekanzone. In all diesen vier Liedern begegnet, zum Teil wiederholt, das Motiv des roten Mundes. C Augh 4–6 ist eine Freudekanzone mit Winternatureingang, die in Str. I und III das Singen thematisiert.
de Boor, S. 308f., zählt Brunwart von Augheim zu den »liebenswürdigen Dilettanten« (ebd., S. 309) innerhalb einer Gruppe von Dichtern, die er als ›Neifengruppe‹ bezeichnet, da sie »das Neifensche Aufbauschema aus Natureingang und Minneklage durchaus oder vorwiegend übernehmen« (ebd., S. 308) und »die leichte Rhythmik der Verse Neifens und seine spielenden Reimfügungen nachzubilden bestrebt« (ebd.) seien.
Simone Leidinger