Autor und Überlieferung
Der Dichter ist urkundlich nicht bekannt, Geltar scheint ein sprechender Name – der geltære, Schuldner – zu sein. Die Manessische Liederhandschrift führt unter Geltar neun Strophen in vier Tönen, die die Kleine Heidelberger Liederhandschrift in derselben Reihenfolge führt, allerdings unter Gedrut (vgl. den Kommentar zu Gedrut); ihnen voran gehen in A zwei dort unikal übelieferte Strophen (A Gedr 1f.), die das Gedrut-Korpus eröffnen. Diese zwei Strophen werden zusammen mit den neun in C unter Geltar tradierten meist Geltar zugeschrieben.
Bildüberschrift (Her Geltar) und Autorminiatur in C, ein Jagdbild, stellen den Dichter als Adligen dar. Er bläst in der linken Bildhälfte in ein Horn und hält einen Hund an der Leine. Der Hund hetzt einen Hasen, die Hatz führt nach rechts, eine ansteigende Landschaftslinie entlang, so dass der Hase am rechten Bildrand auf Höhe des Kopfes des Dichters ist. Rechts unten ist ein zweiter Hund in einen Fuchs verbissen. Wappen und Helmzier sind nicht zuzuordnen; sie haben in der oberen Hälfte zwei fünfblättrige rote Blumen auf silbernem Grund, in der unteren Hälfte wird die blaue Hauptfarbe von roten (Helmzier) bzw. rot-gold-roten Pfählen (Wappen) durchschnitten.
Werk
Die vier Töne bieten einen »Gegensang zur literarischen Norm« (Linden): C Gelt 1 et al. und C Gelt 2 et al. sind Minnesängerschelten. Verspottet werden adlige Dilettanten, die – so die erste Strophe – zu fett seien, um aufrichtig von Liebesschmerz zu singen; in der zweiten Strophe schilt das Ich Minnesänger, die sich bei Frauen beliebt machen wollen, und zieht ihrem Gesang den eigenen vor, der dem Broterwerb dient. C Gelt 3f. et al. ist ein auf Liebesfreude ausgerichtetes Refrainlied, während C Gelt 5–9 et al. ein Mutter-Tochter-Dialog in Neidhart-Tradition ist, in dem sich wie in der zweiten Minnesängerschelte eine Spitze besonders gegen französische verfeinerte Lebensart findet.
Simone Leidinger