Autor
Der Dichter war vermutlich ein Angehöriger der thurgauer Ministerialenfamilie, die in den Diensten der Grafen von Toggenburg stand (s. Kraft von Toggenburg). Benannt nach ihrer Stammburg bei St. Gallen hatten sie seit der 2. Hälfte des 12. Jh. das Schenkenamt am Stift St. Gallen inne. Zwei Namensträger kommen in Betracht (Vater und Sohn), wobei mögliche historische Anspielungen in den Liedern C Landeck 21–25 sowie C Landeck 58–60 es nahelegen könnten, den älteren Konrad (Konrad II. von Glattburg-Landeck) mit dem Dichter zu identifizieren. Dieser urkundet zwischen 1265 und 1306 im Umfeld St. Gallens.
Überlieferung
Der Codex Manesse überliefert unter Her Chuͦnrat der Schenke vō Landegge (rubrizierte Bildüberschrift auf fol. 205r) bzw. von Landegge (fol. 205v) unikal 102 Strophen (= 22 Lieder). Am Ende der XIX. Lage stehend, sind sie Teil des Grundstock-Segments B (vgl. Henkes-Zin, S. 35).
Die Miniatur zeigt den Dichter in Ausübung seines Schenkenamts: Rechts kniend überreicht er dem Abt, mit Abtstab links auf einem Kastenstuhl sitzend, einen goldenen Pokal. Sein Schwert ist rechts hinter dem Dichter zu sehen. Das Wappen über ihm zeigt zwei rote Löwen und entspricht dem in der Zürcher Wappenrolle historisch unter LANDEG belegten (fol. 3r, unten). Die Fahne hinter dem Abt trägt mit einem schwarzen Bären auf goldenem Grund das St. Galler Wappen.
Werk
Auffällig sind die ausgeprägte Bildlichkeit, insbesondere Naturbildlichkeit, die Grundausrichtung der Lieder auf Freude sowie die ausgeprägte Formarbeit (Kanzonen mit variierten Stollen sind die Regel).
Alle Lieder setzen mit Natureingängen ein, die mehrere Strophen durchziehen oder nur wenige Verse umfasen können (reduziert in C Landeck 71–73 sowie C Landeck 74–78). Winterklage und Sommerpreis sind gleichmäßig verteilt. Auffällig sind die Details in C Landeck 79, V. 9 (Farbenreihe), und C Landeck 83, V. 9–12 (spezifische Vogelarten), sowie die geographische Konkretisierung des Natureingangs in C Landeck 58.
Zwei weitere Bildkomplexe durchziehen die Lieder: der rote (lachende) Mund der Geliebten sowie das Herz. In C Landeck 63 ist es ihr roter Mund, dessen Lachen in das Herz des Sprechers geschossen ist; in C Landeck 94 vergleicht der Sprecher den ihm entgegenlachenden Mund mit der Sonne, die gen ihm brunne / rubinrot (V. 15f.). Die insgesamt ca. 100 Bezugnahmen auf das Herz greifen u. a. das Bild der Herzenstür auf (vgl. C Landeck 2, V. 15), das brennende (vgl. C Landeck 3, V. 10, C Landeck 13, V. 1f.) und verwundete Herz (vgl. C Landeck 39, V. 11); die Geliebte wird als Königin des Herzens angerufen (vgl. C Landeck 52, V. 2), das Herz der Dame gilt als Schrein der Tugenden (vgl. C Landeck 64, V. 3), das Herz des Sprechers als von der Dame eroberte Burg (vgl. C Landeck 71, V. 10).
Die Lieder drücken oft Freude aus und sind auf Freude und Hoffnung ausgerichtet (vgl. z. B. das Bild des zur Sonne schwebenden muotes in C Landeck 62, V. 1f., sowie C Landeck 92, V. 13f., oder die Betonung der Hoffnung, gedinge, die nur in C Landeck 30, V. 10, als aussichtslos beklagt wird). In Frauenpreis-Passagen lobt der Sprecher seine Geliebte, aber auch die Frauen insgesamt in ihrer Rolle als Freudenspenderinnen (vgl. C Landeck 53–57, C Landeck 79–82, C Landeck 83–87). Ferner ist die Anrufung von Frau Minne ein von Konrad mehrfach aufgegriffenes Motiv (vgl. z. B. C Landeck 26–30, C Landeck 35–39, C Landeck 66–70, C Landeck 88–92).
Formal zeigen die Lieder ein breites Spektrum: In C Landeck 93–97 etwa sind alle Verse (mit Ausnahme des ersten Abgesang-Verses) zweihebig; in C Landeck 74–78 steigen pro Stollen und Abgesang die Hebungszahlen. Oft wechseln zwei oder drei Hebungszahlen miteinander, aber auch Isometrie lässt sich finden (C Landeck 21–25). Sprachlich fällt zudem eine Vorliebe für Anaphern und Paronomasien auf (vgl. z. B. C Landeck 5, C Landeck 20, C Landeck 85).
In der Forschung wurde v. a. eine Nähe zu Gottfried von Neifen und Ulrich von Winterstetten konstatiert (vgl. z. B. Händl, S. 628; Schweikle, Sp. 216).
Sandra Hofert