Autor
Der Sängername Graue Friderich von Liningen (C, fol. 26r) verweist auf einen Angehörigen des rheinisch-pfälzischen Grafengeschlechtes von Leiningen, dessen Wappen – drei Adler auf blauem Hintergrund – mehrfach in der das Korpus eröffnenden Miniatur abgebildet ist. Ob es sich bei ihm um Friedrich Emich I. († wohl 1212) oder aber um seinen Nachfolger Friedrich II. von Leiningen († 1237) handelt, ist nicht endgültig zu klären; die aktuelle Forschung präferiert v. a. aus literaturgeschichtlichen Gründen – sprachliche Reminiszenzen an Wolframs Parzival, der ›moderne‹ formale Bau der überlieferten Strophen – den späteren Friedrich (vgl. von Kraus, S. 73f.; Kornrumpf, Sp. 953; zusammenfassend Meves, S. 297–300 u. Meyer, S. 251). Die in C Lein 4 erwähnte leide vart lässt sich, will man sie biographisch deuten, dann entweder auf die Teilnahme Friedrichs II. von Leiningen am Apulienfeldzug Ottos IV. (so z.B. Meves, S. 301) oder auf diejenige am Kreuzzug von 1228/29 beziehen (vgl. etwa Zapf, Sp. 187). Auf Letzteren scheint die Miniatur anzuspielen, die den Dichter im Kampf gegen einen als heid[en] titulierten Gegner zeigt (dazu Walther, S. 26).
Werk und Überlieferung
Das heute erhaltene Œuvre Friedrichs von Leiningen beschränkt sich auf ein fünfstrophiges Lied, das unikal in C (fol. 26v, nachgetragen von Schreiber As im Grundstock-Segment B) überliefert ist (dazu Henkes-Zin, S. 27f., 31, 33, 39, 41, 43). Die Minnekanzone, die aus einer Situation des Abschieds heraus die Dame adressiert (zu inhaltlichen Details vgl. den Liedkommentar), steht »zwischen den Zeiten« (von Kraus, S. 74): Die Forschung diskutiert einerseits (aufgrund der abschließenden Frauenstrophe) ihre Nähe zur Kreuzzugslyrik Albrechts von Johannsdorf (Kornrumpf, Sp. 953), sieht andererseits jedoch sprachliche und stilistische Anklänge an Wolfram von Eschenbach (etwa in den Formulierungen ir gruͦz mir wildet [II,3] oder sit du slos bist unde bant [III,7]; dazu von Kraus, S. 73f.; Leppin, S. 101–111; Zapf, Sp. 187).
Stephanie Seidl