Autor
Der von Suonegge kann nicht sicher mit einer historischen Familie oder Person identifiziert werden. Als wahrscheinlich gilt, dass er dem Geschlecht derer von Sanneck angehört, das ab 1129/30 urkundlich erwähnt ist und seinen Stammsitz im früher untersteirischen, heute slowenischen Fraßlau hatte. Die steirische Herkunft des Minnesängers wird eventuell durch seine Position in C zwischen dem von Wildonie und dem von Scharfenberg gestützt, wobei die regionale Zuordnung des von Scharfenberg ebenfalls unsicher ist (vgl. Bumke, S. 56f.).
Womöglich ist der Sänger identisch mit Konrad I. von Sanneck, der zwischen ca. 1220 und 1241 urkundlich bezeugt ist (vgl. Eikelmann, Sp. 542f., und Malm, S. 325). Ein Konrad von Suonegge wird im ›Frauendienst‹ Ulrichs von Liechtenstein zweimal erwähnt (vgl. Bechstein, 191,5 und 217,1).
In einer Notiz der ›Zimmerischen Chronik‹ über die verlorene Liederhandschrift X wird unter den Minnesängern der von Sonneck genannt, auch hier ohne Vorname, der vermutlich mit dem Dichter der Manessischen Liederhandschrift identisch ist (vgl. Schanze, S. 317 und 320).
Überlieferung
Der von Suonegge ist unikal in der Manessischen Liederhandschrift überliefert. Mit dem von Wildonie, dem von Scharfenberg und Herrn Konrad, Schenk von Landeck, macht von Suonegge die XIX. Lage der Handschrift aus und gehört zu einem Untersegment des sogenannten Grundstock-Segments B, dessen Entstehung zeitlich nicht genau einzuordnen ist (vgl. Henkes-Zin, S. 35 und 44).
Die Miniatur zeigt einen berittenen Herrn bei der Hirschjagd, der in ein Horn bläst; sie »gehört zu den kompositionell am besten durchdachten der Handschrift« (Walther, S. 139): Landschaft und Figuren sind diagonal ausgerichtet, ein hornblasender Knappe mit angeleintem Hund sowie drei Jagdhunde füllen das rechte untere Bildviertel, zwischen Reiter und Hirsch besteht eine Blickachse. Wappen und Helmzier am oberen Rand können mit denen von Suonegge nicht in Verbindung gebracht werden (vgl. Walther, S. 139).
Werk
Die drei Lieder, einmal zwei, zweimal drei Strophen, sind Minneklagen im Rahmen der Hohen Minne. C Suon 1–3 ist eine Freude und Leid in Kontrast setzende Liebesklage mit Sommer-Natureingang; auffallende Motive sind das lôslich lachen (II,1) der Geliebten und die merker (II,6). Eine Liebesklage mit Winternatureingang und Rechtssemantik (Str. II) ist C Suon 4f., während C Suon 6–8 Klage- mit Frauenpreiselementen mischt; als Vergleich mit der Geliebten werden hier nicht nur alle Frauen in allen welschen unde in tu̍tschen richen (II,2) herangezogen, sondern die Dame kommt dem Ich sogar wie ein schoͤner engel (III,2) vor.
Auffällig ist, dass das bei Gottfried von Neifen typische Motiv des roten Mundes bei dem von Suonegge in zwei Liedern begegnet (vgl. C Suon 4f., II,8f.: lieblich ku̍ssen [...] von ir roͤselehtem munde, C Suon 6–8, I,7: so lieplich lachen von so rôtem munde), in C Suon 4f. dabei – auch dies bei Gottfried nicht selten – im Zusammenhang mit einem Natureingang.
Tatsächliche Abhängigkeitsverhältnisse lassen sich nicht feststellen. Kummer, S. 104–108, führt zahlreiche Parallelstellen zu Walther von der Vogelweide und Gottfried von Neifen sowie einige zu Ulrich von Liechtenstein an, wobei er deutlich macht, dass die Verwandtschaft lediglich »allgemeine Formeln« (ebd., S. 104) und »typische Wendungen« betrifft (ebd.). Dabei beschränkt sich Kummer mit seinen Vergleichen auf vermeintlich regional verwandte Dichter, was die Vergleichsbasis relativiert (vgl. Zingerle, S. 162f.). Ohne Textstellen zu zitieren, vergleicht die Forschung den von Suonegge über Walther, Gottfried und Ulrich hinaus mit Heinrich von Morungen (vgl. Malm, Sp. 326) und Reinmar (vgl. Henkel, S. 29), was wohl auf den Bilderreichtum und Klagecharakter der Lieder des von Suonegge zurückzuführen ist.
Simone Leidinger