Autor
Der Dichter kann vermutlich identifiziert werden mit jenem Hugo von Werbenwag, welcher dem Sitz bei Sigmaringen in Südbaden zugeordnet wird und zwischen 1258 und 1279 urkundlich bezeugt ist (vgl. Meves, S. 691–697). Eventuell ist auch die Erwähnung eines frater Hugo de Werbenwag monachus in Salem von 1292 auf den Dichter zu beziehen, der dann seinen Lebensabend als Geistlicher verbracht hätte (vgl. ebd., S. 693). In C Werb 1–7 werden König Konrad IV., Kaiser Friedrich II. und Heinrich Raspe erwähnt, was den Schluss nahelegt, dass das Lied »zwischen dem 22. Mai 1246 und dem 16. Februar 1247, also der Krönung und dem Tod Heinrich Raspes, entstanden« ist (ebd., S. 691).
Überlieferung
Die Lieder Hugos von Werbenwag sind unikal in der Manessischen Liederhandschrift überliefert, und zwar auf Lage XXIII, die zum sogenannten Grundstock-Segment B gehört (vgl. Henkes-Zin, S. 44). Die Miniatur zeigt ein Liebespaar, das auf einem Bett sitzt, die Gesichter aneinander gelegt, und einander umarmt. Zwei Kissen links im Bild spiegeln die Farben ihrer Gewänder. Ein Bettvorhang rahmt den oberen Teil des Bildes. Das Wappen ist nicht ausgeführt, nur der Umriss vorgezeichnet. Walther, S. 168, verweist auf die Ähnlichkeit der Darstellung der Umarmung von Wilhelm und Amelie im Codex Cgm 63 der Bayerischen Staatsbibliothek (Rudolfs von Ems ›Willehalm‹), als deren Vorlage er die Miniatur in C ausmacht.
Werk
Die fünf Lieder Hugos von Werbenwag bilden ein interessantes Korpus. C Werb 1–7 ist eine außergewöhnliche Minneklage, in der rechtliche Semantik zum Rechtsstreit konkretisiert wird: Das Ich droht der Dame an, nicht weiter zu klagen, sondern sie gerichtlich zu verklagen, wobei die abschließende Frauenstrophe dieses Gedankenspiel zurück in den Rahmen der Hohen Minne, nämlich zum Minnedienst wendet. C Werb 11f. verbindet Frauenpreis mit Sangesthematik; das Ich fürchtet, dass die Geliebte das Lied von ihm, der in Swaben (II,9) singt, fälschlich einem Franken zusprechen könnte. C Werb 8–10 und C Werb 13–15 sind Freudekanzonen, das zweite Lied dabei mit zweistrophigem Natureingang und ausschließlich allgemeiner Perspektive. C Werb 16 ist ein Bildlichkeit und Klang verbindender Sommerpreis, der eventuell im letzten Vers auf das Liebesthema anspielt. Insbesondere wegen der letztgenannten beiden Lieder ordnet de Boor, S. 311, Hugo dem »Neifenkreise« zu.
Simone Leidinger