Überlieferung: Das dreistrophige Lied ist in B und C in nahezu identischer Gestalt überliefert.
Form: .4a .4b / .4a .4b // .4b .4a .4a. 4b. .4a
II,1 u. 3: Die Präteritalformen der Reimwörter in B verstoßen insofern gegen das Metrum, als zu ihrer Realisierung dreisilbig klingende bzw. – bei synkopierter Form – weibliche Kadenz anzusetzen wäre, während die Strophenform männliche Kadenz verlangt.
Als Kontrafaktur einer formgleichen Kanzone Chrétiens de Troyes ist das Lied nicht zuletzt auch durch die inhaltlichen Bezugnahmen (vor allem Tristan-Thematik) gesichert.
Inhalt: Im Gegensatz zu Chrétien – wie auch zu Veldeke, der ebenfalls auf Chrétiens Lied zurückgreifen dürfte (vgl. A Veld/32r 1-2 et al.) – zitiert Bernger in Str. I die Tristanliebe nicht im Modus der Kritik (Zwang statt Freiwilligkeit), sondern ›nur‹ im Modus der Überbietung heran. In Str. II wird das Motiv des Kummers aus Str. I wiederaufgenommen, das, dort auf die Tristanminne bezogen, hier nun den minnesangtypischen Kummer der unerfüllten Liebe meint. Str. III bringt die Gesellschaft ins Spiel, deren möglichen Anfeindungen zum Trotz das Ich seinen Klagegesang präsentiert.
Intertext: Bezüge auf Chrétiens Kanzone ›D’Amors, qui m’a tolu a moi‹ liegen vor allem in Str. I vor. Auch die Apostrophe an das eigene Herz am Ende von Str. III dürfte sich Chrétien verdanken. Weitere Übereinstimmungen lassen sich ebenso gut durch den unabhängigen Rückgriff auf das Motiv-Inventar des Hohen Sangs erklären.
Justin Vollmann