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Bligger von Steinach, ›Er funde guͦten koͮf an minen jaren‹ (B 3 4 5) Lied zurückDruckerTEI Icon

Kommentar

Überlieferung: parallel in BC. Abweichungen zwischen den Überlieferungszeugen sind spärlich, teils handelt es sich um iterierende Varianten (II,1), teils dürfte es sich (aufgrund formaler Irritationen) um Fehler handeln (namentlich in B I,3 und B II,5). Die dritte Strophe ist in beiden Textzeugen defekt überliefert, es fehlen V. 4 und der Eingang von V. 5.

Form: Das Lied ist formal streng komponiert, es folgt dem Schema:

.5-a .5b / .5-a .5b // .5b .5-a .5b

Auffällig ist die Durchreimung von Auf- und Abgesang, sodass die Strophe mit nur zwei Reimklängen ihr Auskommen findet. Die Verse alternieren durchwegs regelmäßig, ausgenommen sind lediglich die Schlussverse in BC der ersten Strophe (I,7), die auch semantisch und syntaktisch schwierig, wo nicht verderbt sind (vgl. dazu den Apparat zur Stelle).

Keinen Auftakt haben die jeweils dritten Verse in den Str. II und III. Die Störungen der Alternation in B I,3 sowie B II,5 sind wohl nachlässiger Überlieferung anzulasten; ursächlich sind geschwätzige Formwörter, die keinen semantischen Akzent setzen.

Eine besondere Form der Strophenbindung bietet das anaphorische Spiel mit er funde, erfunde/befunde, ich funde zu Strophenbeginn.

Inhalt: Minneklage. Originell ist der argumentative Eingang, der das leiderfüllte Leben des Ichs in ein merkantiles Bild fasst und damit die unrechte Erfolglosigkeit des Dienstes betont (I). In Ermangelung eines Besseren bekennt sich das Ich zu diesem Dienst für eine herausgehobene Dame (II). Str. III gilt wohl der Singularität dieser Dame, wenn auch die Details des Arguments aufgrund des Überlieferungsdefekts dunkel bleiben. Auffällig ist die stringente argumentative Verkettung der Strophen dergestalt, dass die Folgestrophe jeweils ein Ideologem der Vorstrophe aufgreift und entfaltet (von I zu II: Dienst, von II zu III: Einzigartigkeit).

Intertext: Möglicherweise handelt es sich um eine Kontrafaktur nach romanischem Vorbild (Vorschläge bei Aarburg, S. 417f., Frank, S. 62–79 und Jammers, S. 200). Mehr oder minder baugleich sind außerdem B Fen 8–12 et al. und B Fen 16f. et al. sowie B Raute 1–3 et al.

Historischer Bezug: Die Referenz auf Saladin/Damaskus wird für gewöhnlich als Indiz gewertet, dass das Lied zwischen 1174 (Saladins Einzug in Damaskus) und 1193 (Saladins Tod) entstanden wäre.

Florian Kragl

Kommentar veröffentlicht am 09.02.2022; zuletzt geändert am 06.05.2024.
Gehört zur Anthologie: Minne- bzw. Werbelied
 B Bligg 3 = MF 118,19Zitieren
Digitalisat
Weingartner Liederhandschrift (Stuttgart, LB, HB XIII 1), pag. 27
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 I
 
 B Bligg 4 = MF 119,1Zitieren
Digitalisat
Weingartner Liederhandschrift (Stuttgart, LB, HB XIII 1), pag. 27
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 II
 
 B Bligg 5 = MF 119,6Zitieren
Digitalisat
Weingartner Liederhandschrift (Stuttgart, LB, HB XIII 1), pag. 27
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 III
 
 
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