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Hadlaub, Johannes, ›Swem sin muͦt stet uf minne gar‹ (C 195) Lied vorDruckerTEI Icon

Überlieferung

C Hadl 195

Kommentar

Überlieferung: unikal in C.

Form: Siehe das Leichschema.

Der Leich ist – wie alle Leiche Hadlaubs – gekennzeichnet durch einen großen Reimreichtum bei gleichzeitiger Konzentration auf relativ wenige Reimklänge und Reimwörter. Der Ansatz von Binnenreimen ist unsicher. Er begründet sich in der Vermeidung sehr ungleicher Verslängen, vor allem aber in der Bildung syntaktisch geschlossener Einheiten, die meist drei bis fünf Hebungen umfassen. Nicht selten begegnen unreine Reime, die teils dialektal, teils von den Reimzwängen des Leichschemas bedingt sein werden (a/â: V. 15/16, 21/22, 37/38, 52/53, 55/56/61/62, 79/80, 123/124; i/î: V. 35/36, 44/45; s/z: V. 67/72). Gleichsam okkasionelle (Binnen-)Reime (V. 22, 30, 103) erklären sich wohl aus dem Vertrauen auf Allerweltsreimklänge, nicht aus kompositorischem Kalkül. Okkasionell ist mutmaßlich auch die Identität von a- und c-Reim im ersten Versikel (V. 1f.).

Es gibt nur drei Versikeltypen, deren zwei (nämlich A und C) auch Varianten ausbilden. A ist sechs-, B drei-, C fünfversig. Der Versbau der Versikeltypen unterscheidet sich nicht markant, alle drei verfügen über Zeilen mit und ohne Binnenreime, alle drei setzen den ersten (Binnen-)Reim in den zweiten Takt, bei allen dreien verbindet dieser erste Reimklang die Versikel zu Versikelgruppen. Auch der jeweils letzte (End-)Reim der Versikel stärkt meist diese Versikelbindung (nicht aber bei den Typen A1 und A2).

Die Versikel sind ausnahmslos zu paarigen Gruppen kombiniert. Diese Versikelgruppen bilden ihrerseits paarige Einheiten durch die regelmäßige, sechsfache Wiederholung von A1- bzw. (in einem Fall) A2-Gruppen, denen jeweils eine Versikelgruppe anderen Typs (A, B, C oder C1) vorangeht – eine äußerst übersichtliche, schlichte sequentielle Makrostruktur.

Die Versikelgruppen sind in der Handschrift durch Capitulumzeichen in wechselnder Farbe, Majuskel und rote Strichelung derselben markiert. Bei den drei letzten Gruppen sind auch die Versikelanfänge innerhalb der Gruppe entsprechend ausgewiesen (V. 105, 116, 127), bei den drei Fällen unmittelbar davor ist der Versikelanfang innerhalb der Gruppe großgeschrieben und rot gestrichelt (V. 61, 72, 94). Man könnte dies so deuten, dass Schreiber bzw. Rubrikator im fortlaufenden Schreibprozess das Auszeichnungssystem nach und nach von Versikelgruppe auf Versikel umgestellt haben.

Die ursprünglich kurzen offenen Tonsilben dürften (wie auch sonst meist bei Hadlaub) bereits gedehnt sein, sie bilden weibliche/klingende Kadenzen.

Inhalt: Allgemeine Minnedidaxe. Der Sänger tritt in Erscheinung nicht als Liebender, sondern als Dozent, er preist nicht eine (seine) Frau bzw. Geliebte, sondern die Frauen im Allgemeinen. Eine stringente Argumentation gibt es nicht, immer wieder werden dieselben topischen Gedanken aufgegriffen; das gedankliche Zentrum bilden der Minnedienst und seine veredelnde Wirkung auf die Männer. Die einzelnen Bauteile (Versikelgruppen) scheinen allerdings jeweils einen Aspekt besonders hervorzuheben; nicht selten ist es ein Nebengedanke der vorhergehenden Gruppe, der weiterentwickelt wird:

Heilbringend ist die Wirkung des Minnedienstes (AA, V. 1–12), Grund dafür sind Schönheit und Ansehen der Damen (A1A1, V. 13–24), ihr schöner Anblick, ihr Gruß (AA, V. 25–36). Sie schlagen Männer in ihren Bann (A1A1, V. 37–48), eine Art Nonplusultra (BB, V. 49–54), ein Inbegriff des Höfischen; Frauen bzw. Damen definieren geradezu, was hof bedeutet (A2A2, V. 55–66). Sie spenden Freude (CC, V. 67–76) und motivieren oder reizen zum höfischen, verfeinerten Verhalten (A1A1, V. 77–88). Allgemeiner Preis der Frauenschönheit (C1C1, V. 89–98); nichts gibt es in der Natur, nichts auf der Welt, was ihnen zu gleichen vermöchte (A1A1, V. 99–110), besonders hervorgehoben werden ihre Worte, ihr Singen (das Singen von ihnen?), ihr Gemüt, ihr Anstand (CC, V. 111–120). Frauen bessern die Männerherzen durch ihre guͤte: der Dienstgedanke schließt den gedanklichen Bogen zum Anfang des Leichs (A1A1, V. 121–132).

Florian Kragl

Kommentar veröffentlicht am 07.04.2025.
Gehört zur Anthologie: Leich
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