Überlieferung: Die zwei Sprüche C Liecht 319 und 320 sind ausschließlich im C-Korpus Ulrichs überliefert. Die Forschung geht jedoch meist davon aus, dass beide Sprüche von Gottfried von Straßburg stammen; so ist bei RSM IV, S. 8f., Gottfried als Tonautor (Gotfr/1/1 und Gotfr/1/2) und Verfasser beider Strophen angegeben. Grund hierfür ist hauptsächlich, dass C Liecht 320 im Alexanderroman Rudolfs von Ems meister Gotfrit zugesprochen wird (vgl. Kommentar zu C Liecht 320). Die ältere Forschung verweist zudem auf Parallelen zwischen den Sprüchen und ›Tristan‹ (vgl. Stackmann), wobei sie mit den Sprüchen eine sehr kleine Textgrundlage für den Vergleich hat.
Form: 6a .6a .5-b / .6c .6c .5-b // 3-d .7-d .5-e / 3-f .7-f (.)5-e
Vgl. Tonkommentar
Inhalt: Die Habsucht, die sit Even zite [...] ellu̍ herze unde ellu̍ riche auf Abwege bringt, ist Thema dieser Zeitklage (I,8f.). Die Welt wird passiv als Spielball und Kriegsschauplatz der personifizierten kleinen Wörtchen ›min‹ unde ›din‹ verbildlicht, die dort wüten und falsche Lehren verbreiten (vgl. I,4 fruͤtende unde wuͤtende). Im Kontext des Minnesangkorpus wirkt es wie eine Reminiszenz an die im Minnesang viel beschworene stæte und Aufrichtigkeit des Ichs, wenn Taten und Worten, Lehrern und Schülern hier vorgeworfen wird, sie liebten niht wan valsch unde anderunge (I,11).
Beide Sangsprüche C Liecht 319 und 320 greifen – einmal mit den verheerenden Wörtern ›min‹ unde ›din‹, einmal mit dem Gedanken vom gläsernen Glück – auf Sentenzen von Publilius Syrus zurück (vgl. Preuss, S. 71f.).
Simone Leidinger
C Liecht 319 (307) = KLD 16 IZitieren | |||
Große Heidelberger Liederhandschrift, Codex Manesse (Heidelberg, UB, cpg 848), fol. 247ra | |||
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