Die Einstellungen der Textansicht wurden gespeichert.

Sie bleiben auf diesem Rechner und in diesem Browser als Standardeinstellungen gültig, bis Sie sie mit anderen Einstellungen überschreiben.
Ulrich von Liechtenstein, ›Fu̍r sin stu̍rmen, fu̍r sin slichen‹ (C 177–181) Lied zurückLied vorDruckerTEI Icon

Kommentar

Überlieferung: C und L überliefern die fünf Strophen parallel.

Form: 4-a 4b / 4-a 4b // 2-c+2d 4-c 4d

Inhalt: Markant an dieser Freudekanzone ist eine über drei Strophen geführte Winterbildlichkeit. Das Lied schlägt einen Bogen vom Winter zur Sommerandeutung und von der Didaxe zur persönlichen Erfahrung. Es ist Teil einer Reihe von Liedern, welche motivisch miteinander und mit dem Tagelied C Liecht 182–188 et al. verknüpft sind (vgl. Hübner I, S. 300).

In I wird der Winter als gefährlicher Turniergegner metaphorisiert. Das Ich spricht als Ratgeber alle Rezipienten an, junge wie alde (I,1). Sie sollen sich vor dem beginnenden Winter rüsten, der sonst tiefe Wunden schlägt, den man aber mit Kleidung besiegen kann. Auch in II möchte das Ich die Rezipienten des besten wisen (II,1). Hier belagert der Winter die Menschen, denen das Ich als Rettung empfiehlt, die Häuser mit Proviant aufzustocken. Im Verlauf von III leitet das Ich auf das Minnethema über und schließt sich perspektivisch im wir mit den (männlichen) Rezipienten zusammen: Wir sollen vor dem Winter in die Stube weichen und dort mit Frauen froh sein. Bieten die Häuser Schutz vor dem Winter, so überträgt das Ich dies im Abgesang metaphorisch auf die Frauen, die nämlich ein Dach gegen ungemuͤte sind (III,6). IV und V thematisieren in Ich-Perspektive die Freude. C (IV,1f.) schließt dabei inhaltlich eng an III,5–7 an, wenn das Ich wünscht, dass die personifizierte guͤte aller guͦten wiben [...] iemer froͤiden pflegen möge. In L (IV,1f.) soll sich die guͤte der Damen dagegen der Geliebten des Ichs annehmen, wodurch die Damen neben Gott (vgl. IV,3f.) helfen, das Ich vor dem zu̍rnen (C IV,3) der Geliebten zu behüten. So oder so liegt die Hoffnung des Ichs völlig auf den guoten Damen (vgl. IV,5–7). Ohne dies als Widerspruch zu thematisieren, bezeichnet das Ich in V dagegen die Geliebte als seiner froͤiden lere (C V,1). Die Didaxe weicht hier der Erfahrung, die Nähe zur Dame macht den Winter zum Sommer: Spiegelt sich das Ich in ihren Augen, dann bluͤt ihm froͤiden jugent (C V,7).

Simone Leidinger

Kommentar veröffentlicht am 01.01.2019.
Gehört zu den Anthologien: Minne- bzw. Werbelied, Minnedidaktisches Lied
 C Liecht 179 (171) = KLD 58 XXXV 3Zitieren
Digitalisat
Große Heidelberger Liederhandschrift, Codex Manesse (Heidelberg, UB, cpg 848), fol. 243ra
Logo DFG-Viewer Bild nach oben scrollen Bild nach unten scrollen Bild schließen
 III
 
 
Vignette