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Ulrich von Liechtenstein, ›Got fuge mirz zeguͦte‹ (L 128) Lied zurückLied vorDruckerTEI Icon

Überlieferung

L Liecht 128

Kommentar

Überlieferung: Der Leich ist unikal in L im Kontext des ›Frauendiensts‹ überliefert.

Form: Vgl. Leichschema

15 Versikelgruppen gliedern den Leich in einen Hauptteil mit zwei baugleichen Abschnitten (CCDDEE1FFGGFF CCDDEE1FFGGFF), eine Einleitung (AABB1) und einen Schluss (CDE1FGFH). Als Grundform lassen sich Doppelversikel ausmachen (DD, FF und GG); analog können die vier baugleichen V. 7–10 und 42–45 in zwei Teile gegliedert werden (CC). In der Versikelgruppe EE1 ist der zweite Versikel um einen Vers erweitert.

AABB1 steht formal als Einleitung für sich; die beiden Versikelgruppen sind verbunden durch die muͦt-Semantik. Der Schluss (CDE1FGFH) setzt sich zusammen aus den (hier nicht wiederholten) Hauptteil-Versikeln. Die Konjektur von Kraus zur Kürzung des V. 94 ist mit Apokopen nicht notwendig. Der Reim ringen/gelingen in V. 90f. wird in V. 94 und der abschließenden Waisenterzine V. 95–97 wieder aufgegriffen, was den Schluss zusätzlich betont.

Braun, S. 410, begreift die Einleitung (hier AABB1) als einen Abschnitt A und versteht den Schluss nicht als Aufgriff vorheriger Bausteine, sondern unterteilt V. 77–97 in vier neue Bauteile G (V. 77–82), H (V. 83–86), I (V. 87–91) und J (V. 92–97).

Inhalt: Die inhaltliche Gliederung orientiert sich an der formalen: V. 1–6 ist eine Einleitung, in der das Ich seine Beständigkeit beteuert und ankündigt, Rat geben zu wollen. Der erste Abschnitt des Hauptteils (vgl. V. 7–41) ist zugleich allgemeiner Frauenpreis und ein Rat an Männer, Frauen mit triwen (V. 11) zu dienen. Die laudativen Elemente sind dabei in V. 32–35 gesteigert durch das teils als Schlagreim wiederholte schoͤne. Der Schluss dieses Abschnitts (vgl. V. 36–41) leitet über in den zweiten Abschnitt des Hauptteils (vgl. V. 42–76), in dem das Ich auf seine persönliche Situation eingeht. Wie in mehreren Ulrich-Liedern gibt das Ich an, einer Dame lange (V. 50: driu unde zehen jar) vergeblich gedient zu haben, deren Lohn jedoch unstæte (V. 64) war. Auffällig ist hier der Vergleich mit einem hin- und herlaufenden angebundenen Marder (vgl. V. 62f.), der die unstæte verbildlicht. Im Schussteil fordert das Ich die beiderseitige stæte ein (vgl. V. 77–85); es zeigt sich hoffnungsvoll, eine Frau zu finden, diu sich vor wandel hat behuͦt / unde niht wan daz beste tuͦt (V. 80f.), und mit ihr Liebesglück zu erlangen. Der Leich schließt mit der poetologisch reflektierenden Beteuerung des Ichs, nie wieder deheines valschen wibes lop (V. 97) sagen oder singen zu wollen.

Simone Leidinger

Kommentar veröffentlicht am 01.01.2019; zuletzt geändert am 06.05.2024.
Gehört zur Anthologie: Leich
 L Liecht 128 = KLD 58 XXV 1Zitieren
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