Überlieferung: unikal in M.
Form: Vgl. Leichschema.
Die lateinischen Versikel sind durchwegs streng gebaut. Zweifel besteht, ob nach V. 18 eine Lücke anzunehmen ist oder nicht. Die Bauform dieses Leichs im Speziellen (seine geradzahligen Versikelgruppen) und das Wiederholungsprinzip der Leichdichtung im Allgemeinen lassen vermuten, dass nach V. 18 zwei Verse fehlen, die baugleich sind mit V. 23f.; im Leichschema ist diese Vermutung entsprechend umgesetzt.
Der deutsche Versikel ähnelt hinsichtlich der Verslängen und des vierfachen Endreims stark dem lateinischen Versikeltyp A; die Binnenreime hinwiederum erinnern an die lateinischen Typen B und C. Höchstwahrscheinlich ist der deutsche Versikeltyp von dem/den lateinischen angeregt (vgl. Beatie, S. 405, 416). Dass der letzte Versikel vereinzelt steht und formal nicht wiederholt wird, ist eine in der Leichdichtung konventionelle Technik der Finalisierung. Hier wird sie durch den Sprachwechsel zusätzlich verstärkt.
Typ A und D besitzen (vom Binnenreim abgesehen) dieselbe Form wie CB 174.
Inhalt: Der Leich oszilliert, aus Minnesangperspektive, zwischen den Optionen Minneklage/Werbelied (mit Natureingang), Dialog und Wechsel. Kaum dass eine bestimmte Sprechhaltung etabliert ist, kippt sie in die nächste, andere. Auffällig ist, dass vor allem die Geliebte das Ich direkt anzusprechen scheint, während die Reden und Adressen des Ichs immer auch (zugleich?) ins Allgemeine verweisen und neben der Geliebten ein unspezifisches Publikum anzielen. Umso überraschender ist, wie rasch und unkompliziert die Geliebte den drängenden Sentenzen des Ichs nachgibt. Möglicherweise aus diesem Grunde vermutet Edwards (S. 275), »die Einladung [gehe], wie oft bei Neidhart, vom Mädchenmund« aus.
Formal deutlich geschieden sind die anfängliche Rede des Ichs (Versikeltyp A), die Replik der Geliebten (Typ B), beide geprägt von minnesangtypischer Distanz zwischen Ich und Geliebter, sowie endlich die flinke Übereinkunft (Typ C).
Der deutsche Versikel (Typ D) wiederholt, teils mit hoher semantischer Präzision, den einleitenden Natureingang. Der eingeschobene Aufruf an die Mädchen, sich zu erkühnen (erdreisten?), lässt das Dialogverhalten des einen Mädchens als vorbildlich erscheinen.
Mitunter zählte man CB 141 zu den Pastourellen, was in jüngerer Zeit jedoch zurückgewiesen wird (vgl. Walsh, S. XXXIV, Anm. 25; anders Edwards, S. 276).
Theresa Höfle / Florian Kragl
M Namenl/58v/1 1 = CB 141,1Zitieren | |||
Codex Buranus (München, BSB, Clm 4660), fol. 58v | |||
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