Überlieferung: Die drei Strophen sind anonym in e1 überliefert. In der ersten Strophe ist die erste Zeile neumiert.
Form: 1-a+2-b .1-b+4c / 3-d .1-d+4c //R 4e 1-f+2-g 4e 1-f+2-g .4-a
Es liegen Kanzonenstrophen mit einem fünfversigen Refrain vor. Der letzte Vers des Refrains variiert unter Anpassung des Pausenreims. Setzt man im Aufgesang die Binnenreime wie vorliegend an, alternieren Hebungen und Senkungen im Versinneren; die Versumbrüche sind ungefugt. Im Abgesang wechseln sich drei- und vierhebige Verse ab. Der erste und dritte Vers des Refrains setzt mit Wortwiederholungen ein, wobei in Str. I der Refrain an den Aufgesang anschließt (sne : We).
Inhalt: Minneklage.
Der Winter kommt: Der Vogelsang verstummt; die Rosen vergehen und parallel dazu auch der rote Mund auf der Wiese – Minne- und Naturschönheit werden überblendet. Doch, so heißt es im letzten Vers der ersten Strophe, auch wenn das Lächeln des Mundes verschwindet, bleibt sin kosen (I,9) ein Trost für das Ich.
Die zweite Strophe ist zunächst geprägt von den Gedanken an den freuderfüllenden Gruß und den Anblick der Geliebten; dagegen setzt der Refrain das gegenwärtige Leid. Das verschwundene Lächeln des roten Mundes lässt den Sprecher seinen Dienst bereuen (vgl. II,9).
Ähnlich konstrastierend ist die letzte Strophe gestaltet, wobei neben dem Mund die Augen der Geliebten als Quelle der Freuden benannt werden. Deutungsoffen bleibt der Abschluss: Wenn der Mund den Sprecher nicht länger anlächelt, versöhnt die Minne das Drohen. Carl von Kraus (KLD, S. 312) vermutet einen Kuss als Zeichen der süene, sodass das Lied hier zu einem positiven Ende käme: Der Mund lächelt nicht mehr, sondern küsst.
Sandra Hofert