Lyrik des deutschen Mittelalters

Überlieferung

Kommentar

Überlieferung: unikal in C. Auffällig sind die formalen und inhaltlichen Korruptelen in der zweiten und dritten Strophe, derer sich der Schreiber zumindest zum Teil – die Lücke, die in III,9 gelassen ist, deutet dies an – bewusst war.

Form: .4a .6b / .4a .6b // .6c .4d .4e .6c .4d .4x .4e

Die Reimpunkte in Str. II verdeutlichen, dass die überlieferte Form zerstört ist: So markieren sie in II,1/3 das Reimpaar wank/dank; dazwischen setzt der Schreiber keinen Reimpunkt, erst wieder nach scheiden in II,5 (der Reimpunkt nach wib in II,5 fehlt), wozu dann jedoch das passende Reimwort fehlt. Die Eingriffe in II,2 und II,4 dienen dem Reimschema. III,9 ist unterfüllt; der Vorschlag zur metrischen Füllung durch von Kraus (ellich mîn) ist bestechend, jedoch könnte man hier stärker als in Str. II »viele Konjekturen versuchen, Sicherheit läßt sich wohl überhaupt nicht gewinnen« (Kracher, S. 165).

Inhalt: Minneklage. Der Kontrast von Sommer-Natureingang und Ich-Klage wird in Str. III wieder aufgegriffen, während Str. II das Dienst-Thema aus Str. I fortführt. Der rosevarwe[] munt (III,5) der Geliebten begegnet besonders häufig in den Liedern Gottfrieds von Neifen.

Simone Leidinger

► Literatur

Kommentar veröffentlicht am 01.01.2019; zuletzt geändert am 18.01.2019.

Gehört zur Anthologie: Minne- bzw. Werbelied


		C Obernb 1 = KLD 40 I 1Zitieren
Große Heidelberger Liederhandschrift, Codex Manesse (Heidelberg, UB, cpg 848), fol. 343ra
		I

		[ini S\|4\|rot]%#Jch fr{o^ei\|öu}t d#er #s{#v^e\|üe}{#s#s\|z}en #s#vm#erz{i\|î}t·
		erde #vn#d / luft #vn#d #sw#c d{u^i\|iu} beid{u^i\|iu} b#ernde #sint·. /
		ich t{e\|æ}t al#s{o\|ô}, wa#n d#c mir l{i\|î}t·
		ein / leit #s{o\|ô} n{a\|â}he, d{a\|â} vo#n mir vr{eu\|öu}de / gar v#er#swint·.
		{o\|ô}w{e\|ê}, d#c mich d{u^i\|iu} liebe des niht / {a\|â}ne t{u^o\|uo}t·,
		#vn#d ich ir m{i\|î}ne be#ste#n tage·
		mit #st{e\|æ}[mut r mut][ins t ins]e[[1 i¬#stete~i$ i¬t~i aus i¬r~i gebessert]] / her gedienet h{a\|â}n·!
		n#v h{o^e\|œ}re[[2 i¬ho^ere~i$ i¬hœre ab~i KLD]] ich doch #iehe#n de#s, / #si #s{i\|î} #s{o\|ô} g{u^o\|uo}t·;
		wa#n neigte #si m{i\|î}n h{o\|ô}he klage·
		#s{o\|ô}, / d#c #si eine g#vnde mir,
		d#c ich ir diente {#v\|û}f liebe#n / #Zw{a\|â}#n·. /


		C Obernb 2 = KLD 40 I 2Zitieren
Große Heidelberger Liederhandschrift, Codex Manesse (Heidelberg, UB, cpg 848), fol. 343ra
		II

		[ini M\|2\|rot]it #st{e\|æ}te#m m{#v^o\|uo}te #vn#d {a\|â}ne wan{k\|c}·,
		_#sol\|als_ / ma#n ze>>rehte #st{e\|æ}te#n w{i\|î}be#n diene#n _\|sol_[[1=, Konjektur aus Reimgründen mit KLD]],
		#s{o\|ô} hab / ich d#er g{#v^o\|uo}ten {a\|â}ne dan{k\|c}·
		_\|gedienet_[[1=, Konjektur mit KLD]]. wa{s\|z} dar #vmbe? #si mac / mich noch wol
		vo#n #sende#n #sorge#n #scheide#n·, #si vil / #s{e\|æ}l{i\|e}{g\|c} w{i\|î}{b\|p},
		die ich n{a\|â}ch #s{#v^e\|üe}{#s#s\|z}er liebe habe·,
		d_{u^i\|iu}\|er_[[1=, Konjektur mit KLD]][[4 i¬gewern~i swV. hier mit Akk. der Person (i¬mich~i) und Gen. der Sache (i¬der~i) (vgl. BMZ III, Sp. 583b).]] / mich a{ll\|l}eine ma{g\|c} gew#ern·
		ir h{o\|ô}heverend{u^i\|iu}[[2 i¬hoheverendu^i~i$ i¬hôhe berndiu~i KLD]] / t#vgent, ir mi#nne{k\|c}l{i\|î}cher l{i\|î}{b\|p}·.
		k#v#mt mir m{i\|î}n la#n-/ger k#vmb#er abe·,
		ich wirde #sel{h\|ch}er fr{o^ei\|öu}de#n>>r{i\|î}ch, /
		d#er t{u\|û}#sent h#erzen m{e\|ö}hte#n gern#·. /


		C Obernb 3 = KLD 40 I 3Zitieren
Große Heidelberger Liederhandschrift, Codex Manesse (Heidelberg, UB, cpg 848), fol. 343ra
		III

		[ini W\|2\|rot]il mich d{u^i\|iu} h#erzeliebe niht·
		ir g{#v^e\|üe}te l{a\|â}n / genie{#s#s\|z}en, d#er #si wu#nd#er h{a\|â}t·,
		d#vr w#c #solde ich / da#nne ahte#n iht·,
		wie{s\|z} {#v\|û}f d#er heide an #s#vm#er<<lieht#er / wu#nne #st{a\|â}t·?
		ir r{o\|ô}#sevarwer m#vnt, ir mi#nne{k\|c}l{i\|î}-/ch#er gr{u^o\|uo}{s\|z}·
		ma{k\|c} mir vil m{e\|ê}re fr{o^ei\|öu}de gebe#n·
		da#nne / al d#er vogel #s{#v^e\|üe}{#s#s\|z}er #san{g\|c}·.
		w#c #sol ich #sage#n? wirt / mir vo#n ir niht #sw{#e\|æ}re b{u^o\|uo}{s\|z}·,
		† #s{o\|ô} endert #sich[[1 i¬#sich~i$ anschließend Lücke von ca. 5 Buchstaben]][[2 i¬#sich~i$ i¬sich ellich mîn~i KLD]] / lebe#n· †[[3 Die Textlücke nach i¬#sich~i lässt vermuten, dass der Schreiber Probleme mit der Vorlage hatte, vgl. die Reimpunkte in Str. II.]]
		#vn#d i#st d{u^i\|iu} z{#v^o\|uo}#u#er#siht d{a\|â} hin,
		dar {#v\|û}f ich¦ie / n{a\|â}{h\|ch} [mut a mut][ins f ins]r{o^ei\|öu}de#n[[1 i¬fro^eide#n~i$ i¬f~i gebessert aus i¬a~i]] ran{k\|c}#·. /


		C Obernb 1 = KLD 40 I 1Zitieren
Große Heidelberger Liederhandschrift, Codex Manesse (Heidelberg, UB, cpg 848), fol. 343ra
		I

		[ini S\|4\|rot]%#Jch fr{o^ei\|öu}t d#er #s{#v^e\|üe}{#s#s\|z}en #s#vm#erz{i\|î}t·
		erde #vn#d / luft #vn#d #sw#c d{u^i\|iu} beid{u^i\|iu} b#ernde #sint·. /
		ich t{e\|æ}t al#s{o\|ô}, wa#n d#c mir l{i\|î}t·
		ein / leit #s{o\|ô} n{a\|â}he, d{a\|â} vo#n mir vr{eu\|öu}de / gar v#er#swint·.
		{o\|ô}w{e\|ê}, d#c mich d{u^i\|iu} liebe des niht / {a\|â}ne t{u^o\|uo}t·,
		#vn#d ich ir m{i\|î}ne be#ste#n tage·
		mit #st{e\|æ}[mut r mut][ins t ins]e[[1 i¬#stete~i$ i¬t~i aus i¬r~i gebessert]] / her gedienet h{a\|â}n·!
		n#v h{o^e\|œ}re[[2 i¬ho^ere~i$ i¬hœre ab~i KLD]] ich doch #iehe#n de#s, / #si #s{i\|î} #s{o\|ô} g{u^o\|uo}t·;
		wa#n neigte #si m{i\|î}n h{o\|ô}he klage·
		#s{o\|ô}, / d#c #si eine g#vnde mir,
		d#c ich ir diente {#v\|û}f liebe#n / #Zw{a\|â}#n·. /


		C Obernb 2 = KLD 40 I 2Zitieren
Große Heidelberger Liederhandschrift, Codex Manesse (Heidelberg, UB, cpg 848), fol. 343ra
		II

		[ini M\|2\|rot]it #st{e\|æ}te#m m{#v^o\|uo}te #vn#d {a\|â}ne wan{k\|c}·,
		_#sol\|als_ / ma#n ze>>rehte #st{e\|æ}te#n w{i\|î}be#n diene#n _\|sol_[[1=, Konjektur aus Reimgründen mit KLD]],
		#s{o\|ô} hab / ich d#er g{#v^o\|uo}ten {a\|â}ne dan{k\|c}·
		_\|gedienet_[[1=, Konjektur mit KLD]]. wa{s\|z} dar #vmbe? #si mac / mich noch wol
		vo#n #sende#n #sorge#n #scheide#n·, #si vil / #s{e\|æ}l{i\|e}{g\|c} w{i\|î}{b\|p},
		die ich n{a\|â}ch #s{#v^e\|üe}{#s#s\|z}er liebe habe·,
		d_{u^i\|iu}\|er_[[1=, Konjektur mit KLD]][[4 i¬gewern~i swV. hier mit Akk. der Person (i¬mich~i) und Gen. der Sache (i¬der~i) (vgl. BMZ III, Sp. 583b).]] / mich a{ll\|l}eine ma{g\|c} gew#ern·
		ir h{o\|ô}heverend{u^i\|iu}[[2 i¬hoheverendu^i~i$ i¬hôhe berndiu~i KLD]] / t#vgent, ir mi#nne{k\|c}l{i\|î}cher l{i\|î}{b\|p}·.
		k#v#mt mir m{i\|î}n la#n-/ger k#vmb#er abe·,
		ich wirde #sel{h\|ch}er fr{o^ei\|öu}de#n>>r{i\|î}ch, /
		d#er t{u\|û}#sent h#erzen m{e\|ö}hte#n gern#·. /


		C Obernb 3 = KLD 40 I 3Zitieren
Große Heidelberger Liederhandschrift, Codex Manesse (Heidelberg, UB, cpg 848), fol. 343ra
		III

		[ini W\|2\|rot]il mich d{u^i\|iu} h#erzeliebe niht·
		ir g{#v^e\|üe}te l{a\|â}n / genie{#s#s\|z}en, d#er #si wu#nd#er h{a\|â}t·,
		d#vr w#c #solde ich / da#nne ahte#n iht·,
		wie{s\|z} {#v\|û}f d#er heide an #s#vm#er<<lieht#er / wu#nne #st{a\|â}t·?
		ir r{o\|ô}#sevarwer m#vnt, ir mi#nne{k\|c}l{i\|î}-/ch#er gr{u^o\|uo}{s\|z}·
		ma{k\|c} mir vil m{e\|ê}re fr{o^ei\|öu}de gebe#n·
		da#nne / al d#er vogel #s{#v^e\|üe}{#s#s\|z}er #san{g\|c}·.
		w#c #sol ich #sage#n? wirt / mir vo#n ir niht #sw{#e\|æ}re b{u^o\|uo}{s\|z}·,
		† #s{o\|ô} endert #sich[[1 i¬#sich~i$ anschließend Lücke von ca. 5 Buchstaben]][[2 i¬#sich~i$ i¬sich ellich mîn~i KLD]] / lebe#n· †[[3 Die Textlücke nach i¬#sich~i lässt vermuten, dass der Schreiber Probleme mit der Vorlage hatte, vgl. die Reimpunkte in Str. II.]]
		#vn#d i#st d{u^i\|iu} z{#v^o\|uo}#u#er#siht d{a\|â} hin,
		dar {#v\|û}f ich¦ie / n{a\|â}{h\|ch} [mut a mut][ins f ins]r{o^ei\|öu}de#n[[1 i¬fro^eide#n~i$ i¬f~i gebessert aus i¬a~i]] ran{k\|c}#·. /