Überlieferung: Die Einzelstrophe ist in B und C in nahezu identischer Gestalt überliefert. Gegen die Verbindung mit der Folgestrophe zu einem zweistrophigen Lied, wie sie die identische Initialenfarbe in C nahelegt, spricht die trotz äußerer Ähnlichkeiten (extrem kurze Anfangsverse) sehr unterschiedliche metrische Gestalt.
Form: .2-a 2-a 2b 2b 5c 3-d / 2-e .2-e .2f .2f .5c .3-d // 3c .4-g .7-g
Die c- und d-Reime sind unrein. B 5 ist unterfüllt. Dreisilbiger Auftakt in B 12. Für die Zusammenziehung einzelner kurzer Verse und den entsprechenden Ansatz von Binnenreimen (so teils die älteren Ausgaben) gibt es keinen sicheren Anhaltspunkt.
Obwohl die vielen Paarreime zunächst an eine Reienstrophe denken lassen könnten (so tendenziell MF/MT), gibt sich die Strophe im Gesamtaufbau als Kanzonenstrophe zu erkennen. Die hohe Verszahl ist im Minnesangkontext ungewöhnlich.
Inhalt: Die Strophe bietet den Nukleus des Hohen Sangs: Minneklage eines in Minne Gefangenen mit zugleich behutsam-hoffnungsvollem Werbecharakter und (freilich topischer) selbstreflexiver Thematisierung des Singens.
Florian Kragl / Justin Vollmann