Überlieferung: Die Liedfassungen in den Rubinkorpora von A und C sind im Wortlaut nahe verwandt; allerdings bietet C eine vierte Strophe, die A nicht kennt. Die Version der Würzburger Liederhandschrift (E) steht unter den Liedern Reinmars (Nachträge z2); sie überliefert eine alternative vierte Strophe. In A wird das Rubin-Korpus von diesem programmatischen Lied eingeleitet, das mit seiner ersten Strophe »nicht nur Reinmar-Reminiszenz [...], sondern zugleich auch eine werbewirksame Eröffnung des eigenen Liedkorpus und Verweis auf die eigene artistische Kompetenz und Erfahrung« ist (Schiewer, S. 268).
Form: Stollenstrophe mit dem Schema (.)4a (.)6b / 4a 6b // 3-c 4d 3-c 4d (.)4e (.)6e. Obwohl die Bauform der Strophe, soweit man sie ohne Kenntnis der Melodie beurteilen kann, mit der Wiederholung des Stollens (4 6) am Strophenschluss nach einem repetierten Steg luzide wirkt, ist der Stollen-Sechstakter in der Überlieferung sehr unfest, sogar innerhalb einer Handschrift. Er erscheint als Viertakter in A II,2, als Fünftakter in A II,4, C II,2.4, E IV,4 und wohl auch in ACE I,2 und E IV,2. Um eine Hebung verkürzt ist auch E II,8. Der Auftakt wirkt verglichen mit anderen Liedern Rubins nur schwach geregelt (Abweichungen nicht verzeichnet; vgl. aber Heinen, S. 146).
Inhalt: Die ersten beiden Strophen kreisen um die Zentralidee des lobes, des freudespendenden Frauenpreises, dessen Überschwänglichkeit mit den Qualitäten der Besungenen korrespondiert und eben deswegen die Fähigkeiten des Sängers an seine Grenzen bringt (I,7–10). Außerdem zeigt sich das Dilemma, dass die Geliebte ihr eigenes Lob nicht unbedingt wohlwollend aufnimmt (II). In der dritten Strophe beklagt das Ich, ohne Zusammenhang mit dem Vorangehenden, die depressive Stimmung der welte und stellt die eigenen Freudenquellen dagegen: das Gedenken an das eine wib. Die allein in C vertretene Schlussstrophe (IV) erhebt das wib hyperbolisch über al der werlte froͤiden zil und zur Konkurrenz des Himmelreichs. E bietet eine andere Schlussstrophe, in der der Wert von Mühe und Unbequemlichkeit unterstrichen und diese geradezu in eine Garantie für ein gutes Ende umgedeutet werden.
Intertextuelle Bezüge: In C IV finden sich deutliche Referenzen auf Walthers L 45,37. Die dortigen spielerischen Andeutungen (vogelsanc ist halb ein himelriche, besser als halb ein himelriche ist der Anblick der Geliebten), vergröbert Rubin mit »in ihrer Direktheit ebenso banale[r] wie möglicherweise blasphemische[r] Hyperbolik« (Kaiser, S. 36). Das Lied A Namenl 11–12 et al. (Ein reine hochgemüete) ›repliziert‹ auf das vorliegende Lied bzw. auf Einwände gegen dieses Lied (ebd., S. 35–37).
Sonja Glauch
C Rubin 51 = KLD 47 XVIII 1Zitieren | |||
Große Heidelberger Liederhandschrift, Codex Manesse (Heidelberg, UB, cpg 848), fol. 173va | |||
I | |||
C Rubin 52 = KLD 47 XVIII 2Zitieren | |||
Große Heidelberger Liederhandschrift, Codex Manesse (Heidelberg, UB, cpg 848), fol. 173va | |||
II | |||
C Rubin 53 = KLD 47 XVIII 4Zitieren | |||
Große Heidelberger Liederhandschrift, Codex Manesse (Heidelberg, UB, cpg 848), fol. 173va | |||
III | |||
C Rubin 54 = KLD 47 XVIII 3Zitieren | |||
Große Heidelberger Liederhandschrift, Codex Manesse (Heidelberg, UB, cpg 848), fol. 173va | |||
IV | |||