Überlieferung: Zwei Strophen sind im Rugge-Korpus in BC überliefert, wobei sich vereinzelt Abweichungen im Textbestand finden lassen (z. B. der Austausch des Reimwortes in I,8); C führt zudem eine weitere, fragmentarische Strophe. Halbach, S. 151, und, diesem folgend, von Kraus (MF/KU, S. 255) schreiben den Ton ›Pseudo-Reinmar‹ zu. Zur in der Forschung diskutierten Dichterzuschreibung sowie zur umstrittenen Strophenordnung vgl. MF/MT im Apparat.
Form: .4a .2-b 3-c / .4a .2-b 3-c // .4a .2-b 3-c .4a .2-b 4-c
Str. I und II sind zwölfversige Stollenstrophen, wobei die Form des Abgesangs der des Aufgesangs entspricht (die Strophen sind somit auch als viergeteilte Periodenstrophen lesbar). Der in C unikal überlieferten dritten Strophe fehlen drei Verse. MF/MT fassen je die V. 2+3, 5+6, 8+9 sowie 11+12 zusammen.
Das Reimschema ist in C I,8 durchbrochen. Kein Auftakt in C I,11 und C II,2. III,12 ist vierhebig, was als Indiz dienen kann, den Vers nicht als neunten, sondern als letzten Vers der Strophe zu sehen (neben dem schwierigen semantisch-syntaktischen Anschluss des Verses an den achten) (so auch MF/MT).
Inhalt: Wechsel (in C). Minneglück und Frauenpreis.
Str. I: Der Sprecher sucht nach Rat; jedoch braucht er keine Hilfe im Minnewerben, sondern möchte sein Glück bewahren: Wie kann er diejenige behalten, in deren Gnade sein Heil liegt? Sie kann ihm seine Sorgen nehmen; ihre Güte hat ihn erhöht.
Str. II: Erst hat er Erzählungen über sie gehört (die Formulierung in C lässt sich auch so verstehen, dass der Sprecher in der Rolle eines heimlichen Dritten das mitgehört hat, was der Dame erzählt wurde – über ihn?), dann sie mit seinen Augen gesehen. Er hat erlebt, wie sie die swere (II,9) nehmen und ihm Freude schenken kann.
Str. III: In der letzten Strophe wird die Perspektive des Mannes von der der Frau gespiegelt: Sie will ihm (weiter) Freuden schenken.
Sandra Hofert